Mittelschwaebische Nachrichten
Sicherheit statt Bequemlichkeit
Warum der Kammeltaler Gemeinderat mehrheitlich für ein Hochbord in Egenhofen ist
Kammeltal Die wichtigste Entscheidung vor voll besetzten Zuhörerplätzen im Kammeltaler Gemeinderat ist in Sachen Straßenausbau im Ortsteil Egenhofen gefallen. Dort wurde in Zusammenarbeit mit Anliegern ein nach den Worten von Bürgermeister Matthias Kiermasz tragfähiger Kompromiss erzielt. Der abgespeckte Ausbau wird gegenüber der ursprünglichen Variante fast ein Drittel günstiger.
Bisher sollte er 1,7 Millionen Euro kosten, nun 1,2 Millionen. Der Kellerbergweg, der vor allem als Zufahrt zu zwei Firmengrundstücken dient, wird ebenfalls als Sparvariante ausgebaut. Mehrere Gemeinderäte äußerten Bedenken, ob die knappe Asphaltdecke die starke Belastung durch schwere Baggerfahrzeuge aushalte. Allein wegen der seit Jahren ungenehmigten Nutzung eines Betriebsgeländes könne die Bauklasse nicht hochgeschraubt werden, was von allen Anliegern mitbezahlt werden müsse, erklärte Bürgermeister Kiermasz. Mit knapper Mehrheit beschloss das Gremium einen Gehsteig mit Hochbord. Der wurde vom planenden Ingenieurbüro wegen der höheren Sicherheit für Fußgänger empfohlen. Das wurde nicht von allen Gemeinderäten so gesehen. „60 bis 65 Prozent in Egenhofen sind für Niederbord, vor allem wegen der Landwirtschaft“, argumentiert Gemeinderat Johann Böck und Josef Miller sah eine zusätzliche Gefahr, wenn Fußgänger wegen parkender Fahrzeuge auf die Straße ausweichen.
Bei einem Niederbord müsste allerdings der Unterbau tragfähiger erfolgen, damit der Bürgersteig von schweren Fahrzeugen benutzt werden könnte. Bürgermeister Kiermasz untermauerte sein Plädoyer für die Hochbordvariante mit einigen Beispielfotos von seiner Ansicht nach problematischen Niederbordgehsteigen wie in Ebersbach oder Kleinkötz. Gemeinderat Thomas Finkel wollte das nicht akzeptieren: In Deubach sei trotz Niederbordlösung und Autobahnumleitungsstrecke noch niemand zu Schaden gekommen. Dem Wunsch, die Gehsteigbreite von 1,50 auf 1,20 Meter zugunsten der Fahrbahn zu reduzieren, wurde nicht entsprochen.
Als „sehr, sehr positives Jahresergebnis“schätzte Bürgermeister Kiermasz die Abschlussbilanz von 2016 ein. Danach konnte die Kommune die Zuführung – also den Überschuss aus dem Verwaltungshaushalt – an den Vermögenshaushalt um satte 205 000 Euro auf insgesamt fast 680000 Euro erhöhen, 43 Prozent über dem Haushaltsansatz. Einschließlich einiger außerund überplanmäßiger Ausgaben wie Fahrzeugreparaturen wurde das Jahresergebnis einstimmig abgesegnet. Als „unangenehme“Information deklarierte der Rathauschef hingegen die Nachricht über eine Änderung der Bebauungsflächen im Kammeltaler Ortsteil Hartberg. Nach Klagen von Anliegern gegen die Abrechnung der LED-Straßenbeleuchtung hat das Landratsamt Günzburg die Festlegung von Innenund Außenbereichen neu geregelt. Einige Grundstückseigentümer, deren Flächen nun teilweise im Außenbereich liegen, müssen weniger zahlen, andere dagegen mehr. Bürgermeister Kiermasz rechnet bereits mit erneuten Widersprüchen gegen die geänderte Grenzziehung, die den Verlust des Baurechts für einige Grundstücksbesitzer bedeute.
Als problematisch beim schweren Unwetter mit Starkregen Anfang Juli hat sich eine Abflussmulde mit Gitter in Goldbach herausgestellt. Die Folge war die Überflutung der Kreisstraße in Wettenhausen und der Fußgänger- und Radlerunterführung (wir berichteten). Da sei bürgerliches Engagement gefragt, meinte Zweiter Bürgermeister Johann Anwander, Strauchwerk zu entfernen, wenn es die Abläufe zusetze. Bürgermeister Kiermasz dankte allen Einsatzkräften, die bei Unwettern geholfen hatten, die teils heftigen Auswirkungen durch Wassermassen und umgestürzte Bäume zu beseitigen. Eine Anregung von Gemeinderätin Marlene Späth, mit Landwirten nach Möglichkeiten zu suchen, wie die Bewirtschaftung von Feldern so gelöst werden könne, dass es bei Starkregen nicht zu folgenschweren Überflutungen komme, werde aufgegriffen, so Kiermasz. (wk)