Mittelschwaebische Nachrichten
Als Animateurin an den Gardasee
Der Sommer ist vorbei, doch K!ar.Texterin Valerie aus Billenhausen denkt noch an ihren besonderen Ferienjob
Krumbach Tremosine sul Garda, ein kleines Dorf am Gardasee. Was macht man da am Besten? Richtig, arbeiten! Ich hatte mich entschieden, in den Sommerferien als Animateurin zu arbeiten und ich bereue es keine Sekunde.
„Uuuuuund jetzt die coole Pose!“Fünf Kinder springen in die Luft und landen mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen. Mit dieser Geste endet täglich die Minidisco und damit auch das Abendprogramm des Miniclubs. „Können wir nicht noch ein bisschen spielen?“Das ist eigentlich das Schwierigste an der Arbeit als Kinderanimateurin: Die Kinder davon zu überzeugen, dass das große Mädchen mit den blonden Locken, die immer lustige Spiele spielen will, jetzt Feierabend oder Pause hat.
Im Urlaub mit meiner Familie habe ich als kleines Mädchen selbst begeistert bei der Minidisco mitgetanzt und die Animateure bewundert. Was muss das für ein Leben sein? Den Sommer in Italien verbringen und den ganzen Tag spielen, tanzen, singen und Blödsinn machen. Ein Traum! Diesen Traum wollte ich mir endlich erfüllen und so machte ich mich auf die Suche nach einem Job als Animateurin.
Ich hatte schon einiges an ehrenamtlicher Erfahrung auf diesem Gebiet und studiere Lehramt. Das war sicher ein wichtiger Faktor, der mir nach einigen Bewerbungen bei Campingplätzen und Organisationen, die ich durch Google entdeckt hatte, zu einem Job am Gardasee verhalf. Die Freizeit eines Animateurs ist knapp bemessen. Sechs Tage die Woche jeweils acht Stunden wird gearbeitet und in der eigentlich freien Zeit muss man sich das Wochenprogramm, Bastelideen und Wanderrouten ausdenken. Außerdem folgen die Kinder dem Animateur überallhin und möchten erfahren, wie die Geschichte weitergeht, was das Nachmittagsprogramm ist oder ob er Lust hat Minigolf zu spielen.
Ja, der Job ist anstrengend, aber wunderschön. Täglich von 09.00 bis 22.00 Uhr Action, Spiel, Spaß, Sonne und gute Laune zu verbreiten ist sicher nicht für jeden etwas, aber das Leuchten in den Kinderaugen, wenn man ihren Spielvorschlag annimmt oder eine tolle Medaille verleiht, ist einfach unbeschreiblich.
Wie viel man von Kindern lernen kann, weiß ich nach fünf Wochen am Gardasee nur zu gut. Meine Französisch- und Italienischkenntnisse sind erweitert worden. Auf Russisch kann ich jetzt erklären, wie man einen Indianerkopfschmuck bastelt. Devin hat mir drei verschiedene Zaubertricks mit einem Fingerfadenspiel beigebracht und dank Anna-Sophia kann ich eine Choreografie zum Lied Despacito tanzen. Längst vergessene Spiele wie Feuer, Wasser, Sturm kann ich auch wieder problemlos erklären. Abgesehen davon, dass ich jetzt weiß, wie man einen Papierflieger baut, der auch lange in der Luft bleibt. Das ist mir vorher noch nie geglückt.
Man darf diesen Job keineswegs als bezahlten Urlaub sehen, denn das ist er beim besten Willen nicht. Doch man knüpft Freundschaften, ist an einem schönen Ort und an dem einen freien Tag in der Woche kann man wenigstens so tun, als sei man Tourist.
Die Wertschätzung, die dir nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern und Kollegen entgegenbringen, zeigt, wie wertvoll deine Arbeit ist. Kinder können anstrengend sein und das Dankeschön, das ich immer wieder hörte, gab mir täglich neue Kraft, den Kindern einen schönen Urlaub zu bereiten. Jedes Urlauberkind mit seinem eigenen Lachen, seinen eigenen Ideen und seinen eigenen Macken hat einen Platz in meinem Herzen gefunden und zaubert mir auch jetzt noch ein Lächeln ins Gesicht.