Mittelschwaebische Nachrichten
Wasser wird teurer werden
Der Nitratgehalt ist in der Region noch kein Thema. Problematischer erweisen sich alte Förderanlagen, die wie in Thannhausen nun langsam und für viel Geld erneuert werden müssen
Thannhausen muss seine Trinkwasserversorgung auf neue Füße stellen. Bereits am Montag findet eine Erkundungsbohrung für einen Tiefbrunnen statt.
Thannhausen Die Nitratbelastung des Grundwassers ist ein heikles Thema. Zuletzt warnten Wasserversorger davor, die Preise für sauberes Trinkwasser würden künftig wegen der Nitratbelastung massiv steigen. Schwaben steht im Vergleich zum Rest des Freistaats beim Nitratgehalt des Trinkwassers mit Abstand noch am besten da. Das mag nicht zuletzt an der Bodenbeschaffenheit liegen, die verhindert, dass Düngemittel oder Schadstoffe schnell von der Oberfläche ins Grundwasser versickern.
Im Landkreis Günzburg kann man noch beruhigt das Wasser aus dem Hahn trinken. Die Qualität hat sich, was den Nitratgehalt betrifft, sogar verbessert. Noch im Jahr 2000 enthielten rund zehn Prozent des im Landkreis geförderten Trinkwassers mehr als 25 Milligramm Nitrat pro Liter, erläutert Armin Wiesmüller vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Aktuell ist das nur noch bei etwa einem Prozent der geförderten Wassermenge der Fall. Der Grenzwert für den Nitratgehalt des Trinkwassers liegt in Deutschland bei 50 Milligramm pro Liter. Für Panikmache sieht Wiesmüller keinen Anlass. In Thannhausen etwa rangiert der Nitratgehalt des Trinkwassers bei 6 Milligramm pro Liter. Soweit die gute Nachricht. Die Schlechte: Auf absehbare Zeit wird der Trinkwasserpreis trotzdem steigen. Wiesmüller nennt als Grund den Investitionsrückstand bei den Wasserversorgungsanlagen, die zum Teil mehr als 60 Jahre auf dem Buckel haben.
So muss in Thannhausen etwa der Trinkwasserhochbehälter auf dem Eichberg dringend saniert werden. Zunächst war dabei auch eine Auskleidung des Reservoirs mit Edelstahl im Gespräch, was zwar aus hygienischen Gründen und wegen der längeren Haltbarkeit sicher keine schlechte Option gewesen wäre. Doch die Anschaffungskosten waren den Räten letztlich zu teuer. Daher entschieden sie sich für die günstigste Sanierungsvariante, bei der im Wesentlichen nur ein neuer Anstrich aufgetragen wird. Im Vordergrund stand bei der Entscheidung im Stadtrat die Erwägung, dass die Kosten komplett auf die Wassernutzer umgelegt werden müssten, erläutert Bürgermeister Georg Schwarz. Für die kommt es in Thannhausen in absehbarer Zeit sogar noch dicker. Denn die wasserrechtliche Genehmigung für die bisherigen und veralteten Förderanlagen läuft aus, erklärt der Bürgermeister. Zweimal musste die Ge- nehmigung für beiden Flachbrunnen im Mindeltal bereits verlängert werden. Doch die Abschöpfung des oberflächennahen Wassers im Kiesschotter habe keine Zukunft, erläutert Schwarz. Auch, weil das Schutzgebiet über die Grenzen der Thannhauser Flur hinaus gehen müsste, was andere Kommunen belasten würde. Das will Schwarz auf keinen Fall. Im Klartext bedeutet das, dass die Stadt Tiefbrunnen erschließen muss. Damit verbunden ist allerdings ein immenser Kostenaufwand, der sich ebenfalls auf den Wasserpreis niederschlägt, was bis dato völlig unwägbar ist.
Zahlen kann Schwarz daher noch nicht liefern. „Wir hängen völlig in der Luft“, sagt der Bürgermeister. In dem Projekt gibt es noch zu viele Unbekannte. Am kommenden Montag beginnt in Sichtweite der bisherigen Trinkwasserbrunnen eine erste Erkundungsbohrung. Bis in eine Tiefe von 60 bis 80 Meter wühlt sich der Bohrer in den Boden. Zum Vergleich: Der Thannhauser Kirchturm ist 63 Meter hoch. Die Erschließung des Tiefenwassers muss vom Wasserwirtschaftsamt genehmigt werden. Dort wird streng darauf geachtet, dass diese Reserven nicht zu stark ausgebeutet werden. Denn es dauert wesentlich länger, bis die Vorräte in der Tiefe neu gebildet werden. Das in Thannhausen zu erwartende Wasser wäre etwa 60 bis 70 Jahre alt, schätzt Wasserexperte Wiesmüller. Schwierigkeiten bereitet auch die Förderung, da sich das Wasser in der aus wechselnden Schichten von Sanden und Tonen bestehenden Süßwassermolasse befindet. Wobei eine Förderung nur in Sand möglich ist. Im Gegensatz zu der darüber befindlichen eiszeitlichen Kiesschotterschicht, lässt sich auch nicht genau vorhersehen, in welcher Tiefe und in welcher Menge sich dort Wasser befindet. Die Chance, dass die erste Erkundungsbohrung am Montag bereits aussagekräftige Ergebnisse und ausreichend Wasser für einen Brunnen liefert, liegt bei 50:50, sagt Wiesmüller. Zudem muss man berücksichtigen, dass die Fließgeschwindigkeit des Tiefenwassers in den Sandschichten wesentlich träger ist als in der Schotterschicht. Während das Wasser im Schotter etwa 10 bis 30 Meter pro Tag vorankommt, schafft es im Sand lediglich 2 bis 3 Meter im gleichen Zeitraum. Es ist daher gut möglich, dass zwei Tiefbrunnen gar nicht reichen werden, um den Wasserbedarf der Stadt Thannhausen zu decken. Die Versorgungssicherheit ist ein langwieriger Prozess, sagt Schwarz, „aber uns bleibt nix anderes übrig.“