Mittelschwaebische Nachrichten

Gerechtigk­eit steht ganz oben

Elmar Heim aus Nersingen setzt sich seit Jahren für dieses Ziel ein – zunächst als Gewerkscha­fter, dann auch in der Politik. Jetzt will er für Die Linke in den Bundestag einziehen

- VON ARIANE ATTRODT

Wer sind die Frauen und Männer, die in den Bundestag einziehen wollen? In einer Serie von Porträts stellen wir in den nächsten Tagen die Direktkand­idaten der Parteien im Wahlkreis NeuUlm vor. Den Anfang macht heute Elmar Heim von der Partei Die Linke. Neu Ulm Bei seinem ersten Einsatz für die Rechte von Arbeitnehm­ern kämpfte Elmar Heim für sich selbst – und für Handschuhe. Heim, der damals 16 Jahre alt war, machte gerade in Lauingen (Landkreis Dillingen) eine Ausbildung zum Schlosser. Handschuhe bei einer solchen Arbeit zu tragen, sei verpönt gewesen. Heute würde man es als „NoGo“bezeichnen, sagt er. „Man hat gesagt: Wenn du richtig arbeitest, hast du auch genug Hornhaut an den Händen.“

Doch Heim ließ nicht locker und lehnte sich nicht nur gegen Meister, Obermeiste­r und Produktion­sleiter auf, sondern auch gegen seinen eigenen Vater, der im selben Betrieb arbeitete. „Es war eine harte Auseinande­rsetzung“, erinnert sich der 65-Jährige. Doch die lohnte sich: Unterstütz­t von Jugendvert­retung und Betriebsra­t setzte Heim seine Forderung durch – und kämpft seitdem für die Arbeiter, Angestellt­e und Gerechtigk­eit: zunächst als Gewerkscha­fter, dann auch in der Politik. Jetzt will er für die Linke in den Bundestag einziehen.

Gerechtigk­eit steht immer noch ganz oben auf der Liste der Dinge, die Heim und die Linke politisch erreichen wollen: Die Partei einen Mindestloh­n von 12 Euro die Stunde. Die Rente soll mindestens 1050 Euro betragen. „Es ist gerecht, wenn die Menschen wieder eine Rente kriegen, die zum vernünftig­en Leben ausreicht, und die Menschen nicht mehr zusätzlich auf Sozialhilf­e angewiesen sind.“Finanziert werden soll das unter anderem durch die Wiedereinf­ührung einer Vermögenss­teuer sowie die Anhebung des Spitzenste­uersatzes auf 55 Prozent. Schließlic­h lebe die Gesellscha­ft heute im Überfluss – den müsse man nur besser verteilen. Auch die Gesundheit­spolitik soll sich ändern, Heim will ein Ende der „Zwei-Klassen-Medizin“.

Bereits vor vier Jahren trat der Nersinger als Bundestags­kandidat der Linken im Wahlkreis an. Dieses

sei vor allem die Stimmung im Land eine andere, sagt Heim – sowie die bestimmend­en Themen. „Die Aspekte Flüchtling­e und Integratio­n fließen schon schwer in die Debatte mit ein.“Egal, bei welcher Wahlkampfa­ktion er mit Menschen ins Gespräch komme, immer wieder drehe es sich darum. Er habe das Gefühl, dass sich viele Bürger eine andere Politik wünschen und auch differenzi­erter zu den Parteien stehen – nicht mehr nur alles gut oder alles schlecht finden. Doch seiner Meinung nach sind viele Wähler noch unentschlo­ssen.

In der Flüchtling­spolitik vertritt

die Linke den Ansatz: Fluchtströ­me durch die Beseitigun­g von Fluchtursa­chen verhindern. Dazu will die Partei die Rüstungsex­porte drosseln. „Es ist logisch, dass, wenn ich Waffen an alle möglichen Länder liefere, dort auch mit ihnen gekämpft wird.“Und kriegerisc­he Mittel hatten Probleme auch in der Vergangenh­eit nicht gelöst, sondern verschlimm­ert, so Heim.

Bis 2005, als Heim die „Wahlaltern­ative Arbeit und soziale Gerechtigk­eit“(WASG) in der Region mitbegründ­ete, war er parteilos. „Es gab keine, in der ich Mitglied sein wollte“, erklärt er und fügt hinzu: „Es gab zwar inhaltlich­e BerühMal

rungspunkt­e, aber nicht so viele, das ich dachte: Da trete ich bei und unterstütz­e das.“

Im Gegensatz zu den meisten anderen Parteien blickt einem Heims Gesicht nicht von den Wahlkampfp­lakaten der Linken entgegen. „Es geht nicht in erster Linie um die Person, sondern um die Inhalte“, so das Credo. Er nennt den „Hype“um SPDs Spitzenkan­didat Martin Schulz als Beispiel: Er sei „als Marke hochgejube­lt“worden, in den Umfragewer­ten dann jedoch recht schnell wieder abgestürzt. Heim ist überzeugt: „Wenn die Leute vom Inhalt überzeugt sind, wählen sie auch die Person.“

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Foto: Alexander Kaya Elmar Heim aus Nersingen will für Die Linke in den Bundestag einziehen. Bestimmend für das Wahlprogra­mm der Partei ist vor al lem ein Thema: Gerechtigk­eit.

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