Mittelschwaebische Nachrichten
Pläne für Oberes Grünlingsfeld sorgen für kontroverse Debatte
Anwohner fühlen sich von der Stadt schlecht informiert und befürchten hohe Kosten. Bürgermeister Fischer weist die Kritik zurück
Krumbach Einen Straßenausbau zu ihren Lasten sehen die Anwohner der Straße Oberes Grünlingsfeld in Krumbach. Die Stadt plant in dieser Straße den Kanal- und Straßenausbau. Die Anwohner sind der Meinung, dass eine Straßeninstandsetzung ausreichend sei und kein Straßenausbau notwendig wäre. Laut Bürgermeister Hubert Fischer muss der Kanal in dieser Straße erneuert werden. Wenn der Kanal saniert wird, bleibe von der Straße nicht mehr viel übrig. Mit einer Straßeninstandsetzung sei es somit laut Fischer nicht getan.
Bisher ist die Straße nur auf der Südseite bebaut. Nun sollen am Hang auf der Nordseite (unterhalb des Waldsportplatzes) vier Häuser gebaut werden. Hier sehen die Anwohner einen Eingriff in eine besondere Grünfläche, die als Naherholungsgebiet diene. Sie befürchten eine Beeinträchtigung für die Nutzer des öffentlichen Spielplatzes, den Rodelberg, die Aussicht sowie für die Spazierwege im Grünen. Mit 17:6 Stimmen hatte der Stadtrat im Mai der Bebauung zugestimmt.
Der Rodelhang werde laut Fischer durch die Bebauung nicht tangiert. Bei den Grünflächen handele es sich um eine parkähnliche Anlage teils ortsfremden Gehölzen. Das Gelände stehe nicht unter Naturschutz.
Die Anwohner kritisieren, dass es zwar im Vorfeld zum Vorhaben der Stadt eine Infoveranstaltung für die Anwohner gegeben habe, jedoch sei damals von einer Bebauung auf der Nordseite der Straße noch keine Rede gewesen. Es hätten zwar mehrere Gesprächs- und Informationsrunden mit der Stadt stattgefunden, sagt Helmut Gropper als Sprecher der Anwohner. Aber was dabei besprochen wurde, sei nicht so umgesetzt worden.
Eine „überraschende Wendung“nennt Gropper die Planung für ein neues Baugebiet. Jahrzehntelang habe es geheißen, dass hier niemals gebaut werde. Die Stadt spreche, so Gropper, von einer Win-win-Situation. Bei einer Bebauung auf der Nordseite würden sich die Anliegerkosten verteilen und dadurch die südlichen Anlieger entlastet werden, argumentiere die Stadt. Das sehen die Anlieger jedoch anders. Bei einer Instandsetzung hätte die Stadt die Kosten zu tragen. Die Stadt versuche, den Anwohnern die Bebauung auf der gegenüberliegenden Seite schmackhaft zu machen. Denn bei einer neuen Bebauung auf der Nordseite würden auch auf diese Grundstücke Kosten für den Aus- bau umgelegt. Bei einem Straßenausbau müssten die Anlieger 80 Prozent der Kosten übernehmen. Die Anwohner betonen aber, dass für sie gar keine Kosten anfallen würden, wenn die Straße nur instandgesetzt werden würde. „Wir waren für eine Instandsetzung der Straße und nicht für einen Ausbau. Die Straße ist in einem guten Zustand“, sagte Gropper.
Im Hauruckverfahren habe die Stadt die Planung für das Baugebiet umgesetzt und damit, so Gropper, „Wohnungsbau für Privilegierte geschaffen“. Fischer sieht keine Privilegierung und betont, dass die Stadt Wohnraum für alle schaffen müsse.
Wegen des angrenzenden Waldsportplatzes, auf dem auch der TSV seine Spiele austrägt, musste ein Schallschutzgutachten erstellt werden. Gropper weist darauf hin, dass in diesem Gutachten davon ausgegangen werde, das maximal 50 Zuschauer bei den Spielen erwartet werden. Mit einer Zunahme der Zuschauerzahlen sei laut Aussagen des Vorstands nicht zu rechnen, heißt es im Gutachten.
Fischer sagt dazu, dass die Zuschauerzahl ein Durchschnittswert sei und als Berechnungsgrundlage diene. Bei großen Veranstaltungen mit mehr Zuschauern könnte man auf das Sportgelände beim Schulmit zentrum ausweichen. So werde das auch jetzt gehandhabt.
Verwundert zeigten sich die Anlieger, dass Grundstücksbesitzer mit Privatkanälen vor Kurzem von der Stadt aufgefordert worden seien, ein Sanierungskonzept für den privaten Kanal vorzulegen, obwohl die Stadt die Kanäle an das städtische Netz anschließen wolle.
Dies wurde von der Stadt nicht weiter verfolgt, denn die Kosten für eine Kanalsanierung auf Privatgrund müssten, so Bürgermeister Fischer, von den davon betroffenen Anliegern getragen werden. Einige wenige würden so finanziell extrem hoch belastet. Deswegen sei ein Anschluss an das städtische Netz sinnvoll, betont der Bürgermeister. Die Stadt sei für die Entwässerung und die Wasserzuführung verantwortlich. Der Kanal sei sanierungsbedürftig und bei einer Sanierung bleibe „von der Straße nicht mehr viel übrig“.
Die Anlieger befürchten, dass es bei einer Bebauung auf der Nordseite der Straße zu wenig Stellplätze gebe. Fischer sagt dazu, dass bei einer rund 200 Meter langen Straße für zehn Anlieger (bisher sechs) die Stellplätze ausreichen. Zudem sollten die Bewohner für ein bis zwei Stellplätze auf eigenem Grund sorgen.