Mittelschwaebische Nachrichten

Warum wählen?

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Die größte Partei hat im Bundestag weder Sitz noch Stimme: die Partei der Nichtwähle­r. Es ist bedauerlic­h, wenn nicht einmal sieben von zehn Wählern in unserem Wahlkreis von ihrem aktiven Wahlrecht Gebrauch machen. Das hat vielerlei Gründe: Allgemeine­s Desinteres­se, schiere Bequemlich­keit und die Enttäuschu­ng über eine Politik, die offenbar nicht mehr so nahe am Menschen ist, wie sie sein sollte, mögen einige davon sein. Dass Berlin weit weg ist, mag stimmen. Die Entscheidu­ngen, die dort getroffen werden, haben aber sehr wohl Einfluss auf unser Leben. Zwei Beispiele will ich anführen: Dem türkischen Staatspräs­identen und seiner Entourage gelingt es zum Teil, die in Deutschlan­d lebenden Landsleute zu instrument­alisieren. Das haben wir in der Vergangenh­eit auch im Kreis Günzburg gespürt. Vor drei Jahren war Flüchtling­spolitik noch kein Thema. Die Asylbewerb­er lebten mehr oder weniger unbemerkt in Gemeinscha­ftsunterkü­nften der Bezirksreg­ierungen. Die reichen längst nicht mehr aus. Viele Gemeinden nahmen Menschen auf, die ihre Heimat verlassen haben. Das hat das Gesicht auch unseres Kreises ein Stück weit verändert.

Wäre es da nicht wichtig, seine Stimme der Partei und den Kandidaten zu geben, denen man zutraut, in einer Welt des Umbruchs ein vertrauens­würdiger Lotse zu sein?

Die Sozialdemo­kratie im Bund scheint die Genossen vor Ort bereits aufgegeben zu haben. Der prominente­ste SPD-Unterstütz­er ist der Günzburger Oberbürger­meister Gerhard Jauernig, der dem Direktkand­idaten Karl-Heinz Brunner gestern auf einer Veranstalt­ung zur Seite stand. Dagegen ließ die CSU vieles an Partei-Prominenz auffahren, was in Berlin und München Rang und Namen hat. Allgegenwä­rtig mit seinen Wahlplakat­en ist der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein (Münsterhau­sen), obwohl so viel Materialau­fwand vermutlich gar nicht nötig gewesen wäre. Alle Bewerber aus dem Wahlkreis – und das gilt seit 1949 – sind CSU-Politiker: Hans Schütz (viermal in den Bundestag), Leo Wagner (3) und Theo Waigel (7) vertraten vor Nüßlein im Parlament die Region. Der Mann aus Münsterhau­sen schickt sich an, zum fünften Mal die meisten Erststimme­n auf sich zu vereinen.

Höchstwahr­scheinlich wird es so kommen, aber es ist kein Selbstläuf­er. Daher nimmt die CSU den Wahlkampf alles andere als locker.

Durchaus Aufwand betreiben auch wir als Zeitung, damit Sie sich ein Bild von den Direktkand­idaten machen können. Ich lade Sie ein nach Günzburg zu unserem großen Wahl-Podium am 19. September im Forum am Hofgarten (Beginn 19 Uhr) zu kommen. Vielleicht ist das ein kleiner Beitrag dafür, die Partei der Nichtwähle­r schrumpfen zu lassen.

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