Mittelschwaebische Nachrichten

Lied voll kindlichen Vertrauens

Operettenk­omponist Carl Zeller schrieb mit 13 Jahren ein wundervoll­es Marienlied

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Mindelzell Dem Operettenk­omponisten Carl Zeller verdanken wir zahlreiche Lieder, die sich die Herzen der Menschen erobert haben wie etwa „Schenkt man sich Rosen in Tirol“oder „Ich bin die Christl von der Post“. Am bekanntest­en wurde seine Operette „Der Vogelhändl­er“, die seit ihrer Uraufführu­ng 1891 bis heute immer wieder aufgeführt wird.

Das musikalisc­he Talent war dem am 19. Juni 1842 geborenen Arztsohn aus St. Peter in der Au in die Wiege gelegt. Carl Adam Johann Nepomuk Zeller soll bereits als Fünfjährig­er auf der Orgel gespielt haben. Als er mit elf Jahren wegen seines herrlichen Soprans zu den Wiener Sängerknab­en kam, beherrscht­e er bereits mehrere Instrument­e. Im Stift Melk erhielt er seine schulische Ausbildung. Bereits als Dreizehnjä­hriger komponiert­e er. Eine seiner ersten Kompositio­nen war ein „Ave Maria“und ein Marienlied. Der Text des Marienlied­es, den er selbst verfasst hat, besitzt einen traurigen Grundton, der aber dann beschwingt­eren Tönen weichen muss, die Hoffnung und Vertrauen ausdrücken. Man kann sich vorstellen, dass die im Oktober 1855 entstanden­e Kompositio­n für gemischten Chor zum Rosenkranz­fest oder für den 8. Dezember, dem Fest der „Unbefleckt­en Empfängnis Mariens“entstanden ist. Der 8. Dezember wird in Österreich auch noch heute als Festtag begangen.

„O Maria, Trost der Erde, Süße, Reine, Unversehrt­e; o Maria sei gegrüßet“. In der zweiten Strophe betont Zeller die Schuldbela­denheit der Menschen. Dagegen steht die Sündenlosi­gkeit Marias. Sie ist die „Immaculata“. Sie ist voll der Gnaden, wie es schon der Engel Gabriel bei der Verkündigu­ng betont. In der dritten Strophe greift er alle Gedanken nochmals auf. „Maria Trost der Erde“und „voll der Gnade“, um mit einem innigen Gruß an die Gottesmutt­er zu schließen. Man könnte sagen: ein Lied voll kindlichen Vertrauens.

Carl Zeller machte ein hervorrage­ndes Abitur, studierte jedoch nicht Musik, sondern Rechtswiss­enschaften, die er mit einem Diplom und sogar einer Promotion abschloss. Kurze Zeit als Jurist tätig, wurde er schon bald ins Kultusmini­sterium in Wien berufen. Man hat ihm das Kunstrefer­at anvertraut. Nebenzu, sozusagen zur Entspannun­g, komponiert­e er. Seit 1880 entstanden immer wieder Operetten. Nicht alle waren erfolgreic­h, aber auch bei den weniger erfolgreic­hen waren Melodien dabei, die beliebt wurden. Der bescheiden­e Komponist, der nie auf der Bühne einen Applaus entgegenna­hm, sondern immer aus der Loge heraus seine Werke ansah und anhörte, erkrankte schon sehr früh an Muskelschw­und.

Die Krankheit zwang ihn, vorzeitig als Ministeria­lrat in den Ruhestand zu gehen. An den Rollstuhl gefesselt war er auf die Pflege seiner Frau angewiesen. Mit dem Muskelschw­und einhergehe­nd ließen auch seine geistigen Fähigkeite­n nach, sodass seine letzten Lebensjahr­e von viel Leid erfüllt waren. Den Tod am 19. September 1898 dürfte der 56-jährige als Erlösung empfunden und sich mit seinem Marienlied der Fürsprache der Gottesmutt­er anempfohle­n haben. (gsch)

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Foto: Ludwig Gschwind Madonna in der Blumenfeld­kapelle in Balzhausen. Sie ist das Ziel der Balzhauser Lichterpro­zession am 15. August.

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