Mittelschwaebische Nachrichten
Wie beugt man Legionellen im Leitungswasser vor?
Wenn Hausverwaltung, Eigentümer und Bewohner ihre Pflichten einhalten, profitieren am Ende alle
Günzburg Hängt im Wohnhaus eine Legionellen-Warnung aus, reagieren die Bewohner entweder mit Panik oder Gleichgültigkeit, hat Edith Mascha festgestellt. Sie ist Geschäftsführerin der Haus + Grundbesitz Immobilien GmbH, die die Wohnanlage in Günzburg verwaltet, in der kürzlich eine erhöhte Legionellenkonzentration gemessen wurde.
Dazu stellt sie klar, dass eine Gefährdungsanalyse längst in Auftrag gegeben wurde. Die Bewohner habe man per Aushang informiert. Natürlich auf Deutsch, sagt sie, denn in dem Objekt in der Augsburger Straße in Günzburg lebten 15 Nationalitäten und einen Aushang in allen Sprachen zu verfassen, sei kaum machbar. Generell stellt sie fest, „dass ganz viele Leute überhaupt keine Ahnung haben von Legionellen“. Daher sei es wichtig, Bewohner und Eigentümer zu sensibilisieren. Denn viele Pflichten laut Trinkwasserverordnung seien oft einfach nicht bekannt. So seien die Bewohner beispielsweise verpflichtet, alle 72 Stunden die Leitungen zu spülen, erklärt Mascha. Der für das Haus zuständige Energiedienstleister Techem hat einen Spülplan entworfen, in dem es unter anderem heißt: „Die Entnahmestelle ist drei Minuten mit heißem und anschließend drei Minuten mit kaltem Wasser zu spülen“.
Denn steht das Wasser lange in der Leitung, können sich die Keime vermehren und Brutstätten entstehen. Das größte Problem in Wohnanlagen ergibt sich Mascha zufolge daher auch, wenn ein Bewohner im Urlaub ist, eine Wohnung länger leer steht oder nur am Wochenende bewohnt wird und somit nicht regelmäßig gespült wird. Laut Trinkwasserverordnung müssten die Bewohner oder Eigentümer für diesen Zeitraum theoretisch jemanden beauftragen, der regelmäßig die Leitungen spült, sagt sie. Inzwischen gebe es sogar Armaturen, die das automatisch machen.
Ein anderer Punkt sei, Armaturen, Duschschläuche und Perlatoren regelmäßig zu reinigen und zu erneuern, damit sich dort keine Keime festsetzten. Der Perlator, auch Strahlregler genannt, ist eine Düse, die oft am Auslauf des Wasserhahns angebracht ist. Die Initiative Raumluft und Trinkwasser empfiehlt auf ihrer Webseite, diesen mindestens einmal pro Jahr auszutauschen.
Edith Mascha fragt sich außerdem, ob der Grenzwert von 100 kolonienbildenden Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter – so viel beträgt die einzuhaltende Legionellenkonzentration nach der Verordnung – nicht zu niedrig angesetzt ist. „Das ist meine subjektive Meinung. Es haben aber auch schon Fachleute zu mir gesagt“, erklärt sie. Schließlich müsse man Duschen laut Gesetzgeber erst ab 10000 KBE sperren. In der Günzburger Wohnanlage waren 3100 KBE gemessen worden.
„Ich weiß noch nicht, was hier die Ursache ist“, sagt sie. Die Heizanlage sei relativ neu, thermische Regulierventile verbaut und die vorgegebenen Temperaturen nahezu überall erreicht. „Wir müssen schauen, dass die technischen Anlagen in Ordnung sind.“Mascha wünscht sich aber auch entsprechendes Nutzerverhalten. „Jeder schimpft, dass die Wohnkosten so hoch sind, aber die Auflagen, die man als Eigentümer bekommt und die ganzen Proben, Analysen und Maßnahmen sind auch ein Kostentreiber.“