Mittelschwaebische Nachrichten
Viel Gnade und Glück in 90 Jahren
Michael Schnatterer feiert Geburtstag
Ichenhausen Wie ein roter Faden, äußerst stabil und schier unendlich zieht sich eine Gabe durch das Leben von Michael Schnatterer: seine unermüdliche Hilfsbereitschaft. In unterschiedlichen Situationen war er Menschen Beistand und Helfer – wenn auch nicht immer nur zur Freude seiner Ehefrau und seiner beiden Töchter. Die körperlichen Kräfte haben inzwischen nachgelassen, heute feiert Michael Schnatterer seinen 90. Geburtstag. Aber eine andere Eigenschaft hat ihm auch das Alter nicht nehmen können.
Auch wenn das Gehen beschwerlich geworden ist, Michael Schnatterer bleibt seinen Mitmenschen herzlich zugewandt. Im Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt in Ichenhausen, wo er im Januar 2014 aus gesundheitlichen Gründen eingezogen ist, kennt man ihn als freundlich und gesellig. Anfangs hat er sich um Blumen und Gemüse in den Hochbeeten gekümmert, jetzt ist sein Aktionsradius kleiner geworden. Aber für ihn ist wichtig: „Dass man einander versteht, dass jeder seine Wertschätzung hat“, sagt er, „man muss auch zuhören können.“
Dabei hat er selber so viel zu erzählen aus seinem langen Leben. Mit sechs Brüdern und vier Schwesterin ist er in Hairenbuch aufgewachsen,
30 Jahre war er beim Bauhof in Ichenhausen
war schon als Schulkind Hütebub im Dorf und wurde 1943 Schreinerlehrling. Die erste Zugfahrt seines Lebens führte ihn mit sechzehneinhalb Jahren nach München, in den Krieg zur schweren Flak. Dreieinhalb Tage dauerte der Fußmarsch am Ende des Kriegs nach Hause. Schnatterer schloss dann die Schreinerlehre ab.
Tätig war er unter anderem beim Bauhof der Stadt Ichenhausen, wo Schnatterer 30 Jahre war und sich als Vorarbeiter mit besonderer Liebe um die Grünflächen kümmerte. Die Renovierung und Pflege von Marterln lag ihm ebenso am Herzen wie der Kirchengarten der Kapelle von Marienfried, den er ehrenamtlich versorgt hat. Rollstuhlfahrer in der Fachklinik Ichenhausen freuten sich auf die Ausfahrten mit Schnatterer. Die größte Leidenschaft des heute 90-Jährigen aber war wohl sein Ehrenamt beim Roten Kreuz: 50 Jahre lang war er Sanitäter und Ausbilder, ist Verletzten und auch einer Gebärenden im Sanitätswagen unerschrocken beigestanden, hat Erste-Hilfe-Kurse gegeben und im Glückswagen auf dem Volksfest Lose zugunsten des Roten Kreuzes verkauft und Gewinne ausgegeben.
Seine 2003 kurz nach der Goldenen Hochzeit verstorbene Ehefrau Therese und die Töchter Rita und Marianne haben ihn allerdings auch manchmal schmerzlich vermisst. Für Schnatterer, der vor allem beim ehrenamtlichen Dienst für das Rote Kreuz „zwischen Leben und Tod viel erlebt und viel Dank gekriegt“hat, war sein Einsatz aber eine Selbstverständlichkeit.