Mittelschwaebische Nachrichten
Warum wir beim Bügeln mitunter scheitern
Da steht man also: In der Hand das heiße Bügeleisen, vor einem auf dem Brett das völlig verknitterte Hemd. Doch egal, wie viel gespritzt, gedampft, gepresst und geheizt wird, die Falten bleiben. Sie legen sich nicht, sind völlig immun gegen Hitze. Es ist zum Verzweifeln. Irgendwann scheint die einzige Lösung zu sein, die Falten einfach wegzubrennen, anstatt die Niederlage hinzunehmen. Warum nur ließ sich das Hemd davor so problemlos plätten und dieses hier widersetzt sich?
Richard Sterr ist stellvertretender Obmann beim bayerischen Textilreinigungsverband. Falten verschwinden zu lassen, ist gewissermaßen sein Beruf – unter anderem. Sterr sagt: „Wenn Knitter nicht aus Stoffen verschwinden, kann das zwei Gründe haben.“Der eine ist der Stoff selbst. Denn je mehr Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen er enthält, desto hartnäckiger bleiben die Falten. Das liegt daran, dass sie beim Waschen mehr Wasser aufnehmen. Sie dann durch das Bügeln wieder zu trocknen und platt zu machen, ist viel schwerer als bei Kunstfasern. Denn sie blieben auch beim Waschen geschlossen und nähmen gar kein Wasser auf, erläutert Sterr. Und so lassen sich Dinge aus Kunstfasern sehr viel leichter bügeln. „Naturfasern brauchen viel höhere Temperaturen, um wieder glatt zu werden. Das schafft ein normales Dampfbügeleisen meist gar nicht“, sagt Sterr. Denn diese werden nicht so heiß, sagt der Fachmann.
Der zweite Grund ist viel ärgerlicher. Denn es geht um Hemden, die das Prädikat „bügelfrei“tragen. Hin und wieder kommt es vor, dass sie besonders verknautscht aussehen und auch gewissenhaftes Bügeln daran nichts ändert. Warum? Sterr erklärt, dass der Stoff beschichtet ist. Eigentlich, damit er ungebügelt wieder faltenfrei wird. Wenn man beim Waschen aber diese Beschichtung beschädigt, etwa durch zu hohe Temperatur oder zu kräftiges Schleudern, gehen die Falten mit einem normalen Bügeleisen nicht mehr weg. Aus „bügelfrei“wird „bügelresistent“. Das Einzige, was noch hilft, ist, das Hemd in die Reinigung zu bringen. Ein Fachmann hat oft andere Geräte zur Verfügung und kann so alle Knitter tilgen, verspricht Sterr. Die zweite Alternative wäre, ein Sakko zu tragen.