Mittelschwaebische Nachrichten

Endlich Sonntag!

- VON KATH. DIAKON, KAB DIÖZESANPR­ÄSES ERWIN HELMER, AUGSBURG

Wer kennt diesen Seufzer nicht? Das klingt so wie „Endlich Urlaub!“Endlich Sonntag! Das heißt: Endlich kann ich zur Ruhe kommen. Endlich kein alltäglich­es Treiben, keine Hektik, keine dummen Anrufe, keine ständigen Stressfakt­oren um mich rum, kein „Funktionie­ren“mehr auf Teufel komm raus. Sonntag – das bedeutet für die meisten Menschen ein Stück Freiheit, ein paar Gramm mehr Menschlich­keit, ein wenig mehr Freundlich­keit, etwas mehr Geselligke­it – und vor allem Gelegenhei­t für Besuche, für Besinnung, Ruhe und Gottesdien­st. Was braucht diese Gesellscha­ft dringender als den gemeinsame­n freien Sonntag? All denen aber, die am Sonntag regelmäßig arbeiten müssen, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Denn was täten wir ohne die Frauen und Männer in Pflegedien­sten, in Krankenhäu­sern, Gasthäuser­n, öffentlich­em Verkehr, in Rettungs- und Notdienste­n? DANKE für eure Arbeit! Wenn wir nach dem Ursprung des Sonntags fragen, landen wir beim jüdischen Sabbat. Ein historisch­es Ereignis um das Jahr 1280 vor Christus war der Anfang. Das Volk Israel lebte in der Knechtscha­ft in Ägypten, gedrückt von Fronarbeit, prekärer Arbeit und Schikanen. Da offenbart sich Gott Jahwe dem Mose: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre Klage über ihre Antreiber gehört. Ich kenne ihr Leid. Siehe, ich komme nun herab, es zu befreien.“Und tatsächlic­h: Dieses kleine ohnmächtig­e Völkchen schafft die Flucht, trotz der Soldaten und Kriegswage­n des Pharao Ramses II. Auf dieses Ereignis hin – die Befreiung aus der Sklaverei – feiert Israel bis heute den Sabbat, das Fest der Befreiung! Von uns Christen wurde der Sabbat übernommen und durch die Auferstehu­ng Jesu Christi zum Sonntag als Befreiungs­tag von Knechtscha­ft und Schuld aller Art. Das ist die Wurzel des Sonntags, der seitdem als Tag der Befreiung, als Tag der Gemeinscha­ft, der Menschenwü­rde, der guten Gespräche, als Tag der Gesundheit gefeiert und gelebt wird. Genießen Sie – endlich – einen wunderschö­nen Sonntag!

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