Mittelschwaebische Nachrichten
Der kommt nicht aus La La Land
Wenn James Bond auch Kanadier sein dürfte… Ryan Gosling ist einer der neuen Superstars des Films. Mit wirrem Werdegang und jetzt: einem neuen Höhepunkt
Es soll ja Damen geben, denen wäre an dieser Stelle ein großes Foto von Ryan Gosling am liebsten, sie wären glücklich, wie sie es mit einem Text nie sein können. Das wäre auch schön, weil schön kann man den 36-jährigen Kanadier schon finden, nicht umsonst wurde er bereits mit dem jungen Marlon Brando verglichen, und der wurde auch nicht ausschließlich seiner charismatischen Schauspielkunst wegen zur Legende.
Aber es wäre doch schade um die nicht weniger schönen Geschichten aus Goslings Leben, die nun hier zu erzählen sind, da er heute einen weiteren Schritt Richtung Superstar macht: in der Hauptrolle der gestern mit viel Getöse in den Kinos startenden Fortsetzung des Kult-Films „Blade Runner“.
Geschichten aus Goslings Leben zum Beispiel über Widersprüche: Er wurde als Sohn eines Vertreters und einer Sekretärin im mit Teufelsdrohungen zur Askese drängenden Glauben der Mormonen erzogen. Er wurde in der Schule schikaniert und prügelte zurück, diagnostiziert als ADHSKind, wurde er von seiner inzwischen geschiedenen Mutter sogar ganz aus der Schule genommen. Er spielte aber mit Britney Spears, Christina Aguilera und Justin Timberlake bereits im Alter von zwölf Jahren in Disneys Fernsehshow „The Mickey Mouse Club“. Und seine ersten großen Rollen: ein Neonazi in „Inside a Skinhead“2001, ein Selbstmörder in „Stay“2005, ein Crack-Süchtiger in „Half Nelson“2006, ein Typ, der wirklich eine Sexpuppe liebt, in „Lars und die Frauen“2007 sowie ein Bankräuber und Stuntfahrer in „The Place Beyond the Pines“2012. Vom Mormonenknaben zum Disneybengel zum Freakmeister? Jedenfalls aber: Das waren wirklich alles gute Filme. Geschichten zum Beispiel über die Liebe. Mögen sich auch manche gewünscht haben, das Filmpaar der letztes Jahr vielfach Oscar-nominierten MusicalAuferstehung „La La Land“mit der (hier weitaus besser spielenden) Emma Stone wäre real – der eigentlich in seiner Indie-Band „Dead Man’s Bone“singende und musizierende Gosling ist treu vergeben an gleich drei Frauen. Nach Versuchen mit Sandra Bullock und Rachel Adams klappt es seit nun schon über sechs Jahren mit der dritten Kollegin, der schönen Eva Mendes (von der man hier ja eigentlich auch ein großes Foto zeigen könnte), und zusammen haben die beiden zwei Töchter.
Und da sind da noch die Geschichten über seinen Erfolg. Spätestens seit seinem HollywoodDurchbruch mit „Drive“2011 gilt er als Mr. Cool, idealbesetzt als wortkarger, einsamer Dramaheld. Kernkompetenz: große Wirkung, ohne viel zu tun, viel ausdrücken, ohne viel zu sagen. Also, na gut, vielleicht wäre ein großes Foto an dieser Stelle dann doch nicht so verkehrt gewesen.