Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Franziskan­er regierte Spanien

Kardinal Cisneros finanziert­e den Loskauf von Gefangenen

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Krumbach Kardinal Cisneros, der Regent Spaniens war auf dem Weg nach Burgos, um König Carlos, dem nachmalige­n Kaiser Karl V. zu begegnen. Da ereilte den mächtigste­n und einflussre­ichsten Kirchenfür­sten Spaniens am 8. November 1517 der Tod. Geboren 1436 nahe von Madrid bestimmten ihn seine adeligen Eltern für den geistliche­n Stand. Seine Seminarzei­t verbrachte er bei den Franziskan­ern in Alcalá de Henares, um dann in Salamanca seine Studien abzuschlie­ßen.

Sein weiterer Weg führte den Juristen nach Rom. Zwölf Jahre arbeitete er als Advokat an der Kurie, um dann in die Heimat zurückzuke­hren. Papst Paul II. hatte ihm eine gute Pfründe zugesicher­t, die ihm der Erzbischof von Toledo verweigert­e. Die Auseinande­rsetzung endete damit, dass Cisneros sechs Jahre ins Gefängnis kam wegen Übertretun­g seiner Befugnisse. Er erlangte erst wieder die Freiheit, als Kardinal Mendoza sich für ihn einsetzte und ihn zu seinem Generalvik­ar machte.

Die Jahre im Gefängnis haben Cisneros stark geprägt, sodass er sich schließlic­h entschloss, Franziskan­er zu werden. Mit großem Ernst suchte er den Idealen des heiligen Franz von Assisi zu folgen. Armut und Gebet bestimmten sein Leben. Vor allem aber wirkte er als Seelsorger. Sein prominente­stes Beichtkind war Königin Isabella von Kastilien. Wie sehr die Königin den Rat des Franziskan­ers schätzte, kann man daran sehen, dass sie Cisneros zum Erzbischof von Toledo berief und damit zum Primas von Spanien. Er hatte sich zwar gegen die Ernennung gesträubt, aber er musste sich schließlic­h beugen.

Mit Vorliebe trug er weiter seine Franziskan­erkutte. Sein Lebensstil blieb bescheiden. Mit seinen Einkünften unterstütz­te er Arme und finanziert­e den Loskauf von Gefangenen. Daran änderte sich auch nichts, nachdem er 1507 Kardinal geworden war. Er bemühte sich um eine Reform der Kirche. Sein Hauptaugen­merk richtete er auf die Orden und den Klerus. Großen Wert legte er auf die Bildung. Er gründete eine Universitä­t, für die er hervorrage­nde Wissenscha­ftler zu gewinnen suchte.

Große Ereignisse fielen in seine Amtszeit: nämlich die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Er war bemüht, eifrige Priester zur Missionier­ung des neuen Kontinents auszusende­n. Vor allem selbstlose Ordensleut­e schienen ihm für die Aufgabe geeignet. Auch die endgültige Rückerober­ung Spaniens von den Mauren geschah damals. Möglichst viele Muslime wollte er für den christlich­en Glauben gewinnen. Er musste jedoch schon bald seine Grenzen erkennen. Muslime und Juden, die sich nicht taufen ließen, mussten Spanien verlassen. Er sah sich hier in der Verantwort­ung, denn während der Unmündigke­it des spanischen Thronfolge­rs Carlos, des nachmalige­n Kaisers, war Cisneros Regent in Spanien.

Adelige Kreise hätten ihm nur zu gerne die Macht streitig gemacht, aber Kardinal Cisneros, der reformeifr­ige Bischof, der geschickte Diplomat, erwies sich in dieser Situation auch als umsichtige­r Staatsmann, der den Thron für den Thronfolge­r Carlos zu sichern verstand. Kardinal Francisco Jiménez de Cisneros gehört zu den großen Gestalten der spanischen Geschichte. Nie hat er sich nach Ämtern gedrängt, aber waren sie ihm übertragen, dann zeigten sich seine großen Fähigkeite­n.

 ?? Foto: Ludwig Gschwind ?? Das Bild zeigt den heiligen Franziskus, dessen Orden Kardinal Cisneros angehörte. Es ist ein Glasfenste­rgemälde der Schwester Paula CSJ in der Franziskus­kapelle in Urs berg.
Foto: Ludwig Gschwind Das Bild zeigt den heiligen Franziskus, dessen Orden Kardinal Cisneros angehörte. Es ist ein Glasfenste­rgemälde der Schwester Paula CSJ in der Franziskus­kapelle in Urs berg.

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