Mittelschwaebische Nachrichten

Klare Ansagen in der Krise

Erstmals seit sechs Jahren spielt der SC Ichenhause­n ohne Oliver Schmid Fußball. Der Trainer trat am Mittwoch zurück. Das Team braucht aber viel mehr als einen Coach

- VON JAN KUBICA UND JOHANNES GRAF

Ichenhause­n/Augsburg Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es in Situatione­n, in denen außer Hoffnung nicht viel übrig ist, woran sich Menschen klammern könnten. Im Fußball, obwohl nur Nebensache, ist’s genauso. Weshalb die Frage an Rudi Schiller, was ihm nach fünf ZuNull-Pleiten hintereina­nder konkret Hoffnung fürs nächste Spiel macht, gar nicht so leicht zu beantworte­n ist. Der sportliche Leiter des Südwest-Landesligi­sten SC Ichenhause­n probiert es so: „Wenn das Spielglück zu uns zurückkomm­t, ist alles gut. Wenn nicht, steigen wir ab. So ist das.“

Mitten in der sportliche­n Krise ist die Hausaufgab­e gegen Türkspor Augsburg am Sonntag (Anpfiff ist um 15 Uhr) auch ein echter Neubeginn für die Königsblau­en. Am Mittwochab­end trat ihr Trainer Oliver Schmid nach sechs Jahren im Amt zurück. Ohne Zwang übrigens, wie Schiller zum wiederholt­en Mal betont. „Wir hätten das mit ihm durchgezog­en“, sagt er. Im Zweifels-, sprich Abstiegsfa­ll hätte er sogar in den sauersten aller Äpfel gebissen, denn: „Schmid ist ein toller Typ, ein feiner Mensch. Er hat auch im Hintergrun­d unheimlich viel gemacht, Dinge, die weit über eine normale Trainersta­tion hinausgehe­n. Ich hätte ihn nie entlassen.“

Nun ging der 39-jährige selbst. Schiller verrät, dass die Spieler nach Schmids Ansprache in der Kabine einigermaß­en bedröppelt davongezog­en sind. Sie seien einfach traurig gewesen, dass ein großes Sportkapit­el vorüber ist.

Für’s erste steht nun Schmids bisheriger Stellvertr­eter Martin Wenni in der Verantwort­ung. „Aber sicher nicht zu lange“, wie Schiller betont – nicht aus Misstrauen, sondern weil er auf jeden Fall einen Mann sucht, der die Geschicke der Mannschaft von außen lenkt. Und weil die Jungs in der momentanen Lage einen Trainer benötigen, der die klare Ansprache pflegt, wie der Funktionär formuliert. Erste und auch ernsthafte Gespräche wurden geführt, einen konkreten Kandidaten will Schiller bereits im Auge haben.

So richtig rund läuft’s auch beim Sonntagsga­st nicht. Nachdem Türkspor Augsburg zuletzt in der Relegation den Bayernliga-Aufstieg knapp verpasst hatte, will der Verein dies eigentlich in der laufenden Runde nachholen. Entspreche­nd hoch ist die Erwartungs­haltung. Und entspreche­nd ernüchtern­d verlief bisher die Saison. Mit 16 Punkten rangiert der Klub auf Platz acht im Mittelfeld der Landesliga-Tabelle. Pavlos Mavros zog jüngst wegen dieser mageren Zwischenbi­lanz Konsequenz­en: Er trat zurück. Ivan Konjevic, zuvor im Duo mit Mavros tätig, betreut nun allein die Mannschaft als Trainer.

Der 46-Jährige sieht die Königsblau­en angeschlag­en und verunsiche­rt, aber nach wie vor kampfeslus­tig. Seine Mannschaft dürfe sich jedenfalls nicht einfach darauf verlassen, technisch besser zu sein. „Wir müssen in den Zweikämpfe­n dagegenhal­ten“, so der TürksporTr­ainer. Konjevic will jetzt von Spiel zu Spiel denken, übergeordn­ete Ziele rücken vorerst in den Hintergrun­d. „Klar ist: Wir müssen anfangen zu punkten.“

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