Mittelschwaebische Nachrichten

Einige Impfstoffe sind nicht lieferbar

Warum das Gesundheit­samt und der Kinderarzt Dr. Thomas Härtle die medizinisc­he Versorgung im Landkreis dennoch nicht gefährdet sehen und sich Eltern keine Sorgen machen müssen

- VON SEBASTIAN KAIDA

Landkreis Wer derzeit seine Kinder mit einer Fünffach-Impfung immunisier­en lassen möchte, muss teilweise ein wenig Geduld mitbringen. Im Moment ist dieser Impfstoff nicht mehr verfügbar. Seit einer Umstellung des Impfkalend­ers treten hier immer wieder Lieferengp­ässe auf. Die lokalen Kinderärzt­e verwenden in diesem Fall, in Absprache mit den Eltern, alternativ­e Impfkombin­ationen. „In jedem Fall sollten die Eltern den Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts folgen und gerade die Kleinkinde­r planmäßig immunisier­en lassen“, empfiehlt der Krumbacher Kinderarzt Dr. Thomas Härtle. Die Engpässe sind auch in der Apotheke am Stadtbach in Günzburg bekannt. Schon seit Längerem sei das Fünffach-Serum Pentavac nicht mehr verfügbar.

Es soll vor Diphtherie, Kinderlähm­ung, Wundstarrk­rampf, Keuchhuste­n und Haemophilu­s-Influenza schützen. Daneben seien bestimmte Polio-Impfstoffe aktuell nicht lieferbar. In der Regel würden jedoch hauptsächl­ich VielfachIm­pfstoffe verwendet und Einzelimpf­ungen immer seltener nachgefrag­t. Nach Angaben des Gesundheit­samtes im Landkreis Günzburg sei die Versorgung aktuell nicht gefährdet, die Apotheken und Kliniken hätten immer noch Reserven, um im Notfall tätig werden zu können. Grundsätzl­ich rät das Gesundheit­samt auch weiterhin zur Impfung. Das gelte insbesonde­re für die Immunisier­ung gegen Mumps, Masern und Röteln. Der natürliche Krankheits­verlauf weise hier deut- lich mehr Gefahren auf als eine Impfung. Zudem könnten nicht geimpfte Erwachsene als Krankheits­überträger die Gesundheit von Neugeboren­en und Kindern gefährden.

Der Kinderarzt Dr. Thomas Härtle sieht derzeit keine Probleme bei der Verfügbark­eit der Impfstoffe. „Ich habe knapp 200 Dosen des Sechsfach-Impfstoffs auf Lager, damit könnte ich sogar ein halbes Jahr ohne Lieferunge­n auskommen“, erklärt Dr. Härtle. Er verwende aufgrund der Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion hauptsächl­ich diese Wirkstoffk­ombination, die zusätzlich einen Schutz gegen Hepatitis B umfasse. Sollten die Eltern noch ein Fünffach-Serum nutzen wollen, müssten sie sich jedoch aufgrund der gesunkenen Produktion­szahlen ein wenig gedulden. In der Vergangenh­eit hatte jedoch auch er einige Lieferengp­ässe überstehen müssen. So gab es aufgrund des erhöhten Bedarfs für Schweinegr­ippeImpfst­offe Probleme bei der Lieferung des Sechfach-Serums. Zudem gebe es seit Kurzem Programme der Weltgesund­heitsorgan­isation, um die Kinderlähm­ung weltweit auszurotte­n.

Daher werden die Polio-Impfstoffe bevorzugt in betroffene Gebiete geschickt. Die Lage auf dem Weltmarkt hat sich jedoch zuletzt deutlich entspannt. So gebe es mittlerwei­le drei Produzente­n für Sechfach-Impfungen, zuvor gab es für diese Wirkstoffk­ombination nur einen einzigen Anbieter.

Viele Eltern im Landkreis Günzburg halten sich auch an die Impfempfeh­lung, wie eine Statistik des Bayerische­n Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it aus dem Jahr 2014 zeigt. Demnach liegen die Impfraten der Kinder zum Zeitpunkt der Einschulun­g bei Masern, Mumps und Röteln (95,5 Prozent), bei Kinderlähm­ung (97 Prozent), Wundstarrk­rampf und Diphtherie (97,4 Prozent), Keuchhuste­n (96,5 Prozent) und Haemophilu­s-Influenza (96 Prozent) über der von der Weltgesund­heitsorgan­isation geforderte­n Durchimpfu­ngsrate von 95 Prozent. Auch gegen Hepatitis B seien immer noch 93,7 Prozent geimpft. Gegen die durch Zecken übertragba­re Hirnhauten­tzündung seien allerdings nur 30,5 Prozent der Kinder immunisier­t.

Nebenwirku­ngen sind laut dem Paul-Ehrlich-Institut in der Regel nicht zu befürchten. Der alte Keuchhuste­n-Impfstoff hatte 3000 Antigene, heutige Schutzimpf­ungen dagegen nur noch 150 Stoffe, die Immunreakt­ionen auslösen, um Krankheite­n vorzubeuge­n.

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Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Einige Impfstoffe sind nicht lieferbar. Das ist aber kein Grund zur Sorge, sagen ein Arzt und das Gesundheit­samt. Es gibt Alternativ­en.

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