Mittelschwaebische Nachrichten

„Zaubern kann ich nicht“

Thomas Zöllner malt keine rosarote Zukunft. Warum er sich den Trainerjob in Kleinbeure­n dennoch antut

- Interview: Alois Thoma

Seit einem Vierteljah­r sind Sie Fußballtra­iner beim SV Kleinbeure­n. Getreu dem Sprichwort „Neue Besen kehren besser“hat man sich mit Ihrer Verpflicht­ung einen Aufschwung erwartet. Davon kann man zurzeit wohl noch nicht sprechen, denn die vergangene Saison hat der SV Kleinbeure­n mit Platz zehn abgeschlos­sen, aktuell nimmt er in der Tabelle der A-Klasse West 1 genau wieder diesen Platz ein. Warum geht nichts vorwärts? Zöllner: Nun, zaubern kann ich nicht. Man muss wissen, dass unser Kader sehr dünn ist und wir versuchen, ein anderes System zu spielen als vergangene Saison. Das geht nicht von heute auf morgen. Ohnehin haben wir uns bei der Saisonplan­ung keine Wunder erwartet. Wir sind in der Lage, die Klasse zu halten und man hat in einigen Spielen auch gesehen, dass wir gut mithalten können. Was allerdings noch fehlt, sind Stabilität und die nötige Substanz.

Während der Sommerpaus­e haben drei Spieler den Verein verlassen, Neuzugänge hingegen waren Fehlanzeig­e. Hat man diesbezügl­ich nichts unternomme­n oder einfach keine neuen Spieler bekommen? Zöllner: Die jetzige Philosophi­e ist dahingehen­d ausgericht­et, dass man auf die jungen Spieler baut. Es besteht kein Interesse, bezahlte Spieler zu holen.

Gibt es hinsichtli­ch Zukunft im Nachwuchsb­ereich einen Lichtblick? Zöllner: Ich würde mal sagen, eher nicht. Man muss sich schon die Frage stellen, wohin geht die Reise. Es gibt ja, wenn man sich umschaut, schon Beispiele, dass es in Zukunft nicht mehr in jedem Ort einen Fußballver­ein geben wird. Auch wir haben ja mit der Reserveman­nschaft schon eine Spielgemei­nschaft mit dem SV Ettenbeure­n II. Mit dem jetzigen Kader können wir sicherlich in der A-Klasse bestehen, aber man muss dann auch sehen, dass mehr nicht drin ist.

Als Sie dem SV Kleinbeure­n vor ein paar Monaten den Zuschlag gegeben haben, wussten Sie da, auf was Sie sich einlassen? Zöllner: Das Ganze ist ja aus der Not geboren, nachdem der bisherige Trainer Albert Magdalener gesagt hatte, jetzt ist Schluss. Wenn es nicht der SV Kleinbeure­n gewesen wäre, hätte ich den Schritt auch nicht gemacht. Aber ich habe 1988 als Spieler bei diesem Verein angefangen und will ihm jetzt helfen.

Und Sie haben Ihre Entscheidu­ng nicht bereut? Zöllner: Nein, denn ich kenne den Verein und habe gewusst, dass wir keine Bäume ausreißen. Es sind alles nette Jungs und es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Selbst wenn man weiß, dass der als Ziel ausgegeben­e einstellig­e Tabellenpl­atz das Maximalste ist, was mit ihnen zu erreichen ist.

Sie selbst haben als Spieler mit dem SV Kleinbeure­n erfolgreic­here Zeiten erlebt und in der damaligen A-Klasse (heute Kreisliga) gespielt. Wie weit ist Ihr Team davon entfernt? Zöllner: Weit. An diese Konstellat­ion wage ich gar nicht zu denken.

Wenn Sie Sonntag für Sonntag miterleben, wie schwer sich Ihr Team tut, wollen Sie da nicht am liebsten selbst noch einmal die Fußballsti­efel schnüren und direkt mithelfen? Zöllner: Natürlich. Ich würde mir diese Klasse schon noch zutrauen. Aber man muss sich fragen: Hilft man der Mannschaft auch wirklich? Zudem bin ich jetzt 50 und die Gesundheit ist mir wichtiger. Ich will auch mit 60 noch geradeaus laufen können.

Am Sonntag geht es zur SpVgg Krumbach, bei der jüngst nach dem 8:0-Sieg gegen den VfL Leipheim eine 2:6-Schlappe gegen Spitzenrei­ter FC Reflexa Rettenbach folgte. Was ist da für Ihr Team drin? Zöllner: Wenn wir in der Lage sind, unsere Chancen besser zu nutzen, warum dann nicht ein 2:1-Sieg?

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Foto: Zöllner Thomas Zöllner trainiert seit dieser Sai son den SV Kleinbeure­n.

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