Mittelschwaebische Nachrichten
Das System VW rettet Stadler
Die Standfestigkeit – Kritiker mögen sagen Klebefestigkeit – von Rupert Stadler ist erstaunlich. Seit Monaten bezieht er verbal Prügel. Es steht der dringende Verdacht im Raum, Audi sei die Keimzelle des VW-Abgasbetrugs gewesen. Doch der Oberbayer tritt nicht von sich aus als Chef der Ingolstädter Volkswagen-Tochter zurück. Ja, er wird auch nicht zurückgetreten.
Wie macht das dieser Mann? Zum einen ist der 54-Jährige ein robuster Typ. Der Sohn eines Bauern hat sich nach oben gearbeitet und Audi ganz nach oben gebracht. Das Erreichte will Stadler nicht leichtfertig aufgeben. All das würde dem Manager in einem normalen Konzern aber nichts nützen. Auch wenn ihm bisher keine persönliche Verantwortung für den Diesel-Skandal nachgewiesen werden konnte, hätte er in anderen Unternehmen die politische Verantwortung für das Desaster übernehmen müssen.
Doch Volkswagen ist kein normaler börsennotierter Konzern. Weil sich gewaltige Aktienpakete im Besitz der Familien Porsche und Piëch befinden, wird VW als Riese mit gut 600 000 Mitarbeitern wie ein Familienbetrieb geführt. Stadler ist Porsche- und Piëch-versichert. Die Familien schätzen seine Kompetenz und seine Loyalität – jedenfalls so lange, bis ihm nicht die Staatsanwälte zusetzen. Deshalb bleibt er zunächst im Amt.
Ansonsten wird im Audi-Vorstand radikal aufgeräumt. Dass vier von sieben Top-Managern gehen müssen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Denn keiner der Männer wird wegen des DieselSkandals vor die Tür gesetzt. Dafür müssen andere Gründe herhalten, in einem Fall sogar der Unwillen des Betriebsrats und der bei VW übermächtigen IG Metall. Die Volkswagen-Welt hat ihre eigene Logik.