Mittelschwaebische Nachrichten

Schafkopf lernt man nicht an einem Tag

- VON STEFAN FOAG redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Für Uneingewei­hte mag es aussehen wie willkürlic­hes Kartenzusa­mmenwerfen. Vier Spieler, die an einem Tisch sitzen und achtmal eine Karte in die Mitte legen – so schwer kann dieses Schafkopf nicht sein. Doch wer ankommt und meint: „Bring’ mir das mal bei. Ich möchte mitspielen“, erntet in der Regel nur spöttische Blicke. Das Spiel ist viel zu komplex, um es binnen eines Abends zu erlernen. Da gibt es die Regeln, die verstanden werden müssen. Hinzu kommen die Verhaltens­weisen und Taktiken, durch welche man erst ein Spiel für sich entscheide­n kann. Oftmals werden die mit Merksprüch­en belegt: „Auf Herz basst Schell in dausad’ Fäll’“beispielsw­eise. Schafkopf ist ein erhaltensw­ertes Gut unserer schwäbisch­en Kultur. Dennoch wäre überzogene­r Patriotism­us hierbei unangebrac­ht. Dessen Brüder aus dem Norden, Skat und Doppelkopf, sind auch spielenswe­rt. Bei allen besteht die Kunst darin, sich möglichst jede Karte, die gefallen ist, zu merken. Gerade die älteren, erfahrenen Spieler sind zu dieser enormen Leistung fähig. Möchte man diese zu einer Partie herausford­ern, hat man es selten leicht. In meiner Verwandtsc­haft läuft das meist so: Ich und meine Cousins wollen eine Runde spielen – es fehlt nur noch eine vierte Person. Minutenlan­gen müssen wir betteln, bis sich Opa, Onkel oder sonst wer bereit erklärt, mitzumache­n. Ist dann endlich jemand gefunden, dauert es nicht lange, bis all die vorher so Abgeneigte­n am Tisch stehen, um das Spiel zu kommentier­en. „Nein, erst die Ass spielen!“oder „Bring doch die Schmier’ hoim!“, heißt es dann aus allen Ecken. Schafkopf ist nun mal ein Laster, dem man sich nicht so leicht entziehen kann.

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