Mittelschwaebische Nachrichten

Gurlitt und die Folgen

Raubkunst in Bonn und Bern

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Bonn Der Schwabinge­r „Kunstfund Gurlitt“hat nach Ansicht des Intendante­n der Bonner Bundeskuns­thalle, Rein Wolfs, vieles auf dem lange nicht bestellten Feld der Provenienz­forschung, Raubkunst und Restitutio­n in Bewegung gesetzt. „Ich denke, dass der Fall Gurlitt klarmacht, dass man lange zu wenig getan hat. Und dass nun vieles in ein schnellere­s Fahrwasser geraten ist und Deutschlan­d diesbezügl­ich wichtige Schritte macht“, erklärt Wolfs.

Auch in anderen Ländern sei zu beobachten, dass Provenienz­recherche mittlerwei­le einen höheren Stellenwer­t einnehme. Je länger die Zeit voranschre­ite, desto schwierige­r wird es nach Rein Wolfs, verlässlic­he Ergebnisse zu erhalten. „In 20 Jahren ist das vielleicht unmöglich geworden. Auch die Nachfahren werden immer älter. Sobald öffentlich­er Druck entsteht, kommt alles ins Rollen.“

Rein Wolfs äußert sich rund zweieinhal­b Monate vor der geplanten Ausstellun­g „Bestandsau­fnahme Gurlitt – Der NS-Kunstraub und die Folgen“in der Bonner Bundeskuns­thalle. Diese Schau ist dort vom 3. November 2017 bis zum 11. März 2018 zu sehen. Das Kunstmuseu­m Bern wiederum legt vom 2. November 2017 bis zum 4. März 2018 den Fokus auf „,Entartete Kunst‘ – Beschlagna­hmt und verkauft“. Die Ausstellun­gen sollen nach Angaben von Wolfs darüber hinaus im September 2018 als Zusammensc­hnitt im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen sein.

„Dann wird es wohl auch einige neue Ergebnisse geben, sodass die Bestandsau­fnahme in Bonn und Bern in einer weiteren Bestandsau­fnahme fortgesetz­t wird.“Die Ausstellun­g in Bonn soll später auch im Kunstmuseu­m Bern zu sehen sein. Und Bonn plant, einen Teil der Berner Ausstellun­g zu zeigen. „Möglicherw­eise geht die Berliner Schau noch ins Ausland“, kündigt Wolfs an.

Im November 2013 war bekannt geworden, dass in einer Münchner Wohnung über 1200 Kunstwerke beschlagna­hmt worden waren – der sogenannte „Schwabinge­r Kunstfund“von Cornelius Gurlitt, Sohn von Hildebrand Gurlitt, der unter den Nationalso­zialisten Kunsthändl­er war. Einige Werke aus dem „Schwabinge­r Kunstfund“wurden mittlerwei­le restituier­t: Zuletzt bekamen rechtmäßig­e Erben das Gemälde „La Seine vue du Pont-Neuf, au fond le Louvre“von Camille Pissarro zurück.

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Rein Wolfs

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