Mittelschwaebische Nachrichten
Dänische Polizei prüft zweites Verbrechen
Torso aus dem Meer stammt von toter Journalistin. Vor 30 Jahren gab es einen verblüffend ähnlichen Mord
Stockholm Die Kopenhagener Polizei spricht von einem „Durchbruch“im Fall der in der Nacht zum elften August bei einer Fahrt im U-Boot des prominenten Erfinders Peter Madsen verschwundenen schwedischen Reporterin Kim Wall: Der von einem Radler am Strand in der Kögebucht südlich von Kopenhagen entdeckte Frauenoberkörper ohne Arme, Beine und Kopf gehört laut einer DNA-Analyse der Journalistin. Doch das ist nicht alles.
Es ist sichergestellt, dass die Körperteile absichtlich von Menschen- hand abgetrennt wurden. Laut der Polizei hat der 46-jährige Tüftler vermutlich versucht, den Leichenteil mit einem schweren Metallgegenstand zu versenken. Eine Obduktion hat zudem ergeben, dass versucht wurde, die gesamte übrige Luft aus den Lungen der Leiche zu pressen, sodass sie auch wirklich nicht wieder auftaucht. Zudem wurde Blut in Madsens vom Meeresgrund geborgenem U-Boot „UC3 Nautilus“gefunden. Taucher waren gestern weiterhin im Einsatz, um den noch immer verschollenen Kopf und die Gliedmaßen der Reporterin zu finden.
Die Polizei gab derweil bekannt, dass sie nun auch prüfe, ob es einen Zusammenhang zu einem 30 Jahre zurückliegenden, auffällig ähnlichen Mordfall gibt. 1986 wurden im Hafen von Kopenhagen Leichenteile einer 22-jährigen japanische Studentin gefunden. Im Jahr darauf wurde die Leiche identifiziert. „Den Fall werden wir uns auch angucken“, sagte Ermittlungsleiter Jens Möller. Madsen war zum Tatzeitpunkt 16 Jahre alt.
Für den Erfinder sieht es schlecht aus. Zu oft hat er gelogen, erstaunlich lehrbuchhaft hat er anscheinend versucht, Spuren zu beseitigen. Madsens Anwältin Betina Hald Engmark sagte gestern dennoch, dass ihr Mandant daran festhalte, dass sich lediglich ein tödliches Unglück zugetragen habe. Madsen sei unschuldig. „Die DNA-Analyse ändert nichts daran.“Tatsächlich dürfte es schwer für die Polizei werden, konkrete Beweise dafür zu finden, dass es sich um Mord und nicht um fahrlässige Tötung handelte. In letzterem Fall dürfte Madsen höchstens eineinhalb Jahre in Haft sitzen. Bei Mord sind es hingegen über zwölf Jahre.
Kim Wall war am 10. August mit Madsen in See gestochen. Sie wollte eine Reportage über den U-BootBauer schreiben. Als sie nicht wie vorgesehen nach Hause kam, meldete ihr Freund sie als vermisst. Madsen wurde später in Untersuchungshaft genommen.
Auch Walls Mutter hat sich nun über Facebook gemeldet. „Mit grenzenloser Trauer und Bestürzung haben wir den Bescheid über den Fund der Überreste unserer Tochter und Schwester Kim Wall entgegengenommen. Das Ausmaß der Katastrophe können wir noch nicht überblicken und viele Fragezeichen müssen noch untersucht werden“, schrieb sie.