Mittelschwaebische Nachrichten
Neue Impulse für eine langjährige Tradition
Seit der Feier in Waldheim sind die Gemeinde Kammeltal und die Sanitätskompanie aus Dornstadt Paten
Kammeltal 50 Jahre nach der ersten Patenschaft zwischen der damaligen Gemeinde Wettenhausen und der Bundeswehr in Günzburg, wurde am gestrigen Sonntag diese Patenschaft mit dem Austausch der offiziellen Urkunden feierlich erneuert. Im feierlichen Rahmen des Feldgottesdienstes an der Gedenkstätte des früheren Bombenabwurfplatzes im Ortsteil Waldheim unterstrich Kammeltals Bürgermeister Matthias Kiermasz diese „gute und schöne Tradition“.
Als „sperrige, fast schon antiquierte Definition“wirke die Beschreibung der Patenschaft als „freiwillige Übernahme einer Fürsorgepflicht“. Solche Kontakte wirkten in Zeiten von sozialen Medien fast antiquiert. Manche Tradition der Bundeswehr werde heute kritisch hinterfragt. Aber die Parlamentsarmee habe einen beispiellosen Transformationsprozess durchgemacht. „In diesen manchmal stürmischen und zuweilen auch aufreibenden Zeiten“, so der Bürgermeister, haben sich Bevölkerung und Gemeinderat gewünscht, die 50-jährige Tradition der Verbindung zur Truppe wieder formell zu besiegeln. Die Soldaten seien für die Sicherheit Deutschlands weltweit im Einsatz und enormen Belastungen ausgesetzt. In ganz unruhigen Zeiten multipolarer Konflikte und Krisen stünden die Kameraden „für unser Wohlergehen ein“. Dafür gebühre ihnen Dank, Anerkennung und Unterstützung, sagte Kiermasz.
Als Chefin der 4. Kompanie des Sanitätsregiments 3 in Ulm-Dornstadt, erinnerte Oberfeldärztin Gitta Hermann an die Bedeutung des Feldgottesdienstes als Mahnung, dass die Fehler und Gräueltaten zweier Weltkriege sich nicht wiederholen dürften. Daher müsse eine Armee und deren Soldaten fest in die Gesellschaft integriert und mit deren Wertesystem verwoben sein: „Eine Armee darf mit ihren Soldaten nicht neben der Gesellschaft existieren“, sagte die Medizinerin im Rang eines Oberstleutnants, „sie muss fest mit ihr verbunden sein.“ Angesichts der jetzigen Freiwilligenarmee, im Gegensatz zur früheren Wehrpflicht, sei dies eine besondere Herausforderung.
Da heute viele Einsätze außerhalb der Heimat stattfänden, müssten sich die Soldaten auch viel Kritik anhören. Solche Meinungsäußerungen führten nach Ansicht der Oberfeldärztin dazu, dass sich Soldaten der Bundeswehr davor hüten würden, in einen kritischen Diskurs mit Nichtsoldaten zu gehen. Umso wichtiger sei es deshalb, die Verankerung der Armee in der Gesellschaft und den kritischen Diskurs aktiv voranzutreiben. Dem diente die langjährige Tradition der Patenschaften. Zwischen der Bundeswehr und der Gemeinde Kammeltal wurde diese bereits 1967, zwischen der damals selbstständigen Gemeinde Wettenhausen mit dem Günzburger Transportbataillon, begründet. Nach dessen Auflösung wechselten viele der Soldaten zum Logistikbataillon nach Ulm-Dornstadt und die Patenschaft zog ebenfalls mit.
Mittlerweile wurde auch das Logistikbataillon aufgelöst und das Sanitätsregiment 3 neu aufgestellt. Die junge Kompanie mit vielen jungen Soldatinnen und Soldaten – die Sollstärke beträgt 100 Kräfte, jeweils zur Hälfte männlich und weiblich – hatten laut Gitta Hermann bisher noch keine Patenschaft mitbekommen. Aber die Soldaten hätten seit dem vergangenen Jahr immer wieder die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Gemeinde Kammeltal erlebt, was erst am Samstag wieder im Zusammenhang mit dem Fußballspiel – das übrigens diesmal mit 10:1 für das mit aktiven Spielern verstärkte Kammeltal-Team endete – bestätigt wurde.
Vor dem offiziellen Austausch der Patenschaftsurkunden wurde beim ökumenischen Feldgottesdienst mit Ichenhausens neuer Pfarrerin Christa Auernhammer und Pfarrer Johannes Kuhn aus Wiesenbach der Millionen Opfer der beiden Weltkriege gedacht. Der Gottesdienst mit rund 30 Soldaten- und Kameradschaftsvereinen mit ihren Fahnenabordnungen, wurde vom Musikverein Behlingen-Ried begleitet.