Mittelschwaebische Nachrichten
Pflegenotstand in Klinik und Seniorenheim
Zum Bericht über den Warnstreik in der Günzburger Kreisklinik vom 10. Okto ber in den MN: Die Forderung nach Verbesserung der Pflege in Krankenhaus und Seniorenheimen ist nicht neu.
Die Gesundheitspolitik wird seit Jahrzehnten von den Mehrheitsparteien in Bayern und Bund bestimmt. Politiker haben offensichtlich aber keinen Einblick vor Ort. Interesse für Alte, Kranke und Krankenhäuser zeigen die Parteien nur vor den Wahlen mit immer neuen Versprechungen. Vorausschauende Lösungen und Umsetzung nach den Wahlen? Schlicht und einfach Fehlanzeige oder kein Interesse wegen fehlender Lobby. Die Entwicklung wurde seit Jahren verschlafen oder bewusst übersehen. Leidtragende sind die Pflegebedürftigen und überfordertes Pflegepersonal.
Natürlich wandert bei diesen Bedingungen immer mehr besonders motiviertes Personal ab. Jugendliche zeigen nach einem Praktikum unter diesen Bedingungen wenig Interesse an den Pflegeberufen. Jeder Politiker kann sich selbst ein aktuelles Bild von der Situation im Pflegebereich verschaffen. Er muss nur seine Verwandten, Freunde und Bekannten im Seniorenheim oder Krankenhaus besuchen. Pflegebedürftigen und dementen Patienten kann er das Frühstück, Mittag und Abendessen reichen. Natürlich sollte er sich mehrere Stunden die Zeit nehmen und die Ängste der Patienten anhören. Wenn ein Politiker das macht und das Pflegepersonal nicht auf seine besondere Stellung als Politiker lenkt, kann er die Leistung des Pflegepersonals und den Notstand ungeschönt erkennen. Er wird auch erkennen, dass das Leistungslimit längst überschritten wurde zu Lasten der Patientensicherheit und Gesundheit des Pflegepersonals. Verantwortungsbewusstes Pflegepersonal musste leider als letztes Mittel „Streik“einsetzen.
Ich hatte in den letzten Monaten ausreichend Zeit, das Pflegesystem vor Ort zu beobachten. Armes deutsches Pflegesystem.
Herbert Mönich, Krumbach
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