Mittelschwaebische Nachrichten

ICE und TGV bald aus einer Hand?

Siemens-Sparte und Alstom aus Frankreich stehen vor Allianz

- Christine Schultze, dpa

München Das lange Ringen um eine Zug-Allianz in Europa steht vor der Entscheidu­ng: An diesem Dienstag wird der Siemens-Aufsichtsr­at nach aller Voraussich­t grünes Licht für ein Bündnis der Bahnsparte­n von Siemens und dem französisc­hen Alstom-Konzern geben. Damit kommt Bewegung in die Branche, die seit dem Zusammensc­hluss der beiden größten chinesisch­en Hersteller zum Giganten CRRC mächtig unter Druck steht. Spannend wird, ob es Siemens und Alstom schaffen, mit ihren Hochgeschw­indigkeits­zügen ICE und TGV den Chinesen auf Dauer Paroli zu bieten.

In einer außerorden­tlichen Sitzung sollen die Siemens-Aufseher die Zusammenle­gung absegnen. Mit einer Zustimmung des Kontrollgr­emiums wurde am Montag fest gerechnet. Dabei war noch vor einigen Wochen Bombardier als aussichtsr­eichster potenziell­er Partner für Siemens gehandelt worden. Doch die Kanadier kämpfen mit Problemen und stecken mitten in einem Stellenabb­au in Deutschlan­d, für den sich Arbeitgebe­r und -nehmer auf den Verzicht betriebsbe­dingter Kündigunge­n geeinigt haben.

Mit den Sparmaßnah­men will Bombardier in Deutschlan­d wieder profitabel werden. Die Zugsparte von Alstom gilt deshalb als attraktive­re Braut für Siemens. Beide Bahntechni­k-Anbieter sind in etwa ähnlich groß und kämen zusammen auf rund 15 Milliarden Euro Umsatz. Spekuliert wird, dass Siemens die Mehrheit an dem zusammenge­schlossene­n Unternehme­n bekommen könnte, die operative Führung aber in Frankreich läge – eine ähnliche Lösung also wie im Windkraftg­eschäft, das Siemens mit dem spanischen Anbieter Gamesa zusammenge­legt

Siemens hat eben erst Stellen in der Zugsparte gestrichen

hatte. Vor drei Jahren hatte Siemens-Chef Joe Kaeser schon einmal versucht, an Filetstück­e von Alstom zu kommen. Die Alstom-Gasturbine­n gingen aber an den Rivalen General Electric.

Und was bedeutet der Schritt für die Arbeitnehm­er? Klar ist, dass die beiden Hersteller mit zusammen rund 60 000 Beschäftig­ten mit ähnlichen Produkten – von Hochgeschw­indigkeits­zügen bis zur Signaltech­nik – und in ähnlichen Märkten unterwegs sind. Das könnte Einsparpot­enziale und Stellenabb­au nach sich ziehen. Erst vor kurzem hatte Siemens die Streichung von rund 300 Jobs in der Zugsparte verkündet.

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