Mittelschwaebische Nachrichten

Wie definiert man Glück?

Für jeden bedeutet es etwas anderes und viele suchen danach

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Krumbach Zu jedem Geburtstag, zu jedem Namenstag erreichen uns Glückwünsc­he. Man kann fragen: Was ist Glück? Die einen meinen, es sei ein Glück, wenn sie einen hohen Lottogewin­n erzielen könnten. Journalist­en haben herausgefu­nden, dass die meisten Lottomilli­onäre das viele Geld nicht glücklich gemacht hat. Ist im Grunde nicht der Mensch glücklich, der zufrieden ist? Das kleine Glück lässt sich täglich entdecken: eine blühende Blume, ein freundlich­es Wort. Jeder kann zum Glück des anderen beitragen. Manchmal kann es im Leben aber besondere Überraschu­ngen geben, richtige Glücksfäll­e.

Ich denke an die beiden Buben aus der Oberpfalz. Sie gehen in den Wald, um dort zu spielen. Sie wollen sich ein Versteck bauen. Dazu tragen sie Äste zusammen. Um sie im Boden verankern zu können, buddeln sie den Boden auf. Sie stoßen dabei auf Metall. Sie buddeln weiter. Sie stellen fest, dass sie auf einen Goldschatz gestoßen sind. Barren aus Gold im Wert von 250 000 Euro – einer Viertelmil­lion – hatte jemand in dem vermeintli­ch sicheren Versteck vergraben. Die beiden Buben informiert­en ihre Eltern. Diese meldeten den Fund der Polizei. Der Besitzer konnte ausfindig gemacht werden. Er erhielt sein Vermögen zurück. Genau genommen hätten die beiden Buben keinen Anspruch auf einen Finderlohn gehabt, da der Besitzer das Geld nicht verloren hatte, aber er zeigte sich großzügig.

Sehr im Gegensatz zu einem anderen, der eine Brieftasch­e verloren hatte. Auf dem Fundamt konnte er seine Brieftasch­e genau beschreibe­n. Daraufhin händigte man sie ihm aus. Er zählte das Geld nach und behauptete, es fehlten 200 Euro. Der Finder habe wohl den Finderlohn bereits an sich genommen. Daraufhin meinte der Beamte: Nun könne er ihm die Brieftasch­e nicht aushändige­n, denn er müsse auf den wirklichen Besitzer warten, dem eine Brieftasch­e mit 4800 Euro abhandenge­kommen sei.

Es hat zahlreiche glückliche Finder im Lauf der Geschichte gegeben. Christoph Kolumbus entdeckte Amerika, obwohl er den Seeweg nach Indien entdecken wollte. Heinrich Schliemann hat den Schatz des Priamos entdeckt, den andere vergeblich gesucht hatten. Angelo Mercati entdeckte 1926 das Schreiben des englischen Parlaments an Papst Clemens VII. mit der Bitte, die Ehe König Heinrich VIII. mit Katharina von Aragonien zu annulliere­n. Dieses Schreiben galt als verscholle­n. Es war einfach unauffindb­ar. Bei Arbeiten im ehemaligen Archiv Papst Pius IX. benutzte Mercati einen alten Stuhl, der alles andere als bequem war und längst ausgedient hatte. Das ständige Quietschen störte den Monsignore derart, dass er versuchen wollte, den Stuhl zu reparieren. Dabei stieß er unter dem Sitz auf ein Geheimfach. Er öffnete es und traute seinen Augen nicht. Seit Jahren saßen Archivare auf einem Stuhl, der ein gesuchtes Dokument bestens hütete.

Bekannt sind auch Funde alter Handschrif­ten, die für Einbände verwendet wurden. In einem Kloster am Sinai hat ein deutscher Forscher wertvolle Handschrif­ten entdeckt, die von den Mönchen bereits für den Abfall vorgesehen waren. Solche Entdeckung­en sind Glücksmome­nte besonderer Art. Jeder kann sich auf Entdeckung­sreise machen und dabei dem Glück begegnen.

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