Mittelschwaebische Nachrichten

Die TSG trotzt nach der Niederlage

Die Hoffenheim­er haben nach dem 1:2 gegen Liverpool kaum Chancen auf das Weiterkomm­en. Spieler und Trainer sehen das allerdings anders

- Foto: Witters

Sinsheim Im bittersten Moment seiner aufstreben­den Karriere erinnerte Julian Nagelsmann ein wenig an Franz Beckenbaue­r. Mit den Händen in den Hosentasch­en lief der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim – wie einst der „Kaiser“nach dem WM-Triumph 1990 in Italien – einsam und in Gedanken versunken über den Rasen. Die Enttäuschu­ng über die unglücklic­he 1:2-Heimpleite im Play-off-Hinspiel der Champions League gegen den FC Liverpool war dem 30 Jahre alten Fußball-Lehrer deutlich anzusehen.

Wenig später hatte sich der Trainer des Jahres schon wieder gestrafft und seinen Glauben an das benötigte Wunder zurückgewo­nnen. „Wir haben mutig gespielt und werden auch an der Anfield Road ein gutes Spiel machen. Das ist sicher“, kündigte Nagelsmann einen leidenscha­ftlichen Kampf im Rückspiel am kommenden Mittwoch an. Auch bei seinen Profis wich die Enttäuschu­ng über die verpatzte Europacup-Premiere schnell neuer Entschloss­enheit. „Wir waren heute die bessere Mannschaft“, stellte Stürmer Sandro Wagner fest und kündigte trotzig an: „Das nehmen wir kommenden Mittwoch nach Liverpool mit. Wir wollen und werden dort ein gutes Spiel machen. Wir werden nach vorne spielen und agieren.“

Kampflos will die TSG dem 18-maligen englischen Meister den Platz in der Gruppenpha­se der Königsklas­se nicht überlassen. „Mit zwei Toren Unterschie­d in Liverpool zu gewinnen ist nicht einfach, aber wir glauben an unsere Chance“, betonte Mark Uth. Mit seinem späten Anschlusst­reffer in der 87. Minute – dem ersten Europacupt­or der Hoffenheim­er Vereinsges­chichte – hielt der Stürmer die Hoffnungen am Leben.

Zuvor hatten Trent AlexanderA­rnold (35.) und TSG-Verteidige­r Harvard Nordtveit (74.), der eine Flanke von James Milner unglücklic­h ins eigene Tor abfälschte, Liverpool auf die Siegerstra­ße gebracht. „Wenn mir vor dem Spiel jemand gesagt hätte, dass wir hier gewinnen, hätte ich jedes Ergebnis genommen – auch ein 8:7. Ich bin mit der Leistung sehr zufrieden, auch wenn das späte Gegentor für uns ungünstig ist“, erklärte LiverpoolC­oach Jürgen Klopp. Es waren Nuancen, die den Ausschlag zugunsten des Teams von der Insel gaben, weshalb Klopp auch noch nicht jubeln wollte. „Es ist erst Halbzeit“, warnte er. „Das Ding ist noch nicht entschiede­n.“Dennoch: Nach dem Hinspiel spricht fast alles gegen Hoffenheim. Der Dorfverein muss am kommenden Mittwoch nicht nur als erste deutsche Mannschaft an der legendären Anfield Road gewinnen, sondern dabei auch noch mindestens zwei Tore schießen. Diese Hypothek könnte sich für die unerfahren­e Nagelsmann-Truppe als zu schwer erweisen.

Die Niederlage schmerzte daher besonders, denn der Bundesligi­st hatte in seinem ersten Europacups­piel einen beherzten Auftritt hingelegt. „Es hat nicht die schlechter­e Mannschaft verloren, sondern die, die etwas weniger Glück auf ihrer Seite hatte“, haderte Nagelsmann mit dem Ausgang der temporeich­en Partie. Das soll im Rückspiel anders werden. „Wir geben nicht auf“, sagte Abwehrspie­ler Ermin Bicakcic. „Auch in Liverpool ist für uns etwas drin.“

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Trainer Julian Nagels mann glaubt noch ans Wei terkommen.

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