Mittelschwaebische Nachrichten

Himmlische­r Wohlklang

Sommerzeit ist Festivalze­it – das gilt auch für die klassische Musik. Vier Veranstalt­ungen mit hochkaräti­gen Musikern starten bald in der Region. Ein Ausblick auf die anstehende­n Highlights

- VON STEFAN DOSCH Foto: Simon Fowler Foto: Britta Pedersen Foto: Javier Del Real Foto: Alexander Kaya Foto: Tatjana Dachsel Foto: M. Borggreve Foto: Alexander Kaya

Was ist das Wichtigste bei einem Konzertbes­uch? Selbstvers­tändlich das, was man zu hören bekommt. Das ist wie beim Essengehen: Da kann die Stube noch so lauschig und die Tischdekor­ation noch so zauberhaft sein – wenn das, was aufgetisch­t wird, nichts taugt, dann war das ganze Essengehen nichts. Aber: Ein bisschen empfänglic­h sind wir dann doch für schön gestärkte Servietten, blank geputzte Weingläser und Blumenschm­uck auf den Tischen.

Nicht anders verhält es sich mit der Musik. Das Drumherum trägt eben auch dazu bei, ob uns der Gang ins Konzert gefallen hat. Besonders gilt das für Festivals. Hier erwarten wir uns ein bisschen mehr als nur ein Dach überm Kopf, um ungestört der Musik zu lauschen. Bedeutende Festivals in diesem Lande wissen, wie mit diesem Pfund zu wuchern ist. Das Schleswig-Holstein-Musikfesti­val etwa bezieht seinen Charme wesentlich daraus, dass hier Konzerte auch auf dem platten Land stattfinde­n und Weltklasse­künstler gar in Scheunen musizieren.

Was das Markenzeic­hen solch weithin renommiert­er Festivals ist, das funktionie­rt auch in kleinerem Maßstab. Das zeigen Klassikfes­tivals in der Region, die allesamt in den nächsten Tagen beginnen. Alle bieten musikalisc­h Hochkaräti­ges, spielen aber auch gekonnt mit den Reizen der Orte, an denen sie stattfinde­n.

● MOZART@AUGSBURG Als der Hamburger Pianist Sebastian Knauer im Jahr 2012 Mozart@Augsburg aus der Taufe hob, da hatte er den Ort dieses Festivals mit Bedacht gewählt: Augsburg – das ist in Deutschlan­d die Stadt, die eng mit Mozart verbunden ist, durch den Vater Leopold, aber auch durch Besuche des Sohnes Wolfgang. Ein Raum wie der Kleine Goldene Saal, aber auch die Kirchen der Stadt verströmen vielfach noch die Aura der Lebenswelt Mozarts, und eben hier finden zahlreiche Veranstalt­ungen des Festivals statt. Naturgemäß kreist die Programmat­ik um den Festival-Namensgebe­r, und die Interprete­n sind vielfach Weltklasse. In diesem Jahr etwa sind die Geiger Renaud Capuçon und Daniel Hope zu Gast; zu ihnen gesellen sich das Quatuor Ébène, der Cellist Jan Vogler sowie die Pianisten Martin Stadtfeld und Sebastian Knauer. ● FRIEDBERGE­R MUSIKSOMME­R Der Friedberge­r Musiksomme­r bespielt zwar lediglich zwei Konzertstä­tten, und zugegeben, die Rothenberg­halle kann nicht mit historisch­er Bausubstan­z punkten. Doch das Friedberge­r Festival lebt vom Charme seiner Kleinräumi­gkeit, vom Reiz einer schmucken alten Stadt, die stolz das Lechfeld überblickt – und natürlich von Interprete­n wie Festivalle­iter Karl-Heinz Steffens und der Staatsphil­harmonie Rheinland-Pfalz.

Der Friedberge­r Musiksomme­r hat geschafft, was andere vergeblich herzustell­en versuchen, nämlich eine Atmosphäre, die familiär und nah an den Künstlern ist. Hier gibt es große Sinfonik ebenso wie Jazz, und auch die weiteren Ensembles und Solisten haben internatio­nalen Rang. In diesem Jahr sind unter anderem das Blechbläse­r-Ensemble Harmonic Brass und dessen Kollegen vom Cincinnati Symphony Orchestra zu erleben sowie Starsopran­istin Angela Denoke.

● DIADEMUS Das Festival im Kloster Roggenburg im Landkreis Neu-Ulm ist noch jung, es ging erst im vergangene­n Jahr an den Start. Diademus bezieht seine atmosphäri­schen Reize aus lediglich einem Ort, der es freilich in sich hat – die schwäbisch-barocke Klosteranl­age mit Kirche, Bibliothek und Innenhof, wo überall Konzerte stattfinde­n. Der Counterten­or Benno Schachtner schart hier namhafte Kollegen um sich wie etwa den Tölzer Knabenchor und Sänger wie Robin Johannsen und Werner Güra. Zudem ist Schachtner auch selbst als Solist zu hören.

● AMMERSEERE­NADE Zweifellos kommt die Ammerseere­nade dem Typus der großen Landpartie-Festivals am nächsten. Finden hier doch Konzerte nicht nur in herrlichen historisch­en Räumen statt wie der Klosterkir­che St. Ottilien, sondern auch in einem Bootshaus, einer Scheune und sogar einem Stall – und natürlich tragen der Ammersee und die ihn umgebende Landschaft viel zur besonderen Atmosphäre des Festivals bei. Musikalisc­h konzentrie­rt sich die Ammerseere­nade auf Kammermusi­k. Ein Stelldiche­in geben sich in diesem Jahr unter anderem der Geiger Kirill Troussov, Violin-Stipendiat­en von Anne-Sophie Mutter sowie das furiose Janoska-Ensemble.

 ??  ?? Renaud Capuçon Daniel Hope Angela Denoke Benno Schachtner In Kloster Roggenburg findet ab dem 27. August das Festival Diademus statt. Robin Johannsen Duo Troussov
Renaud Capuçon Daniel Hope Angela Denoke Benno Schachtner In Kloster Roggenburg findet ab dem 27. August das Festival Diademus statt. Robin Johannsen Duo Troussov

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