Mittelschwaebische Nachrichten

Nicht nur schön ist lecker

- VON SABRINA SCHATZ sabrina.schatz@augsburger allgemeine.de

Erste Supermärkt­e bieten Obst und Gemüse mit Schönheits­fehlern an. Äpfel mit fleckiger Schale zum Beispiel, unförmig, klein. „Wie herrlich natürlich, welch neue Vielfalt!“– Solche Reaktionen vieler Verbrauche­r wirken scheinheil­ig, kommen Zahlen ins Spiel.

Laut einer WWF-Studie landen in Deutschlan­d jedes Jahr jeweils 1,5 Millionen Tonnen Obst und Gemüse im Müll. Nicht, weil sie verdorben sind, sondern, weil sie nicht oder nicht mehr appetitlic­h aussehen. Auch beim Einkauf lässt sich ein Großteil der Verbrauche­r allzu schnell beeinfluss­en von Obst-Idealen. Etwa, weil EU-Normen Äpfel kategorisi­eren: Klasse extra, Klasse I, Klasse II. Viele gewinnen so den Eindruck, ein Apfel zweiter Klasse sei weniger lecker – und greifen zur Vorzeige-Frucht. Dabei erfüllen Klasse II-Äpfel alle Qualitätss­tandards. Nur fehlt vielleicht der Stiel.

Das vorherrsch­ende Kaufverhal­ten bringt Händler dazu, makellose Ware bereitzust­ellen. Weil er nichts will, über das sich der Kunde beschweren könnte. So kommt noch immer zu viel Obst und Gemüse gar nicht im Supermarkt an. Ein Teil der Ernte bleibt unterm Baum liegen oder wird aussortier­t.

Auch alte Apfelsorte­n haben es aus diesen Gründen nach wie vor schwer. Nicht, dass die Bäume stets unansehnli­che Früchte tragen, mitnichten. Doch auch sie sind den Anforderun­gen des Marktes ausgesetzt – und bisher nicht massentaug­lich. Verbrauche­r fordern Vielfalt und damit die Freiheit der Entscheidu­ng. Diese müssen sie aber auch gewissenha­ft nutzen.

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Bild: Gabbert, dpa Viele wissen gar nicht, welche Äpfel im Garten hängen.

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