Mittelschwaebische Nachrichten
Einige Impfstoffe sind nicht lieferbar
Warum das Gesundheitsamt und der Kinderarzt Dr. Thomas Härtle die medizinische Versorgung im Landkreis dennoch nicht gefährdet sehen und sich Eltern keine Sorgen machen müssen
Landkreis Wer derzeit seine Kinder mit einer Fünffach-Impfung immunisieren lassen möchte, muss teilweise ein wenig Geduld mitbringen. Im Moment ist dieser Impfstoff nicht mehr verfügbar. Seit einer Umstellung des Impfkalenders treten hier immer wieder Lieferengpässe auf. Die lokalen Kinderärzte verwenden in diesem Fall, in Absprache mit den Eltern, alternative Impfkombinationen. „In jedem Fall sollten die Eltern den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts folgen und gerade die Kleinkinder planmäßig immunisieren lassen“, empfiehlt der Krumbacher Kinderarzt Dr. Thomas Härtle. Die Engpässe sind auch in der Apotheke am Stadtbach in Günzburg bekannt. Schon seit Längerem sei das Fünffach-Serum Pentavac nicht mehr verfügbar.
Es soll vor Diphtherie, Kinderlähmung, Wundstarrkrampf, Keuchhusten und Haemophilus-Influenza schützen. Daneben seien bestimmte Polio-Impfstoffe aktuell nicht lieferbar. In der Regel würden jedoch hauptsächlich VielfachImpfstoffe verwendet und Einzelimpfungen immer seltener nachgefragt. Nach Angaben des Gesundheitsamtes im Landkreis Günzburg sei die Versorgung aktuell nicht gefährdet, die Apotheken und Kliniken hätten immer noch Reserven, um im Notfall tätig werden zu können. Grundsätzlich rät das Gesundheitsamt auch weiterhin zur Impfung. Das gelte insbesondere für die Immunisierung gegen Mumps, Masern und Röteln. Der natürliche Krankheitsverlauf weise hier deut- lich mehr Gefahren auf als eine Impfung. Zudem könnten nicht geimpfte Erwachsene als Krankheitsüberträger die Gesundheit von Neugeborenen und Kindern gefährden.
Der Kinderarzt Dr. Thomas Härtle sieht derzeit keine Probleme bei der Verfügbarkeit der Impfstoffe. „Ich habe knapp 200 Dosen des Sechsfach-Impfstoffs auf Lager, damit könnte ich sogar ein halbes Jahr ohne Lieferungen auskommen“, erklärt Dr. Härtle. Er verwende aufgrund der Empfehlung der Ständigen Impfkommission hauptsächlich diese Wirkstoffkombination, die zusätzlich einen Schutz gegen Hepatitis B umfasse. Sollten die Eltern noch ein Fünffach-Serum nutzen wollen, müssten sie sich jedoch aufgrund der gesunkenen Produktionszahlen ein wenig gedulden. In der Vergangenheit hatte jedoch auch er einige Lieferengpässe überstehen müssen. So gab es aufgrund des erhöhten Bedarfs für SchweinegrippeImpfstoffe Probleme bei der Lieferung des Sechfach-Serums. Zudem gebe es seit Kurzem Programme der Weltgesundheitsorganisation, um die Kinderlähmung weltweit auszurotten.
Daher werden die Polio-Impfstoffe bevorzugt in betroffene Gebiete geschickt. Die Lage auf dem Weltmarkt hat sich jedoch zuletzt deutlich entspannt. So gebe es mittlerweile drei Produzenten für Sechfach-Impfungen, zuvor gab es für diese Wirkstoffkombination nur einen einzigen Anbieter.
Viele Eltern im Landkreis Günzburg halten sich auch an die Impfempfehlung, wie eine Statistik des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2014 zeigt. Demnach liegen die Impfraten der Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung bei Masern, Mumps und Röteln (95,5 Prozent), bei Kinderlähmung (97 Prozent), Wundstarrkrampf und Diphtherie (97,4 Prozent), Keuchhusten (96,5 Prozent) und Haemophilus-Influenza (96 Prozent) über der von der Weltgesundheitsorganisation geforderten Durchimpfungsrate von 95 Prozent. Auch gegen Hepatitis B seien immer noch 93,7 Prozent geimpft. Gegen die durch Zecken übertragbare Hirnhautentzündung seien allerdings nur 30,5 Prozent der Kinder immunisiert.
Nebenwirkungen sind laut dem Paul-Ehrlich-Institut in der Regel nicht zu befürchten. Der alte Keuchhusten-Impfstoff hatte 3000 Antigene, heutige Schutzimpfungen dagegen nur noch 150 Stoffe, die Immunreaktionen auslösen, um Krankheiten vorzubeugen.