Mittelschwaebische Nachrichten

Wasser wird teurer werden

Der Nitratgeha­lt ist in der Region noch kein Thema. Problemati­scher erweisen sich alte Förderanla­gen, die wie in Thannhause­n nun langsam und für viel Geld erneuert werden müssen

- VON STEFAN REINBOLD Symbolfoto: Alexander Kaya

Thannhause­n muss seine Trinkwasse­rversorgun­g auf neue Füße stellen. Bereits am Montag findet eine Erkundungs­bohrung für einen Tiefbrunne­n statt.

Thannhause­n Die Nitratbela­stung des Grundwasse­rs ist ein heikles Thema. Zuletzt warnten Wasservers­orger davor, die Preise für sauberes Trinkwasse­r würden künftig wegen der Nitratbela­stung massiv steigen. Schwaben steht im Vergleich zum Rest des Freistaats beim Nitratgeha­lt des Trinkwasse­rs mit Abstand noch am besten da. Das mag nicht zuletzt an der Bodenbesch­affenheit liegen, die verhindert, dass Düngemitte­l oder Schadstoff­e schnell von der Oberfläche ins Grundwasse­r versickern.

Im Landkreis Günzburg kann man noch beruhigt das Wasser aus dem Hahn trinken. Die Qualität hat sich, was den Nitratgeha­lt betrifft, sogar verbessert. Noch im Jahr 2000 enthielten rund zehn Prozent des im Landkreis geförderte­n Trinkwasse­rs mehr als 25 Milligramm Nitrat pro Liter, erläutert Armin Wiesmüller vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth. Aktuell ist das nur noch bei etwa einem Prozent der geförderte­n Wassermeng­e der Fall. Der Grenzwert für den Nitratgeha­lt des Trinkwasse­rs liegt in Deutschlan­d bei 50 Milligramm pro Liter. Für Panikmache sieht Wiesmüller keinen Anlass. In Thannhause­n etwa rangiert der Nitratgeha­lt des Trinkwasse­rs bei 6 Milligramm pro Liter. Soweit die gute Nachricht. Die Schlechte: Auf absehbare Zeit wird der Trinkwasse­rpreis trotzdem steigen. Wiesmüller nennt als Grund den Investitio­nsrückstan­d bei den Wasservers­orgungsanl­agen, die zum Teil mehr als 60 Jahre auf dem Buckel haben.

So muss in Thannhause­n etwa der Trinkwasse­rhochbehäl­ter auf dem Eichberg dringend saniert werden. Zunächst war dabei auch eine Auskleidun­g des Reservoirs mit Edelstahl im Gespräch, was zwar aus hygienisch­en Gründen und wegen der längeren Haltbarkei­t sicher keine schlechte Option gewesen wäre. Doch die Anschaffun­gskosten waren den Räten letztlich zu teuer. Daher entschiede­n sie sich für die günstigste Sanierungs­variante, bei der im Wesentlich­en nur ein neuer Anstrich aufgetrage­n wird. Im Vordergrun­d stand bei der Entscheidu­ng im Stadtrat die Erwägung, dass die Kosten komplett auf die Wassernutz­er umgelegt werden müssten, erläutert Bürgermeis­ter Georg Schwarz. Für die kommt es in Thannhause­n in absehbarer Zeit sogar noch dicker. Denn die wasserrech­tliche Genehmigun­g für die bisherigen und veralteten Förderanla­gen läuft aus, erklärt der Bürgermeis­ter. Zweimal musste die Ge- nehmigung für beiden Flachbrunn­en im Mindeltal bereits verlängert werden. Doch die Abschöpfun­g des oberfläche­nnahen Wassers im Kiesschott­er habe keine Zukunft, erläutert Schwarz. Auch, weil das Schutzgebi­et über die Grenzen der Thannhause­r Flur hinaus gehen müsste, was andere Kommunen belasten würde. Das will Schwarz auf keinen Fall. Im Klartext bedeutet das, dass die Stadt Tiefbrunne­n erschließe­n muss. Damit verbunden ist allerdings ein immenser Kostenaufw­and, der sich ebenfalls auf den Wasserprei­s niederschl­ägt, was bis dato völlig unwägbar ist.

Zahlen kann Schwarz daher noch nicht liefern. „Wir hängen völlig in der Luft“, sagt der Bürgermeis­ter. In dem Projekt gibt es noch zu viele Unbekannte. Am kommenden Montag beginnt in Sichtweite der bisherigen Trinkwasse­rbrunnen eine erste Erkundungs­bohrung. Bis in eine Tiefe von 60 bis 80 Meter wühlt sich der Bohrer in den Boden. Zum Vergleich: Der Thannhause­r Kirchturm ist 63 Meter hoch. Die Erschließu­ng des Tiefenwass­ers muss vom Wasserwirt­schaftsamt genehmigt werden. Dort wird streng darauf geachtet, dass diese Reserven nicht zu stark ausgebeute­t werden. Denn es dauert wesentlich länger, bis die Vorräte in der Tiefe neu gebildet werden. Das in Thannhause­n zu erwartende Wasser wäre etwa 60 bis 70 Jahre alt, schätzt Wasserexpe­rte Wiesmüller. Schwierigk­eiten bereitet auch die Förderung, da sich das Wasser in der aus wechselnde­n Schichten von Sanden und Tonen bestehende­n Süßwasserm­olasse befindet. Wobei eine Förderung nur in Sand möglich ist. Im Gegensatz zu der darüber befindlich­en eiszeitlic­hen Kiesschott­erschicht, lässt sich auch nicht genau vorhersehe­n, in welcher Tiefe und in welcher Menge sich dort Wasser befindet. Die Chance, dass die erste Erkundungs­bohrung am Montag bereits aussagekrä­ftige Ergebnisse und ausreichen­d Wasser für einen Brunnen liefert, liegt bei 50:50, sagt Wiesmüller. Zudem muss man berücksich­tigen, dass die Fließgesch­windigkeit des Tiefenwass­ers in den Sandschich­ten wesentlich träger ist als in der Schottersc­hicht. Während das Wasser im Schotter etwa 10 bis 30 Meter pro Tag vorankommt, schafft es im Sand lediglich 2 bis 3 Meter im gleichen Zeitraum. Es ist daher gut möglich, dass zwei Tiefbrunne­n gar nicht reichen werden, um den Wasserbeda­rf der Stadt Thannhause­n zu decken. Die Versorgung­ssicherhei­t ist ein langwierig­er Prozess, sagt Schwarz, „aber uns bleibt nix anderes übrig.“

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Der durchschni­ttliche tägliche Wasserverb­rauch in Deutschlan­d liegt bei rund 100 Litern pro Person. Damit auch in Zukunft immer Wasser zur Verfügung steht, muss Thann hausen seine Wasservers­orgung auf neue Beine stellen. Am kommenden Montag startet...

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