Mittelschwaebische Nachrichten

Pläne für Oberes Grünlingsf­eld sorgen für kontrovers­e Debatte

Anwohner fühlen sich von der Stadt schlecht informiert und befürchten hohe Kosten. Bürgermeis­ter Fischer weist die Kritik zurück

- VON MONIKA LEOPOLD MILLER

Krumbach Einen Straßenaus­bau zu ihren Lasten sehen die Anwohner der Straße Oberes Grünlingsf­eld in Krumbach. Die Stadt plant in dieser Straße den Kanal- und Straßenaus­bau. Die Anwohner sind der Meinung, dass eine Straßenins­tandsetzun­g ausreichen­d sei und kein Straßenaus­bau notwendig wäre. Laut Bürgermeis­ter Hubert Fischer muss der Kanal in dieser Straße erneuert werden. Wenn der Kanal saniert wird, bleibe von der Straße nicht mehr viel übrig. Mit einer Straßenins­tandsetzun­g sei es somit laut Fischer nicht getan.

Bisher ist die Straße nur auf der Südseite bebaut. Nun sollen am Hang auf der Nordseite (unterhalb des Waldsportp­latzes) vier Häuser gebaut werden. Hier sehen die Anwohner einen Eingriff in eine besondere Grünfläche, die als Naherholun­gsgebiet diene. Sie befürchten eine Beeinträch­tigung für die Nutzer des öffentlich­en Spielplatz­es, den Rodelberg, die Aussicht sowie für die Spazierweg­e im Grünen. Mit 17:6 Stimmen hatte der Stadtrat im Mai der Bebauung zugestimmt.

Der Rodelhang werde laut Fischer durch die Bebauung nicht tangiert. Bei den Grünfläche­n handele es sich um eine parkähnlic­he Anlage teils ortsfremde­n Gehölzen. Das Gelände stehe nicht unter Naturschut­z.

Die Anwohner kritisiere­n, dass es zwar im Vorfeld zum Vorhaben der Stadt eine Infoverans­taltung für die Anwohner gegeben habe, jedoch sei damals von einer Bebauung auf der Nordseite der Straße noch keine Rede gewesen. Es hätten zwar mehrere Gesprächs- und Informatio­nsrunden mit der Stadt stattgefun­den, sagt Helmut Gropper als Sprecher der Anwohner. Aber was dabei besprochen wurde, sei nicht so umgesetzt worden.

Eine „überrasche­nde Wendung“nennt Gropper die Planung für ein neues Baugebiet. Jahrzehnte­lang habe es geheißen, dass hier niemals gebaut werde. Die Stadt spreche, so Gropper, von einer Win-win-Situation. Bei einer Bebauung auf der Nordseite würden sich die Anliegerko­sten verteilen und dadurch die südlichen Anlieger entlastet werden, argumentie­re die Stadt. Das sehen die Anlieger jedoch anders. Bei einer Instandset­zung hätte die Stadt die Kosten zu tragen. Die Stadt versuche, den Anwohnern die Bebauung auf der gegenüberl­iegenden Seite schmackhaf­t zu machen. Denn bei einer neuen Bebauung auf der Nordseite würden auch auf diese Grundstück­e Kosten für den Aus- bau umgelegt. Bei einem Straßenaus­bau müssten die Anlieger 80 Prozent der Kosten übernehmen. Die Anwohner betonen aber, dass für sie gar keine Kosten anfallen würden, wenn die Straße nur instandges­etzt werden würde. „Wir waren für eine Instandset­zung der Straße und nicht für einen Ausbau. Die Straße ist in einem guten Zustand“, sagte Gropper.

Im Hauruckver­fahren habe die Stadt die Planung für das Baugebiet umgesetzt und damit, so Gropper, „Wohnungsba­u für Privilegie­rte geschaffen“. Fischer sieht keine Privilegie­rung und betont, dass die Stadt Wohnraum für alle schaffen müsse.

Wegen des angrenzend­en Waldsportp­latzes, auf dem auch der TSV seine Spiele austrägt, musste ein Schallschu­tzgutachte­n erstellt werden. Gropper weist darauf hin, dass in diesem Gutachten davon ausgegange­n werde, das maximal 50 Zuschauer bei den Spielen erwartet werden. Mit einer Zunahme der Zuschauerz­ahlen sei laut Aussagen des Vorstands nicht zu rechnen, heißt es im Gutachten.

Fischer sagt dazu, dass die Zuschauerz­ahl ein Durchschni­ttswert sei und als Berechnung­sgrundlage diene. Bei großen Veranstalt­ungen mit mehr Zuschauern könnte man auf das Sportgelän­de beim Schulmit zentrum ausweichen. So werde das auch jetzt gehandhabt.

Verwundert zeigten sich die Anlieger, dass Grundstück­sbesitzer mit Privatkanä­len vor Kurzem von der Stadt aufgeforde­rt worden seien, ein Sanierungs­konzept für den privaten Kanal vorzulegen, obwohl die Stadt die Kanäle an das städtische Netz anschließe­n wolle.

Dies wurde von der Stadt nicht weiter verfolgt, denn die Kosten für eine Kanalsanie­rung auf Privatgrun­d müssten, so Bürgermeis­ter Fischer, von den davon betroffene­n Anliegern getragen werden. Einige wenige würden so finanziell extrem hoch belastet. Deswegen sei ein Anschluss an das städtische Netz sinnvoll, betont der Bürgermeis­ter. Die Stadt sei für die Entwässeru­ng und die Wasserzufü­hrung verantwort­lich. Der Kanal sei sanierungs­bedürftig und bei einer Sanierung bleibe „von der Straße nicht mehr viel übrig“.

Die Anlieger befürchten, dass es bei einer Bebauung auf der Nordseite der Straße zu wenig Stellplätz­e gebe. Fischer sagt dazu, dass bei einer rund 200 Meter langen Straße für zehn Anlieger (bisher sechs) die Stellplätz­e ausreichen. Zudem sollten die Bewohner für ein bis zwei Stellplätz­e auf eigenem Grund sorgen.

 ?? Foto: Monika Leopold Miller ?? Am Hang auf der Nordseite des Oberen Grünlingsf­eldes sollen vier neue Häuser entstehen, die Straße soll nach dem Kanalbau saniert werden. Anwohner kritisiere­n die Pläne der Stadt und fühlen sich schlecht informiert.
Foto: Monika Leopold Miller Am Hang auf der Nordseite des Oberen Grünlingsf­eldes sollen vier neue Häuser entstehen, die Straße soll nach dem Kanalbau saniert werden. Anwohner kritisiere­n die Pläne der Stadt und fühlen sich schlecht informiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany