Mittelschwaebische Nachrichten

Raus aus der Gleichgült­igkeit

- VON PETER BAUER redaktion@mittelschw­aebisache nachrichte­n.de

T ausende von Menschen in Maria Vesperbild, mit ÖkumeneKar­dinal Kurt Koch wieder ein hochkaräti­ger Geistliche­r, der das Pontifikal­amt zelebriert: Es war ein Himmelfahr­tstag, wie man ihn seit vielen Jahren kennt in Maria Vesperbild. Und es war ein Tag, an dem nichts auf einen besonderen Umstand hindeutete.

Es war der letzte Himmelfahr­tstag, der maßgeblich von Wallfahrts­direktor Wilhelm Imkamp gestaltet und begleitet wurde. Von ihm selbst kein Wort dazu während der Veranstalt­ung. Nichts zu seinem Abschied – warum? „Am 15. August steht die Gottesmutt­er im Mittelpunk­t“– und „dann kommt der Kardinal“, sagt er, auch mit einem Augenzwink­ern.

Kritiker werfen ihm mitunter Selbstdars­tellung vor. Aber in der Stunde seines Abschiedes nach fast 30 Jahren nimmt er sich selbst zurück und tritt bewusst hinter das Ereignis. Klischees sind über Imkamp viele in Umlauf. Die Momente des Abschieds deuten an, dass diese Klischees ihm nicht gerecht werden.

1988 kam Imkamp nach Maria Vesperbild. Der Blick auf diese Anfänge ist auch der Blick auf ein bemerkensw­ertes Zusammentr­effen. Ein in Rom geprägter Geistliche­r, der die katholisch­e Kirche vor allem auch als römisch sieht, ein brillanter Intellektu­eller in der mittelschw­äbischen Provinz. Viele dachten, dass das Ende dieser Kombinatio­n rasch kommen würde.

Es kam anders. Vor allem auch deshalb, weil Imkamp völlig richtig erkannte, dass Intelligen­z und Provinz sich keinesfall­s widersprec­hen. Im Gegenteil: Abgeschied­enheit kann den guten Gedanken sogar befördern. Ganz in diesem Sinne ist es ihm mit beharrlich­er Energie gelungen, Maria Vesperbild weit über die Region hinaus bekannt zu machen.

Immer wieder gab es Auftritte bekannter Geistliche­r wie etwa Kardinal Joachim Meisner (im Jahr 2000), Kurienerzb­ischof Georg Gänswein (2014) oder jetzt Ökumene-Kardinal Kurt Koch. Logo, Wallfahrts­kalender, Lichterpro­zessionen, Fernsehauf­tritte und auch die Verbindung zum Haus Thurn und Taxis machten Maria Vesperbild zu einer Marke.

Kritiker bezeichnen Imkamps theologisc­he Ansichten wiederholt als „rückständi­g“oder „konservati­v“. Wie auch immer man dies bewerten mag, Imkamp ist Diskussion­en nie ausgewiche­n, seine Argumentat­ionslinie ist anspruchsv­oll und spannend gleicherma­ßen. Und: Er hat eine Meinung. Genau das ist in den konsenswei­chgespülte­n Diskursen der Gegenwart oft nicht der Fall.

Imkamp polarisier­t. Ob wir seine Ansichten teilen oder nicht – Imkamp holt uns aus der Gleichgült­igkeit heraus. Nicht zuletzt das wird uns fehlen.

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