Mittelschwaebische Nachrichten
Flieger aus Pfaffenhofen sind weltweit gefragt
Alexander Kirchner baut Modellflugzeuge und hat mit diesen schon viele Wettbewerbe gewonnen
Pfaffenhofen Eine „Viper MK2“steht gerade auf Alexander Kirchners Werkbank. Noch besteht sie lediglich aus einem Rumpf ohne Flügeln und einer lang gezogenen Hülle aus Glasfaser und Carbon, weiß und glänzend, darin eine präzise geformte Aussparung fürs Cockpit. Kleine Anzeigen sind da vor dem Pilotensessel zu sehen, winzige Knöpfchen und Instrumente, dazu ein Steuerknüppel, alles angeordnet wie beim Original. 2,8 Meter wird das Modell lang sein, wenn Kirchner damit fertig ist – und eine Flügelspannweite von 3,5 Metern haben.
„Das sind Sportgeräte, keine Spielsachen“, stellt der passionierte Modellflugpilot klar, der mit seinen selbst gebauten Flugzeugen schon zahlreiche Wettbewerbe gewonnen hat. Mittlerweile ist dem Pfaffenhofer das Wettfliegen nicht mehr so wichtig, dafür das Bauen umso mehr. Vor mittlerweile zehn Jahren hat er sein liebstes Hobby zum Beruf gemacht und verdient sein Brot seither mit dem Bau von Modellflugzeugen.
Das Untergeschoss seines Hauses hat der 46-Jährige längst zur Werkstatt ausgebaut, in der von der Fräsmaschine bis zu verschiedenen Werkzeugen und filigranen Kleinteilen alles Platz hat, was der Modellbauer täglich braucht. Hier fertigt er Flieger für Kunden aus der ganzen Welt an. Manche der Flugkörper konstruiert er selbst, andere fertigt er nach Bausätzen, die es im Handel zu kaufen gibt. Denn auch deren Montage kann sehr aufwendig sein – sodass manch ein Modellflugfan diese langwierige Fieselarbeit doch lieber aus der Hand gibt. „Man muss dafür viel Geduld haben und auch pingelig sein“, erzählt Kirchner, der seine Passion fürs Fliegen und den Modellbau schon in früher Kindheit entdeckte.
Die Grundlagen hat er vom Vater gelernt, die erste Werkbank stand noch im Kinderzimmer. Im väterlichen Betrieb für Anlagenbau hat er auch jahrelang gearbeitet, bevor er als Konstrukteur bei Airbus beschäftigt war. Die Idee, sich selbstständig zu machen, habe er anfangs nur aus einer Laune heraus geäußert, erinnert sich Kirchner. Er wollte kreativer arbeiten, als es im Angestelltendasein möglich war. So wagte der gelernte Fensterbauer und technische Zeichner schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit und hatte rasch erste Erfolge. Etwa als gleich das erste von ihm gebaute Modell bei einer Weltmeisterschaft auf dem 7. Platz landete. „Das war die beste Werbung“, sagt Kirchner, der seine Flugzeuge heute in die ganze Welt verschickt. „Nach Deutschland gehen eher die Motorflieger, Jets mehr ins Ausland.“
Ganz billig sind die windschnittigen Miniflugzeuge nicht. Ein exklusiv gestaltetes Modell kann, komplett fertiggestellt, auf rund 25000 Euro kommen. An besonders aufwendigen Fliegern arbeitet Kirchner rund 300 Stunden, bis alles detailgetreu aussieht und vor allem fliegt wie gewünscht, „und daran freue ich mich immer wieder“.
Es ist auch die in den Fliegern verbaute Technik, die Kirchner am Modellbau fasziniert. Unterschiedliche Motoren, Tanks, Fahrwerke, „es ist sehr abwechslungsreich und jedes Modell ist anders produziert“, sagt er. Dann sind da noch die Prototypen, die er regelmäßig baut, ebenso wie die Eigenkonstruktion, die im Raum nebenan steht, eine Mylius 102 V1 Tornado, im Original ein einsitziges Kunstflugzeug von knapp sieben Metern Länge.
Wer solche Flugzeugmodelle fliegt, startet die Maschinen meist schon der Anschaffungskosten wegen erst nach ausführlicher Einführung und Übung. Andere schauen weniger aufs Geld, so Kirchner, zum Beispiel ein Kunde aus Dubai, der einzig für einen Vorab-Blick auf das bestellte Modell mit seinem Privatflugzeug einen Spontan-Ausflug nach Pfaffenhofen unternahm.
Wer einen so großen und schweren Modellflieger in Deutschland starten will, braucht dafür eine Verbandszulassung und geht seinem Hobby auf Modellflugplätzen nach. Nur bis zu einem Gewicht von weniger als 25 Kilo sind solche Flugzeuge zulassungsfrei.
Kirchner selbst startet meist auf dem Platz des MFC Roth, wo er seit Jahren Mitglied ist und wo regelmäßig Flieger bis zu 75 Kilo in die Luft steigen.