Mittelschwaebische Nachrichten
Die Kliniken sind gut aufgestellt
Die Stippvisite von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe diese Woche im Kreis Günzburg ist auch dem Bundestagswahlkampf geschuldet. Denn auf diese Weise wird dokumentiert, dass christsoziale Politiker aus der Region, ob sie nun auf Bundesoder Landesebene agieren, nicht zu den Hinterbänklern gehören, sondern Mitglieder des Bundeskabinetts in den Heimatwahlkreis bewegen können.
Und natürlich haben auch die für den Besuch ausgewählten Krankenhäuser in Ichenhausen und Krumbach die Gelegenheit gerne ergriffen, um darzulegen, was ihnen in der praktischen Arbeit so viel Schwierigkeiten bereitet.
Bei aller Klage und subjektiv empfundener Schieflage: In den vergangenen Jahrzehnten ist ziemlich viel richtig gelaufen im Landkreis Günzburg. Gesundheitsminister Gröhe betonte mehrfach, es komme nicht auf ein einzelnes Krankenhaus an, sondern auf die ganze „Krankenhauslandschaft“. Die, darf man dem Minister zurufen, ist im Landkreis Günzburg bereits seit geraumer Zeit gut geordnet zu besichtigen.
Natürlich wurden in den 70erund 80er-Jahren die Diskussionen um bevorstehende Schließungen von Kreiskrankenhäusern hochemotional geführt. Der Leserbrief einer Frau, dass sie lieber in der Gartenlaube als in Günzburg entbinden würde, ist JettingenScheppachs Bürgermeister Hans Reichhhart noch heute in Erinnerung.
Letztlich haben die einstigen Kreisklinikstandorte Burgau, Ichenhausen, Thannhausen und Jettingen allesamt die allgemeine medizinische Grundversorgung aufgeben müssen, um etwas Neues zu gewinnen und nicht alles zu verlieren. Die Umwandlung in Seniorenheime war ein zukunftsweisender Schritt in einer Zeit, in der sich eher Eingeweihte mit dem demografischen Wandel und seinen Folgen befasst haben.
Eine Spezialisierung etwa mit dem Therapiezentrum Burgau für Schädel-Hirn-Verletzte oder der Fachklinik Ichenhausen war in diesen Fällen der richtige Weg, um eine möglichst vielfältige Kliniklandschaft zu erhalten, die sich so wohnortfern wie nötig und so wohnortnah wie möglich aufstellt.
Die Nähe zwischen Kreis- und Bezirkskrankenhaus (BKH) in Günzburg ist nicht zum Schaden der Patienten, die sich, falls nötig und wenn die Vernetzung stimmt, auf das Know-how und das Engagement der Mediziner beider Häuser verlassen können.Und noch eines ist beachtlich: Der Umstand nämlich, dass das BKH für die naheliegende Uniklinik Ulm zugleich akademisches Lehrkrankenhaus ist. Insgesamt steht der Landkreis damit weit über dem, was in ländlich strukturierten Regionen normalerweise anzutreffen ist.