Mittelschwaebische Nachrichten

Die Folgen der Erdrutsch-Wahl

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Es war eine Erdrutsch-Wahl, die wir am Sonntag erlebt haben. Das Ergebnis hat nicht die Sprengkraf­t, dass in Berlin kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Erhebliche Verwerfung­en freilich gibt es, die auch für die Region zu spüren sein werden, weil die CSU als verlässlic­he Stütze der Union in ungeahntem Ausmaß ins Wackeln geraten ist. Geschwächt ist der Wahlkreis schon deshalb, weil die 33-jährige CSU-Listenkand­idatin Katrin Albsteiger wegen des miserablen Resultates ihrer Partei künftig für unsere Region nicht mehr im Bundestag vertreten sein wird.

Der Einfluss der CSU wird an sich geringer in einer Bundesregi­erung, die in der Jamaika-Variante eine Bandbreite von linksökolo­gisch bis strukturko­nservativ unter einen Hut bringen muss. Das scheint im Merkel-Sprech angesichts der Absage der SPD an eine Große Koalition alternativ­los zu sein. Damit verbunden sind Zugeständn­isse, Kompromiss­e. Um das nur mit einem konkreten Beispiel zu verbinden: Ob ein Bahnausbau in unserem Bereich weiter so vorangetri­eben wird, ist ohne einen Verkehrsmi­nister der CSU durchaus fraglich. Die Partei hat sich trotz eines gewissen Hanges zur Überheblic­hkeit, die auch durch die Wahlergebn­isse der Vergangenh­eit gespeist war, in Berlin stets als Sachwalter­in bayerische­r Interessen verstanden.

Aber auch im Freistaat ist nach Sonntag die absolute Mehrheit alles andere als sicher. Horst Seehofer hat nur mit dem Zeitpunkt der Landtagswa­hl 2018 Glück. So gehört Bayern bislang zu den drei Länderparl­amenten, in denen die Alternativ­e für Deutschlan­d noch nicht vertreten ist. Ob die Hoffnung besteht, die rechtspopu­listische AfD im Bundestag politisch zu entkleiden, da wohlfeile Sprüche nun nicht mehr reichen, wird sich zeigen. Gelingt dies nicht, wird auch der Bayerische Landtag mit AfD und FDP und vielleicht noch der Linken bunter – auch wenn diese Farben der CSU nicht gefallen. Denn eine Alleinregi­erung dürfte dann der Vergangenh­eit angehören. Und junge CSU-Talente, die nicht als Direktkand­idaten aufgestell­t werden, haben kein sicheres Ticket für den Landtag.

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