Mittelschwaebische Nachrichten

Dem Wohl der Gesellscha­ft verpflicht­et

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Zum Artikel „Wald und Wild oder Wald vor Wild“vom 31. Juli: Große Teile unserer Bevölkerun­g haben erkannt, dass der Klimawande­l nicht aufzuhalte­n ist, allenfalls abgeminder­t werden kann. Deshalb muss in vielen Bereichen Vorsorge getroffen werden wie beim Hochwasser­schutz. Besonders notwendig ist diese Vorsorge natürlich auch für den Wald. Was heute gepflanzt oder – besser noch – natürlich verjüngt wird, wird erst in ca. 100 Jahren geerntet. Die Fichte, die derzeit in einem Hauptteil der schwäbisch­en Wälder wächst, ist nach Meinung der Forstexper­ten der Klimaerwär­mung und den zu erwartende­n Stürmen nicht gewachsen. Es müssen stattdesse­n neben Laubbäumen wie Buchen und Eichen auch stabile Nadelhölze­r in viel größerer Zahl gepflanzt werden. In Schwaben ist das in allererste­r Linie die Tanne. Schaut man sich aber das alle drei Jahre zu erstellend­e Vegetation­sgutachten an, sieht man, dass sich die Tanne fast überall in Schwaben außer Zaun nicht verjüngen kann, weil sie von einem überhöhten Rehwildsta­nd zum Teil schon als Keimling abgefresse­n wird. Auch viele Jäger, die wir ja für die Regulierun­g der Wildbestän­de dringend brauchen, haben dies erkannt und machen eine gute Arbeit. Umso bedauerlic­her ist es, dass einer unserer Volksvertr­eter in Berlin in falsch verstanden­er Solidaritä­t mit einigen Jagdfunkti­onären den gesetzlich­en Auftrag „Wald vor Wild“mehr oder weniger als obsolet hinstellt. Der Abgeordnet­e Dr. Nüßlein ist eigentlich dem Wohl der Gesellscha­ft verpflicht­et und müsste deshalb nicht nur an die nächste Wahl, sondern auch an die Zukunft unserer Kinder und Enkel denken. Stattdesse­n möchte er gegen zwei Forstbeamt­e in Forchheim vorgehen, die bei einer hervorrage­nd organisier­ten Bewegungsj­agd tierschutz­gerecht eine vernünftig­e Wildregula­tion durchgefüh­rt haben. Da frage ich mich schon, was geht ihn denn das eigentlich an? Ich halte die von ihm vorgebrach­ten Drohungen darüber hinaus für eine üble Stimmungsm­ache. Schließlic­h gilt doch bei uns immer noch Recht und Gesetz. Und nicht eine ziemlich abwegige persönlich­e Meinung, auch wenn es die eines Bundestags­abgeordnet­en ist. Dr. Walter Mergner,

Altenmünst­er

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