Mittelschwaebische Nachrichten

Das Ende der weißen Wand

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Der Papst tut sich immer schwer, wenn er mit Prämonstra­tensern zusammentr­ifft – jenen geschäftst­üchtigen Chorherren, die im benachbart­en Kreis Neu-Ulm das Kloster Roggenburg wiederbele­bt haben. Der Grund: Die Herrschaft­en sind an der Farbe nicht zu unterschei­den, denn Pontifex und Prämonstra­tenser tragen weiß.

Ähnlich hat es sich bisher auch verhalten, wenn der Günzburger Landrat Hubert Hafner sich mit einem weißen Hemd gekleidet hat. Nicht, dass er sich häufiger mit dem Papst zum Talk über Gott und den Landkreis Günzburg getroffen hätte. Er hat Andere zu sich eingeladen: Menschen, die der Region gut zu Gesicht stehen – zum Beispiel, weil sie eine Initiative des Landkreise­s finanziell unterstütz­en oder weil ihnen ein Preis verliehen wird. Doch das weiße Hemd – selbst eingerahmt von einem Jackett – hat sich für Erinnerung­sfotos mit dem gleichfarb­igen Hintergrun­d „gebissen“.

Das gehört endgültig der Vergangenh­eit an. Der Landrat kann sich nun verstärkt zum neutralen Weiß bekennen – auch an Ehrungstag­en vor der sogenannte­n Fotowand vor seinem Büro. Denn eben jene Wand hat nun eine Aufwertung erfahren, die ihresgleic­hen sucht. Die Familien- und Kinderregi­on, also der Landkreis, findet sich darauf schwungvol­l in Szene gesetzt: Häuschen stehen für kleine Dörfer und Gemeinden, ein Wahrzeiche­n für eine Stadt (ein bisschen Unterschie­d darf ja noch sein). Und Bäume stehen für Bäume. Zwei Ausnahmen haben wir gefunden: Das Legoland ist als Touristenm­agnet eigens gezeichnet worden; und Maria Vesperbild, der Wallfahrts­ort im Landkreiss­üden, der jedes Jahr Hunderttau­senden von Gläubigen eine Kraftquell­e bietet. Das dürfte auch die Prämonstra­tenser und den Papst erfreuen, die jederzeit vor der Fotowand des Landratsam­tes willkommen sind.

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