Mittelschwaebische Nachrichten
Wasser auf dem Prüfstand
In bestimmten Abschnitten müssen die Genehmigungen für die Trinkwasserentnahme neuen Anforderungen angepasst werden. Müssen weitere Kommunen im Kreis ihr System umstellen?
In bestimmten Abschnitten müssen die Genehmigungen für die Trinkwasserentnahme angepasst werden. Müssen weitere Kommunen ihr System umstellen?
Landkreis Man neigt in diesem Land dazu, sauberes Wasser als unerschöpfliches Gut zu betrachten. Schließlich kommt von oben ja regelmäßig etwas nach. Doch sauberes Trinkwasser ist auch in Mittelschwaben keine Selbstverständlichkeit mehr. Nicht nur die direkt vom Menschen verursachten Umwelteinflüsse etwa durch Luftverschmutzung oder der intensive Einsatz von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln gefährden die Qualität des Trinkwassers, sondern auch der Klimawandel. Weil auch die Versorger im Landkreis Günzburg häufig über Flachbrunnen das Grundwasser in den relativ nahe an der Oberfläche liegenden wasserführenden Kiesschichten in den Tälern von Mindel oder Günz anzapfen, ist dieses System besonders sensibel. Im Mindeltal bei Thannhau- etwa stößt man in manchen Bereichen bereits ab einer Tiefe von einem Meter auf Grundwasser, erklärt Armin Wiesmüller vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Mit zunehmend trockeneren Sommern bilden sich Risse in der Deckschicht über dem Kies, die das Grundwasser sonst vor Schadstoffeinträgen schützt. Diese Risse reichen zum Teil bis zu einem Meter tief in den Boden. Damit ist die Fähigkeit des Bodens, bestimmte Stoffe, wie etwa Nitrat, zurückzuhalten und durch mikrobielle Abbauprozesse für uns Menschen unschädlich zu machen, gestört, erläutert Dr. Armin Hagemeister vom Planungsbüro Kling Consult, der die Bohrung bei Thannhausen als Geologe begleitet. Seiner Erfahrung nach haben sich die Schadstoffwerte, die unter anderem auch über die Landwirtschaft ins Grundwasser gelangen, in den vergangenen Jahren spürbar erhöht. An manchen Stellen im Landkreis seien durchaus auffällige Konzentrationen von Pflanzenschutzmitteln gemessen.
Um die gleichbleibende Qualität des Trinkwassers auch angesichts sich ändernder äußerer Bedingungen zu gewährleisten, werden die Anforderungen für die Schutzzonen rund um die Förderstätten immer wieder auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls überarbeitet.
Wollen sie Trinkwasser dem Boden entnehmen, müssen Wasserversorger beim Landratsamt eine Genehmigung einholen, das das Wasserwirtschaftsamt als sachverständige Behörde in die Entscheidung mit einbezieht. In der Regel wird die Erlaubnis für 20 Jahre erteilt, dann wird erneut geprüft, ob die Rahmenbedingungen dafür noch gegeben sind. Ein Fall wie in Thannhausen, wo aufgrund geänderter Vorgaben eine Erweiterung oder Anpassen sung der Trinkwasserschutzzone erforderlich wurde, kann auch andere Kommunen im Landkreis treffen, sagt Wiesmüller. Da die Ausweitung einer Schutzzone meist private Interessen berührt, ist ein solches Verfahren mit Schwierigkeiten verbunden. „Prinzipiell geht es immer um das Gleiche, wenn Anpassungen notwendig sind, geht’s meist vor Gericht, und da stellt sich die Frage, gibt es keine andere Alternative?“, sagt Wiesmüller. Insofern ist die Erkundungsbohrung bei Thannhausen auch eine Art Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Im Lauf dieser Woche soll sie abgeschlossen werden. Grundsätzlich sei es aber sinnvoll, oberflächennahes Wasser für die Trinkwasserversorgung zu nutzen, weil es im Gegensatz zu den Wasservorräten in den tieferen geologischen Schichten sehr schnell neu gebildet wird und dadurch sehr gut verfügbar ist, sagt Wiesmüller.