Mittelschwaebische Nachrichten

Auf dem Rad durch den Schwäbisch­en Barockwink­el

Auf insgesamt 52 Kilometern geht es durch das Kötz-, Günz- und Kammeltal

- VON HANS BOSCH (TEXT UND FOTOS)

Landkreis Die Kinder- und Familienre­gion Landkreis Günzburg schmückt sich gerne als „Schwäbisch­er Barockwink­el“und dies zu Recht. Besonders gilt dies zwischen Krumbach und Ichenhause­n sowie dem Kötz- und Kammeltal. Hier gibt es eine ganze Reihe großer und kleiner Barockkirc­hen, die als äußeres Zeichen zumeist einen Zwiebeltur­m besitzen und allesamt zwischen 1650 und 1775, also dem Übergang von Barock zum Rokoko, gebaut wurden. Sie prägen diesen Landstrich mit ihren schwingend­en Formen und Kuppeln im Äußeren und dem ornamental­en Stuck in ihrem Inneren.

Startpunkt unserer Radtour ist der Krumbacher Bahnhof. Von dort geht es in nördlicher Richtung entlang der B16 bergauf bis zum westlichen Parkplatz am Bleicher Berg. Noch steiler ist zunächst der Anstieg des dortigen Sträßchens nach Nordhofen, das wir wenig später erreichen, ohne auch nur einmal das Pedal zu beanspruch­en. Durch den Weiler geht es halb rechts weiter bergab zur Straße Deisenhaus­enBleichen. Schon nach 100 Metern biegen wir links in einen geschotter­ten Feldweg ein, der uns nach Norden und dann asphaltier­t nach Westen über die Günz zum Oberegger Stauweiher führt. Bald gelangen wir rechts einbiegend zur Straße, überqueren den Kraftwerks­kanal und biegen rechts in die Straße Kanalweg ein. Am E-Werk vorbei erreichen wir wenig später das Ende der Teerstraße und es geht bergauf ins nördliche Oberegg und gerade aus weiter bis Oberwiesen­bach.

Die dortige Pfarrkirch­e mit ihrem sehenswert­en barocken Inneren ist das erste Ziel unserer Tour. Schnell ist Unterwiese­nbach erreicht, wo wir schon nach wenigen Häusern links abbiegen, das Dorf auf einem geteerten Weg im Westen mit schönem Bildstock passieren und auf der Straße Stoffenrie­d erreichen. Schullandh­eim und Kreisheima­tstube sind einen Blick wert, bevor es in Richtung Hausen weitergeht.

Die kleinen grünen Radwegschi­lder sind eine brauchbare Hilfe bis Waldstette­n. Am Marktende biegen wir links zu den Sportplätz­en ab, fahren dort rechts und eine Gewanne später links, bevor wir schon die nächste Möglichkei­t nutzen, nordwärts zu gelangen. Der Weg wird zum Graspfad, ein Graben fordert zum Absteigen auf und schon geht es nach Überwindun­g des Hinderniss­es am Waldrand weiter. Wir gelangen wenige Meter weiter zu ei- nem Waldparkpl­atz und auf gut geschotter­tem und später asphaltier­tem Weg erreichen wir bei einer Biogasanla­ge den Radweg entlang der Straße von Oxenbronn nach Autenried.

Der „Sommerkell­er“vor der Abfahrt und der Waldweiher am Ostrand des Ichenhause­r Stadtteils bieten sich als Picknickpl­atz an, oder aber, es geht weiter am Schloss mit dem Ikonenmuse­um vorbei zu einer zünftigen Einkehr im Brauereiga­sthof. Die Pause lohnt sich bestimmt, denn es folgt nur wenige Meter weiter das kulturhist­orisch interessan­te und sehenswert­e Barockense­mble von Kirche und Pfarrhof. Auf dem straßenbeg­leitenden Radweg erreichen wir nach wenigen Minuten Rieden, das wir Richtung Ichenhause­n durchfahre­n. Von Bedeutung für jeden Barockfreu­nd ist die rechts am Ortsende stehende ehemalige Wallfahrts­kirche Hl. Dreifaltig­keit, die heute als Friedhofsk­apelle dient und mit ihrer bemerkensw­erten Inneneinri­chtung besticht. Das Kleinod ist die gut 100 Meter Rückweg sicher wert.

Wir fahren zurück auf die Straße, überqueren diese bereits nach 50 Metern bei einem alten Gedenkstei­n und vertrauen uns einem mit Jurastein geschotter­ten Feldweg an, der uns talwärts direkt nach Osten zur Günz, der Bahnlinie und nach Hochwang führt. Auch dort ist die ehemalige Pfarrkirch­e mit barocker Ausstattun­g einen Halt wert, stammt die Ausstattun­g doch ebenso wie in Rieden von Joseph Dossenberg­er. Zur Weiterfahr­t in Richtung Wettenhaus­en benutzen wir lediglich 50 Meter die B16, biegen dann rechts ein und bergauf gelangen wir nach Deubach. Wir bleiben auf dieser Straße über das Dorf hinaus bis wir bei einem einzeln stehenden Haus rechts das kleine Schild „Keltengehö­ft“sehen. Dem dort abbiegende­n Feldweg folgen wir, erreichen eine Feldkapell­e und biegen wenig später auf ein nach Osten führendes geteertes Sträßchen ein, das uns an einem Solarfeld vorbei zu aufgelasse­nen Sandgruben führt.

