Mittelschwaebische Nachrichten
Der Durst und die Trauer
In Zeiten des Krieges und damit der Not wollen auch die zuvor alltäglichen Dinge und Riten hinterfragt und geregelt sein. Beispielgebend wird dabei August des Jahres 1917 etwa ein wenige Wochen zurückliegender Fall des gefallenen Piloten Max Immelmann zur Basis öffentlicher Verlautbarungen: „Die schwarze Kleidung bei Trauerfällen ist eine Äußerlichkeit, die im Grunde nur auf die Fernerstehenden berechnet ist und mit der inneren Trauer nichts zu schaffen hat. Will man auf ein äußeres Zeichen nicht verzíchten, genügt ein schwarzer Flor um den Arm. Schon aus Rücksicht auf die allgemeine Volksstimmung erscheint es angebracht, mit dieser Gepflogenheit früherer Zeiten zu brechen. Wir erinnern uns daran, dass die Familie unseres großen Fliegers Immelmann nach dem Tod des Sohnes und Bruders öffentlich bekannt gegeben hat, dass sie keine äußere Trauer anzulegen gedenkt. Der Krieg hat uns gelehrt, der Wert äußerer Dinge gering zu schätzen.“
Um Existenzielles kümmert auch sich eine Sonderabteilung innerhalb der Organisation des Deutschen Roten Kreuzes: um Mineralwasserbeschaffung. Der bereits 1883 gegründete „Deutsche Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke“, ursprünglich eine Initiative für höchstens maßvollen Genuss von Alkohol, ruft am 3. September 1917 wieder zu Bürgerspenden auf, die bislang bereits 40 000 Mark einbrachten: „Durst ist unter Umständen eine schwere Plage als Hunger – besonders an denjenigen Fronten, an denen unsere Truppen bei ungeheuren Leistungen unter der Hitze schwer zu leiden haben. Kann der Durst nicht durch gesunde, einwandfreie und wohlschmeckende Getränke gestillt werden, so wird die Leistungs- und Widerstandsfähigkeit aufs schwerste beeinträchtigt. Zahlreiche Dankzeugnisse von Offizieren und Ärzten auf verschiedenen Kriegsschauplätzen haben bestätigt, dass die umfassende Versorgung mit Mineralwasser sich trefflich bewährt hat.“