Mittelschwaebische Nachrichten
Damit es beim Thema Politik weniger Achselzucken gibt
Jugendliche sollen bei der U-18-Wahl an politische Themen herangeführt werden. Warum das Krumbacher Jugendzentrum dabei eine wichtige Rolle spielt
Krumbach/Landkreis Politik? Nicht wenige Jugendliche zucken mit den Achseln, wenn dieses Stichwort fällt. Auch bei ihr habe sich das Interesse für Politik erst allmählich entwickelt, denkt Birgit Baumann zurück. Heute ist die 28-jährige Quartiersmanagerin und Jugendpflegerin der Stadt Krumbach. Dass es „ohne Politik nicht geht“, hat sie auch bereits in ihrer Zeit im Vorstand des Vereins für das Jugendzentrum (Juze-Verein) erfahren. Der 24-jährige Sebastian Heinle aus Kemnat, einer der aktuellen Vorstandsmitglieder des Juze-Vereins, bezeichnet die Politik als „recht abstraktes Ding“. Das deutet an, dass es mitunter kein leichtes Unterfangen ist, zu erklären, was konkret hinter einem „demokratischen Entscheidungsprozess“steckt.
Birgit Baumann, Maximilian Behrends (Jugendreferent des Krumbacher Stadtrates) und Marc Hettich (er begleitet das Projekt ehrenamtlich) möchten bei der U-18-Wahl versuchen, heimischen Jugendlichen die Politik ein Stück näher zu bringen. Am Freitag, 15. September, können Jugendliche unter 18 Jahren dann gewissermaßen zur Probe wählen. Die Abstimmung findet zwischen 8.20 Uhr und 11.20 Uhr im Krumbacher Jugendzentrum statt. Die Schüler verschiedener Schulen werden dann zum großen Teil mit Shuttlebussen ins Jugendzentrum (Juze) gebracht. Wer sich außerhalb dieses durchorganisierten Ablaufs noch an der Abstimmung beteiligen möchte, hat zwischen 12 Uhr und 15 Uhr die Gelegenheit dazu. Nach Auskunft von Baumann, Behrends und Hettich beteiligen sich am Juze-Projekt drei Klassen des Krumbacher SimpertKraemer-Gymnasiums, sieben Klassen der Krumbacher Mittelschule, vier Klassen der Krumbacher Realschule und vier Klassen der Fachakademie für Sozialpädagogik. Auch die Berufsschule in Krumbach ist mit im Boot, sie wählt aber an diesem 15. September in eigenen Räumen. Allein in Krumbach beteiligen sich rund 500 Schüler.
Weitere U-18-Wahlen im Kreis gibt es in der Leipheimer Mittelschule, in der Mittelschule Burgau, in der Maria-Theresia-Mittelschule Günzburg, in der Mittelschule des Günzburger Ortsteils Wasserburg und im Dossenberger-Gymnasium Günzburg. Verbunden mit einem umfassenden Paket an politischer Bildung können Jugendliche dann vor der Bundestagswahl zur Probe abstimmen. Anders als bei der „richtigen“Wahl kann bei der U-18-Wahl aber kein Direktkandidat gewählt werden, die Wahl konzentriert sich auf die Stimme für eine der Parteien (Zweitstimme). Im Juli hatten Birgit Baumann und Maximilian Behrends das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Echo sei insgesamt bislang sehr gering gewesen, bedauern beide. Von den Jugendorganisationen der jeweiligen Parteien habe sich bislang niemand gemeldet.
Birgit Baumann, Maximilian Behrends und Marc Hettich räumen ein, dass es zunehmend schwer sei, das Interesse von Jugendlichen für politische Themen zu wecken. Aber „nichts tun“sei keine Alternative. Zudem gebe es heute eine ganze Reihe von digitalen Möglichkeiten, die politischen Entscheidungsmechanismen griffig zu erklären. Behrends, Lehrer an der Krumbacher Mittelschule, möchte in den kommenden Tagen im Unterricht auch den sogenannten Wahlomat nutzen. Zudem soll es vor der U-18-Wahl eine Probeabstimmung im Computerraum geben.
Das Projekt U-18-Wahl gibt es seit 1996, damals fand die Premiere in Berlin statt. Im Vorfeld der Bundestagswahl wird es rund 900 Orte geben, an denen Jugendliche zur Probe wählen können. Träger des Projekts sind unter anderem der Bundesjugendring und das Deutsche Kinderhilfswerk. Gefördert wird die Aktion vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie der Bundeszentrale für politische Bildung. Auf der Internetseite www.u18.org wird es dann Ergebnisse, aufgegliedert nach Stimmkreisen, geben. Behrends möchte aber auch die Ergebnisse in Krumbach statistisch genauer aufbereiten. Vielleicht gebe es durch die U-18-Wahl den einen oder anderen Anhaltspunkt für die Gestaltung des Unterrichts. Und damit wohl auch die Hoffnung, dass es beim Thema Politik weniger Achselzucken gibt.