Mittelschwaebische Nachrichten
Bruder Klaus ganz nah
Die Kapelle zwischen Wettenhausen und Deubach gibt es seit 25 Jahren. In den 1990er Jahren wurde nicht nur die Heiligenfigur gestohlen. Ersatz gab es erst Jahre später
Wettenhausen Sie liegt malerisch im „Täle“, direkt an der Flurgrenze zwischen Wettenhausen und Deubach und ist von der Staatsstraße aus nicht zu sehen. Die Rede ist von der Bruder Klaus-Kapelle. Jedes Jahr findet, organisiert von der Katholischen Landvolkbewegung des Dekanats Günzburg, zu dieser Kapelle eine Sternwallfahrt statt, um dort eine Andacht zu feiern. Am Sonntag in einer Woche, 24. September, wird es sogar ein Gottesdienst sein. Das hat auch seinen guten Grund: Die kleine Kapelle wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Gleichzeitig wird in diesem Jahr das 600. Geburtsjahr des Heiligen Bruder Klaus gefeiert, dem sie gewidmet ist.
Zunächst als wohlhabender Bauer und Ratsherr des Schweizer Kantons Obwalden lebend, verließ Nikolaus von Flüe mit 50 Jahren seine Familie, um als Einsiedler ein intensives Gebetsleben zu führen. Der Heilige Bruder Klaus ist nicht nur der Schweizer Nationalheilige und Schutzpatron vieler Kirchen, sondern auch der Schutzpatron der Katholischen Landvolkbewegung. Seit 40 Jahren gibt es eine Fußwallfahrt von Hagspiel bei Oberstaufen nach Flüeli in der Schweiz, dem Geburtsort von Bruder Klaus.
Doch zurück zu der Kapelle selbst. Erbauen ließ sie Helene Böck aus Hochwang. Eine neue Kapelle für die Wallfahrer des Landkreises sollte es werden. Die Fußwallfahrt nach Flüeli und die Gemeinschaft beim Laufen in die Schweiz sei einer der ausschlaggebenden Punkte für ihre Vision gewesen, eine Kapelle zu bauen, erzählt Gudrun Kraus, eine der drei Töchter von Helene Böck. Sie wollte aber auch vor allem der Verehrung des Bruders Klaus in der Region einen Raum geben. Dort im „Täle“sei die einzige Stelle, wo die Kapelle richtig hinpasse, bemerkt Gudrun Kraus weiter. Sie entstand damals innerhalb von nur kurzer Zeit mit der Hilfe von Freunden und Bekannten, aber auch von damaligen Fußwallfahrern. Der Bau ähnelt der dem Bruder Klaus zu Ehren gebauten Kapelle auf der Alpe Chlisterli und hat ebenfalls einen kleinen Glockenturm. Die Glocke stammt übrigens von einer Glockengießerei bei Heilbronn. Gerade noch rechtzeitig zur Einweihung am 11. Oktober 1992 war sie damals fertig geworden.
Nur zwei Jahre später kam der Schock: Eine Reliquie und ein 100 Jahre alter Rosenkranz wurden ge- stohlen. Ein Jahr später verschwand auch die Statue des Bruders Klaus. Viele Jahre hatte Helene Böck gehofft, dass die von dem Ichenhauser Bildhauer Ludwig Vogele und seiner Tochter Barbara Quintus geschaffene Figur wieder auftauchen würde. Sie blieb verschwunden – lediglich ein Bild ersetzte nun den Heiligen. Einen Anstoß gab 2003 der ehemalige Landrat Georg Simnacher anlässlich seines Ausscheidens aus seinem Amt als Bezirkstagspräsident. Er stiftete eine neue Figur, die jetzt wieder in der Nische über dem Altar steht. Geschnitzt hat sie Ludwig Klein aus Burgau, sein Schwiegervater. Die Figur zeigt den Bruder Klaus neben einem Turm und bezieht sich auf eine Vision, die er mit 16 Jahren hatte: Der Turm als Symbol - im Boden verankert und gleichzeitig mit dem Himmel und scheint damit mit Gott verbunden zu sein.
Die Bruder Klaus-Kapelle ist ein Ort innerer Einkehr, des Friedens und von Gemeinschaft. Etwas Ungewöhnliches findet sich in ihrer Umgebung ebenfalls: Steine, deren Maserung mit etwas Fantasie ein Kreuz erkennen lassen. Fußwallfahrer haben sie im Rucksack aus der Schweiz zur Bruder Klaus-Kapelle mitgebracht. Am Sonntag werden sich wieder zahlreiche Wallfahrer aus verschiedenen Richtungen auf den Weg zur Bruder Klaus-Kapelle machen.
Pater Stefan Kling, Prior des Klosters Roggenburg, wird den Gottesdienst, der um 14 Uhr beginnt, gestalten. Musikalisch umrahmt wird dieser von der Musikkapelle Hochwang-Oxenbronn. „Wir freuen uns, auch zum 25-jährigen Jubiläum wieder bei der Kapelle zu Gast sein zu dürfen“, betont Reinhold Siegner von der Katholischen Landvolkbewegung des Dekanats Günzburg.