Mittelschwaebische Nachrichten
Georg und Hector sind Geschenke für den Verein
Georg Fischer ist auch nach 25 Jahren noch begeistert von seinem Beruf. Warum er Pferde so gerne mag
Günzburg Nur durch Zufall ist er auf den Beruf des Hufschmieds gekommen. Heute sagt Georg Fischer: „Das ist nicht mein Beruf, sondern meine Berufung.“Der 52-Jährige aus Oberwaldbach ist gelernter Schmied und war als Mechaniker tätig. Auf der Reitanlage eines Bekannten kam er zum ersten Mal mit Pferden und dem Berufsbild in Kontakt. „Vorher habe ich mit Pferden wenig zu tun gehabt“, sagt er und muss selbst schmunzeln. Immerhin feiert er beim diesjährigen Günzburger Herbstturnier seinen 25. Einsatz. So lange ist er bereits selbstständig im Raum Günzburg und Augsburg unterwegs.
Er sitzt vor den Ställen in der Sonne, lächelt und wird immer wieder gegrüßt. Wie es ihm gehe, wie das Turnier bisher laufe, wollen die Reiter wissen. Nach 25 Jahren kennt man sich. Und Georg Fischer wirkt, als könne man immer ein kurzes Pläuschchen mit ihm halten.
Über seinen Beruf sagt er: „Man sammelt mit der Zeit Erfahrung, gerade im orthopädischen Bereich.“Deshalb sei er auch relativ früh in Wettbewerbe eingestiegen: um Erfahrung zu sammeln und sich auszutauschen. Hufschmiedewettkämpfe seien eine eigene Sportart. „Das machen aber nur noch wenige“, sagt er und grinst: „Nur die Verrückten, und die Verrückten sind die Guten.“
Fischer ist mehrfacher schwäbischer und deutscher Meister und war auch mit der deutschen Nationalmannschaft unterwegs. Inzwischen ist er zum Richter aufgestiegen. Die Engländer seien sehr gut, „fast unschlagbar“. Doch in England wie in Frankreich oder Amerika, arbeite der Hufschmied alleine. Im süddeutschen Raum hebe der Pferdebesitzer auf und der Hufschmied beschlage. Das sei für ihn viel besser, denn: „Wenn ein Problem am Pferd ist und der Besitzer dabei ist, kann ich gleich reagieren.“
In den letzten 25 Jahren habe sich vor allem im orthopädischen Bereich bei den Spezialbeschlagungen viel getan. Und durch das Internet gebe es viel mehr Schulungen und Know-how.
Doch beim Thema Ausbildung weicht sein Lächeln einem ernsten Blick. „Hufschmied ist kein eigenes Berufsbild“, erklärt er zähneknirschend. Aber man bemühe sich darum. Die Ausbildung bestehe aus einem zweijährigen Praktikum. Und um die Prüfung zum Hufschmied ablegen zu können, brauche es nur einen vierwöchigen Vorkurs und vier Monate praktische Schulung an der Hufbeschlagschule. Fischer zufolge ist die einzige Voraussetzung dafür eine abgeschlossene Lehre. „So könnte theoretisch auch ein Bäcker Hufschmied werden“, sagt er. Nachwuchssorgen gibt es trotzdem keine. „Wir sind nicht am Aussterben“, sagt Fischer und lächelt.
Wenn Fischer von seiner Arbeit erzählt, leuchten seine Augen und man meint, die Leidenschaft greifen zu können. „Das Pferd muss sich mit dem Beschlag wohlfühlen“, erklärt er. Denn wenn das Pferd falsch beschlagen sei, gehe das auf Dauer auf die Gelenke. „Darum sagt man so schön: Ohne Huf kein Pferd.“Sein Job sei es, Eisen abzunehmen, zu beschneiden und anzupassen. Er sagt: „Man beschlägt nicht einen Huf, sondern ein Pferd.“
Pferde möge er sehr gerne wegen ihres Charakters, weil sie so ehrlich seien. „Wenn man mit ihnen ordentlich umgeht, gehen sie auch mit dir gut um“, sagt Fischer.
Das Herbstturnier sei ruhig verlaufen. Lediglich „einer hat ein Eisen am Parcours verloren“, erzählt er, und ein lahmendes Tier sei gekommen. Ansonsten blieb Zeit für das eine oder andere Pläuschchen.