Mittelschwaebische Nachrichten
Klare Ansagen in der Krise
Erstmals seit sechs Jahren spielt der SC Ichenhausen ohne Oliver Schmid Fußball. Der Trainer trat am Mittwoch zurück. Das Team braucht aber viel mehr als einen Coach
Ichenhausen/Augsburg Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es in Situationen, in denen außer Hoffnung nicht viel übrig ist, woran sich Menschen klammern könnten. Im Fußball, obwohl nur Nebensache, ist’s genauso. Weshalb die Frage an Rudi Schiller, was ihm nach fünf ZuNull-Pleiten hintereinander konkret Hoffnung fürs nächste Spiel macht, gar nicht so leicht zu beantworten ist. Der sportliche Leiter des Südwest-Landesligisten SC Ichenhausen probiert es so: „Wenn das Spielglück zu uns zurückkommt, ist alles gut. Wenn nicht, steigen wir ab. So ist das.“
Mitten in der sportlichen Krise ist die Hausaufgabe gegen Türkspor Augsburg am Sonntag (Anpfiff ist um 15 Uhr) auch ein echter Neubeginn für die Königsblauen. Am Mittwochabend trat ihr Trainer Oliver Schmid nach sechs Jahren im Amt zurück. Ohne Zwang übrigens, wie Schiller zum wiederholten Mal betont. „Wir hätten das mit ihm durchgezogen“, sagt er. Im Zweifels-, sprich Abstiegsfall hätte er sogar in den sauersten aller Äpfel gebissen, denn: „Schmid ist ein toller Typ, ein feiner Mensch. Er hat auch im Hintergrund unheimlich viel gemacht, Dinge, die weit über eine normale Trainerstation hinausgehen. Ich hätte ihn nie entlassen.“
Nun ging der 39-jährige selbst. Schiller verrät, dass die Spieler nach Schmids Ansprache in der Kabine einigermaßen bedröppelt davongezogen sind. Sie seien einfach traurig gewesen, dass ein großes Sportkapitel vorüber ist.
Für’s erste steht nun Schmids bisheriger Stellvertreter Martin Wenni in der Verantwortung. „Aber sicher nicht zu lange“, wie Schiller betont – nicht aus Misstrauen, sondern weil er auf jeden Fall einen Mann sucht, der die Geschicke der Mannschaft von außen lenkt. Und weil die Jungs in der momentanen Lage einen Trainer benötigen, der die klare Ansprache pflegt, wie der Funktionär formuliert. Erste und auch ernsthafte Gespräche wurden geführt, einen konkreten Kandidaten will Schiller bereits im Auge haben.
So richtig rund läuft’s auch beim Sonntagsgast nicht. Nachdem Türkspor Augsburg zuletzt in der Relegation den Bayernliga-Aufstieg knapp verpasst hatte, will der Verein dies eigentlich in der laufenden Runde nachholen. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung. Und entsprechend ernüchternd verlief bisher die Saison. Mit 16 Punkten rangiert der Klub auf Platz acht im Mittelfeld der Landesliga-Tabelle. Pavlos Mavros zog jüngst wegen dieser mageren Zwischenbilanz Konsequenzen: Er trat zurück. Ivan Konjevic, zuvor im Duo mit Mavros tätig, betreut nun allein die Mannschaft als Trainer.
Der 46-Jährige sieht die Königsblauen angeschlagen und verunsichert, aber nach wie vor kampfeslustig. Seine Mannschaft dürfe sich jedenfalls nicht einfach darauf verlassen, technisch besser zu sein. „Wir müssen in den Zweikämpfen dagegenhalten“, so der TürksporTrainer. Konjevic will jetzt von Spiel zu Spiel denken, übergeordnete Ziele rücken vorerst in den Hintergrund. „Klar ist: Wir müssen anfangen zu punkten.“