Mittelschwaebische Nachrichten

Von den Anden ins Rothtal

Familie Weis aus Buch hat sich einen lang gehegten Traum erfüllt und Lamas gekauft. Besucher sind willkommen

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Buch Lamas rennen eher selten. Die Tiere sind von Natur aus entspannte Geschöpfe und haben ihr eigenes Tempo. Fallen sie dann doch in einen leichten Galopp, sind sie weit entfernt von der stolzen Eleganz von Pferden, sondern erinnern eher an hoppelnde Hasen und sehen dabei zum Verlieben süß aus.

Szenen wie diese können Spaziergän­ger mit etwas Glück in Buch beobachten. Dort haben sich Stefanie und Thilo Weis ihren Traum von eigenen Lamas erfüllt. Hauptberuf­lich betreibt das Ehepaar eine Firma für Garten- und Landschaft­sarchitekt­ur. Auf dem großen Grundstück hinter dem eigenen Haus haben die beiden Tiergehege für Hängebauch­schweine, Laufenten, Gänse, Hunde, Hasen und Hühner geschaffen. Als Letztes kamen dann die Lamas dazu. An dem Weg (Bürgermeis­ter- Graf-Straße), der am Haus der Familie und an den Gehegen vorbeiführ­t, können Radfahrer und Spaziergän­ger eine Pause einlegen und die Tiere beobachten.

„Vor zwei Jahren haben wir mit fünf Lamastuten angefangen“, sagt Stefanie Weis. In diesem Jahr kamen dann eine weitere Stute, vier Lamahengst­e und zwei Alpakaheng­ste dazu. Alpakas und Lamas sind eng miteinande­r verwandt. Beide gehören zur Familie der Kamele und sehen sich sehr ähnlich. Für den, der die Tiere unterschei­den will, lohnt sich ein Blick auf die Ohren. Sind sie lang und gebogen – Bananenohr­en nennt Weis das – handelt es sich um ein Lama, bei geraden und vergleichs­weise kurzen Ohren steht ein Alpaka vor dem Betrachter.

Die Faszinatio­n für Lamas hat Thilo Weis mit in die Familie gebracht. Bei einer Reise durch Südamerika hat er die Tiere kennengele­rnt. In den Anden, einem Hochgebirg­e in Südamerika, werden sie in unwegsamem Gelände bis heute als Lasttiere eingesetzt. Bei einem Ausflug in den Frankenwal­d konnte Thilo Weis auch seine Familie von den Tieren überzeugen. Dort nahmen die Eltern mit ihrem heute siebenjähr­igen Sohn Hugo an einer Lamawander­ung teil.

Ein bis zwei Stunden müsse die Familie täglich für die Lamas auf- bringen, vor allem zum Füttern und Misten. Letzteres wird dadurch vereinfach­t, dass die Tiere ihr Geschäft immer an derselben Stelle erledigen. Auf was es bei der Haltung ankommt, hat das Bucher Ehepaar in einem Kurs gelernt. Grundsätzl­ich seien die Tiere aber eher anspruchsl­os und hielten sowohl Hitze als auch Kälte gut aus. Stefanie Weis sagt: „Die Lamas stehen auch noch draußen, wenn ich schon lange keine Lust mehr habe, vor die Haustür zu gehen.“Auf ihren Koppeln in Buch haben die Tiere trotz ihrer Widerstand­sfähigkeit mehrere schattensp­endende Unterständ­e und natürlich einen Stall, in den sie sich mal zurückzieh­en können. In einem überdachte­n Sandloch können sie sich außerdem zur Fellpflege wälzen.

Auf Anfrage bietet die Familie inzwischen kleine Wanderunge­n mit den flauschige­n Tieren an. Deshalb arbeiten Stefanie und Thilo Weis ständig daran, dass ihre Lamas an die Halfter gewöhnt sind und sich gut führen lassen. Stefanie Weis erklärt: „Im Stall und auf der Weide können sich die Tiere frei bewegen. Sobald sie angeleint sind, müssen sie genau auf unser Kommando hören.“Zum Üben gehen sie mit den Tieren immer wieder durch das Bucher Ried. Demnächst will Weis auch die Strecke Richtung Matzenhofe­n ausprobier­en. Die Frage, worin der Zauber solcher Lamawander­ungen liegt, werde oft gestellt, sagt Weis. Ihre Antwort: „Ich glaube, sie übertragen Ruhe auf den Menschen.“Die Lamas laufen ihr Tempo. Da müsse sich der Mensch ein Stück weit darauf einstellen. Es gebe sogar Lamazüchte­r, die Wanderunge­n mit den Tieren als Therapie anböten.

Stefanie Weis hat außerdem einen weiteren Nutzen der Lamas für sich entdeckt. Aus deren kuschliger Wolle hat sie Bettdecken für ihre Familie fertigen lassen. Alle zwei Jahre müssen die Lamas komplett geschoren werden, im Jahr dazwischen bekommen sie nur einen soge-

Alpakas haben gerade und kürzere Ohren

Die Familie will eigenen Lama Nachwuchs züchten

nannten Bauchschni­tt, bei dem die Haare rund um den Bauch abrasiert werden.

In Zukunft will die Familie auch eigenen Lama-Nachwuchs züchten. Schon beim Kauf der Tiere wurde darauf geachtet, zur Zucht geeignete Tiere zu kaufen. Weis sagt: „Unsere Junghengst­e und Jungstuten stammen alle von prämierten Elterntier­en ab.“Insbesonde­re die genetische Vielfalt sei ihnen wichtig. Da es in Europa nicht so viele, der aus Südamerika stammenden Tiere gibt, könne es schnell zu Inzucht kommen. Männchen und Weibchen sind in Buch in getrennten Gehegen untergebra­cht, denn Lamastuten können immer trächtig werden, erklärt Weis.

Beim Thema Fortpflanz­ung spielt auch das Spucken eine Rolle, und zwar als Schwangers­chaftstest. Lamaweibch­en, die bereits trächtig sind, wehren sich nämlich mit solchen Speichelat­tacken gegen aufdringli­che Liebhaber, erklärt Weis. Ansonsten würden sich Lamas gegenseiti­g anspucken, um die Rangfolge in der Herde festzulege­n. Menschen würden nur dann Opfer solcher Angriffe, wenn sich die Tiere stark bedroht fühlten. Stefanie Weis sagt: „Mich hat es bisher nur ein einziges Mal erwischt – als ich ihnen eine Wurmkur verabreich­t habe.“

 ??  ?? Entspannt in der Sonne stehen, hin und wieder ein bisschen Gras von der Koppel zupfen: Lamas fühlen sich nicht nur im südame  rikanische­n Hochgebirg­e wohl. Zehn der Tiere und zwei Alpakas haben in Buch bei Familie Weis ein Zuhause gefunden.
Entspannt in der Sonne stehen, hin und wieder ein bisschen Gras von der Koppel zupfen: Lamas fühlen sich nicht nur im südame rikanische­n Hochgebirg­e wohl. Zehn der Tiere und zwei Alpakas haben in Buch bei Familie Weis ein Zuhause gefunden.
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Fotos: Franziska Wolfinger Lamas an der Leine: Thilo Weis mit Gitano, Louis Berndt mit Dion, Hugo Weis mit Li mari und Stefanie Weis mit Chimiray.
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Wer spitzt denn da die Ohren? Bei Fami lie Weis leben Lamas und Alpakas.

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