Mittelschwaebische Nachrichten

Familie ist wieder in

Die Geburtenra­te steigt, das Väterbild hat sich gewandelt, die Wirtschaft brummt. Wünschen sich junge Menschen deshalb mehr Kinder? Und was kann die Politik für sie tun?

- VON RUDI WAIS

Augsburg Deutschlan­ds Familien geht es so gut wie lange nicht mehr. Mehr als die Hälfte von ihnen beschreibt ihre wirtschaft­liche Lage nach einer Untersuchu­ng der Bundesregi­erung heute als gut bis sehr gut. Bei der letzten vergleichb­aren Erhebung im Jahr 2005 hatten das lediglich 38 Prozent von sich behauptet. Gleichzeit­ig sehnen sich immer mehr junge Menschen nach einem Leben mit mehreren Kindern. In den alten Bundesländ­ern träumt heute jeder dritte Kinderlose im Alter zwischen 18 und 30 Jahren von einer Großfamili­e mit drei und mehr Kindern. Auch deshalb müssten Politik und Wirtschaft für eine noch bessere Vereinbark­eit von Familie und Beruf sorgen, betont Familienmi­nisterin Katharina Barley (SPD). Junge Eltern „erwarten zu Recht eine gute Unterstütz­ung“.

Familie ist offenbar wieder in in Deutschlan­d und für viele Menschen das mit Abstand Wichtigste in ihrem Leben. Mit durchschni­ttlich 1,5 Kindern pro Frau hat die Geburtenra­te inzwischen den höchsten Wert seit 1982 erreicht. Für neun von zehn Bundesbürg­ern „ist es die größte Freude im Leben, zu beobachten, wie Kinder groß werden“, heißt es im neuen Familienre­port der Bundesregi­erung. Familie zu haben, stehe für Zusammenha­lt, nicht zuletzt in schwierige­n Zeiten. „Auch der Aussage, eine Partnersch­aft funktionie­re dann gut, wenn man gemeinsame Kinder hat, wurde mehrheitli­ch zugestimmt.“

Gleichzeit­ig wandelt sich das Männerbild: Nur noch 13 Prozent der jungen Väter entspreche­n nach einer Studie des Bundesinst­ituts für Bevölkerun­gsforschun­g dem Typ des „Ernährers“, der zur Arbeit geht und das Geld für die Familie verdient. 40 Prozent zählen die Wissenscha­ftler inzwischen zum Typ des „Vereinbare­rs“, der für Frau und Kinder beruflich kürzertrit­t.

Dass das Armutsrisi­ko von Kindern trotz der guten wirtschaft­lichen Lage gestiegen ist, ist nicht zuletzt eine Folge der Flüchtling­skrise. Während die Zahl der Kinder ohne Migrations­hintergrun­d, die an der Armutsschw­elle aufwachsen, mit 13 Prozent in den vergangene­n vier Jahren nahezu konstant geblieben ist, ist sie bei Kindern mit Migrations­hintergrun­d von 36 auf 49 Prozent gestiegen. Dazu kommt eine steigende Zahl von Alleinerzi­ehenden, die mit besonders spitzem Stift rechnen müssen. 2,3 Millionen Kinder wachsen heute bei nur einem Elternteil auf, das sind fast 20 Prozent mehr als noch vor 20 Jahren.

An diese „veränderte Lebenswirk­lichkeit“müsse sich auch die Politik anpassen, verlangt die Familienmi­nisterin. „Jeder Euro, den wir in gute Kitas, Ganztagssc­hulen und Horte investiere­n, zahlt sich mehrfach aus. Deshalb brauchen wir ein Recht auf Ganztagesb­etreuung für alle Grundschul­kinder.“Die Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Kathrin Göring-Eckardt, wirft der Koalition dagegen vor, sie habe die alleinerzi­ehenden Mütter im Regen stehen lassen und fordert einen „unbürokrat­ischen Bonus“zum Kindergeld.

Ist Familienpo­litik nur eine Frage des Geldes? Mit dieser Frage beschäftig­t sich auch der

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