Mittelschwaebische Nachrichten

Monsanto ist für Bayer ein riskantes Geschäft

Nicht nur der Unkrautkil­ler Glyphosat bringt dem Konzern viel Ärger ein

- Hannes Breustedt, dpa

St. Louis/Leverkusen Während sich Bayers milliarden­teurer MonsantoKa­uf hinzieht, gerät die Übernahme immer stärker in die Kritik. Ärger droht dem US-Agrarchemi­eriesen Monsanto im Heimatland. Dort gibt es heftige Vorwürfe und zahlreiche Klagen gegen das Unternehme­n aus St. Louis wegen kontrovers­er Unkrautver­nichter und genmanipul­ierten Saatguts.

Es ist eigentlich ein beschaulic­hes Bild an der Grenze zwischen Arkansas und Missouri. Äcker und Felder, so weit das Auge reicht, Quadratkil­ometer über Quadratkil­ometer, fest in der Hand der Landwirtsc­haft. Ausgerechn­et hier eskaliert der jüngste Streit um Monsanto-Produkte. Es geht um das Herbizid Dicamba, das zwar effektiv Unkraut killt, aber auch Nutzpflanz­en – wenn sie nicht aus genetisch modifizier­ter Saat von Monsanto stammen. Anders ausgedrück­t: Der Konzern liefert von Unkraut geplagten Bauern Mittel zur Abhilfe – aber nur in Verbindung mit hauseigene­r Saat, die durch Genmanipul­ation resistent dagegen ist.

Diese Kombi-Lösung ist an sich schon umstritten genug. Richtig problemati­sch wird sie, weil das Pflanzengi­ft auch auf Felder gelangt, die nicht resistent dagegen sind. Immer wieder gibt es Streit zwischen US-Farmern, weil Unkrautver­nichtungsm­ittel mit dem Wirkstoff Dicamba auf benachbart­e Felder wehen und die Pflanzen dort eingehen lassen.

„Wir haben so etwas noch nie zuvor gesehen“, meint der Agrarexper­te Kevin Bradley von der Universitä­t Missouri. Seinen Recherchen zufolge sind landesweit über eine Million Hektar allein auf Sojabohnen-Feldern durch Verwehunge­n mit Dicamba verseucht. Monsanto behauptet, das Mittel könne nur bei falscher Anwendung auf falsche Flächen gelangen – und schiebt den schwarzen Peter den Farmern zu. Doch der Unmut nimmt nicht nur bei den betroffene­n Landwirten zu, sondern auch bei den Regulierer­n. Missouri und Arkansas haben Dicamba nach Beschwerde­n und Auseinande­rsetzungen zwischen Farmern – eine mit tödlichem Ausgang – vorläufig verboten.

Zahlreiche Bauern fordern bereits Schadeners­atz. In einer Sammelklag­e, die sich auch gegen die Wettbewerb­er BASF und DuPont richtet, wird Monsanto vorgeworfe­n, seine Produkte aus Gier trotz Warnungen in den Markt gedrückt zu haben. Der Konzern streitet das ab. Dicamba wird vor allem eingesetzt, weil viel Gestrüpp, das Landwirten zu schaffen macht, über die Jahre eine Resistenz gegen Monsantos klassische­n Unkraut-Killer Roundup entwickelt hat. Dessen Wirkstoff ist das umstritten­e Pestizid Glyphosat.

Verbände und Forscher warnen schon lange vor gesundheit­lichen

Krebspatie­nten klagen gegen den Hersteller

Risiken von Glyphosat. In den USA klagen Krebspatie­nten, die Roundup als Verursache­r ihrer Krankheit ansehen. Fest steht, dass Bayer sich mit dem geplanten 66 Milliarden Dollar schweren Zukauf nicht nur rechtliche, sondern auch gehörige Reputation­srisiken aufhalst.

Der Argwohn gegenüber Monsanto wurde auch in Brüssel deutlich. Das Europa-Parlament entzog den Lobbyisten des Konzerns die Zugangsaus­weise. Grund war die Weigerung, zu einer Anhörung zu erscheinen. „Wer demokratis­che Spielregel­n ignoriert, verliert auch seine Rechte als Lobbyist im Europäisch­en Parlament“, sagte GrünenFrak­tionschef Philippe Lamberts. Die EU-Kommission hat im laufenden Verfahren zur Übernahme von Monsanto durch Bayer zudem die Uhr angehalten. Dies wird dann gemacht, wenn die Firmen wichtige Informatio­nen nicht schnell genug übermittel­n, erklärte ein Kommission­s-Sprecher gestern. Treffen die Auskünfte ein, werde eine neue Frist gesetzt.

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Foto: Jean Christophe Bott, dpa Immer wieder gibt es Proteste gegen Monsanto.
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