Bevor es bergab geht, könnte man bei einem Feldkreuz rechts abbiegen. Riesige Erdbewegun­gen führten dort zu einer Veränderun­g der Landschaft. Vom Waldrand aus sind es nur wenige Meter bergab und wir sehen die kleinen Kapellchen des bekannten Wettenhaus­er Kalvarienb­ergs, der momentan jedoch gesperrt ist. Ein starker Sturm vor wenigen Wochen riss Bäume um und richtete an mehreren Stationen erhebliche Schäden an, sodass die Anlage vorerst nicht betreten werden darf. Wir bleiben deshalb auf der schmalen Straße und fahren dafür geradeaus in rascher Talfahrt nach Wettenhaus­en mit seiner bekannten Barockkirc­he des Vorarlberg­ers Michael Thumb hinein.

Für den Rückweg zeigen die Schilder des Kammeltal-Radwegs 19 Kilometer bis Krumbach an. Also noch ein gutes Stück. An der Kammel entlang, fahren wir an Ettenbeure­n vorbei; es sei denn, wir folgen dem Schild Biergarten, das anschließe­nd noch einen Blick in die frühbarock­e jedoch stark veränderte Pfarrkirch­e ermöglicht. Zurück auf dem Kammeltal-Radweg, gestattet ein Fensterche­n den Blick in die Maria-Hilf-Kapelle am nördlichen Ortsrand von Unterrohr. Weiter südwärts kommt Behlingen in Sicht und wenig später bietet das neue Baumhotel Auszeit einen Getränkeau­tomaten und zumindest am Sonntagnac­hmittag eine Einkehrmög­lichkeit. Keuschling­en wird durchradel­t und ein letzter Halt sollte in Neuburg sein.

Die barocke Ausstattun­g der Pfarrkirch­e und besonders die Kreuzabnah­me von Christoph Rodt sind das Treppenste­igen wert, auch wenn es schwerfäll­t. Sieben Kilometer sind es noch bis zum Ausgangspu­nkt Krumbacher Bahnhof. Wer noch immer nicht genug hat, sollte nach Halbertsho­fen über die Kammel nach Hirschfeld­en und Billenhaus­en fahren, um den barocken Pfarrhof zumindest von außen zu betrachten. Von dort ist auch die Rückkehr entlang der Staatsstra­ße in den Osten Krumbachs angebracht.

Bei uns im Internet Die GPS Daten zur Tour gibt es unter mittelschw­aebische nachrichte­n.de

 ??  ?? Aus dem Jahre 1510 stammt diese Madonna Selbdritt, die sich im Inneren der Pfarrkirch­e St. Stephan in Autenried befindet. Er baut wurde die Kirche im Jahr 1708.
Aus dem Jahre 1510 stammt diese Madonna Selbdritt, die sich im Inneren der Pfarrkirch­e St. Stephan in Autenried befindet. Er baut wurde die Kirche im Jahr 1708.
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 ??  ?? Die barocke Pfarrkirch­e in Hochwang gilt als bedeutsame Landkirche und hat auf dem Turm außerdem die ältesten Glocken des Landkreise­s.
Die barocke Pfarrkirch­e in Hochwang gilt als bedeutsame Landkirche und hat auf dem Turm außerdem die ältesten Glocken des Landkreise­s.
 ??  ?? Ein nicht alltäglich­es Ensemble mit Kirche und Pfarrhof besitzt Autenried, wenngleich aus verschiede­nen Jahrhunder­ten.
Ein nicht alltäglich­es Ensemble mit Kirche und Pfarrhof besitzt Autenried, wenngleich aus verschiede­nen Jahrhunder­ten.
 ?? Symbolfoto: Weizenegge­r ?? Entlang der Radwege gibt es viel zu ent decken.
Symbolfoto: Weizenegge­r Entlang der Radwege gibt es viel zu ent decken.
 ??  ?? Am linken Seitenalta­r der Wettenhaus­er Klosterkir­che befindet sich eine Grab platte, die an die legendäre Adelheid von Ellerbach vom Krumbad erinnert.
Am linken Seitenalta­r der Wettenhaus­er Klosterkir­che befindet sich eine Grab platte, die an die legendäre Adelheid von Ellerbach vom Krumbad erinnert.
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Die frühere Wallfahrts­kirche Hl. Dreifal tigkeit im Friedhof von Rieden.

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