Mittelschwaebische Nachrichten
Beim unteren Wirt in Deisenhausen fing es an
Die Günztal-Senioren feiern ihr 40-jähriges Bestehen. Um die 100 Teilnehmer kommen zu den monatlichen Treffen des gemeindeübergreifenden Seniorenclubs. Der Grund: Sie fühlen sich wohl
Breitenthal. Es war keine Schnapsidee, auch wenn sie vor 40 Jahren am Stammtisch des unteren Wirts in Deisenhausen Gestalt annahm: ein Seniorentreffen von Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen Gemeinden. Während sich anderswo oft nicht einmal Vereine aus den Ortsteilen einer Gemeinde zu einer Zusammenarbeit überwinden können, klappte das Unterfangen bei den Senioren auf Anhieb. Diese Erfolgsgeschichte feiert am morgigen Donnerstagnachmittag, 19. Oktober, um 13.30 Uhr im Gasthaus Adler in Oberwiesenbach, 40-jähriges Bestehen als Günztal-SeniorenClub.
Im Jahre 1977 trafen sich Heinrich Zeller aus Breitenthal und Gleichgesinnte aus anderen Orten regelmäßig beim Stammtisch in Deisenhausen. Dabei entstand der Wunsch, die Runde zu einem Seniorentreff zu erweitern. Zu einer ersten großen Zusammenkunft kamen 25, zur zweiten 50 und beim vierten Treffen waren es bereits 100 Personen. Eine solche große Menschenmenge kommt nicht ohne ordnende Organisationsstruktur aus, so wurde eine Vorstandschaft gewählt mit Zeller als erstem Vorsitzenden. Ihm folgte 1982 Ludwig Altstetter aus Oberegg, 1994 Philipp Dreher aus Deisenhausen und seit 2007 wieder ein Breitenthaler, nämlich Altbürgermeister Urban Lecheler. Daneben gibt es Ortsvorsitzende beziehungsweise Ansprechpartner in vie- der Orte, aus denen sich die Mitglieder rekrutieren. Diese kommen aus Ebershausen, Breitenthal, Deisenhausen, Ober- und Unterbleichen, Oberegg, Unter- und Oberwiesenbach, Seifertshofen, Wattenweiler, Höselhurst und immer wieder auch aus anderen Gemeinden. 90 bis 120 Teilnehmer sind es regelmäßig, die an den im vierwöchigen Turnus stattfindenden Seniorennachmittagen, abwechselnd in den Orten da sind, freut sich zweite Vorsitzende Berta Peter aus Deisenhausen.
Dafür, dass die Besucherzahl stets sehr hoch ist, kann es nur einen Grund geben: Die Leute fühlen sich wohl. „Bleib und halte dich jung durch Gesang und Humor“, gab Zeller schon bei der Gründung der Günztalsenioren als Motto aus. Musik spielt bis heute eine entscheidende Rolle im Vereinsleben. Immer wurde darauf geachtet, dass einer mit Akkordeon oder Gitarre anwesend ist, um das beliebte gemeinsame Singen zu unterstützen. Es gibt sogar ein eigenes Liederbuch mit beliebten Volksliedern, aber auch mit Clubliedern wie „Lustig ist das Rentnerleben“oder „Wir sind Senioren, wir sind zufrieden“.
Der Musik wird noch auf einer weiteren Ebene gehuldigt. Organist und Dirigent Georg Bürzle aus Deisenhausen gründete aus den Reihen der Senioren einen Männerchor, der oftmals zu einem gemischten Chor ausgeweitet wird. Als der jetzige Vorstand Lecheler in der Günztalrunde Aufnahme fand, meinte man, erzählt er: „Du kannst doch a Lieadle singa“. Er ließ sich darauf ein und bald gesellte sich Emma Altstetter als Duettkollegin dazu. Diese wurde nach drei Jahren von Frieda Müller aus Oberwiesenbach abgelöst. Durch Martin Meier aus Krumbach wurde vor gut fünf Jahren aus dem Duett ein Trio. Daneben hat sich eine Instrumentalgruppe zusammengefunden, die „Günztal-Musiker“mit Werner Appel an der steirischen Harmonika oder am Keyboard, Horst Hegenbart (Gitarre) und Georg Haugg (Akkordeon).
So viele Talente ermöglichen eine festliche Gestaltung von besonderen Festen im Jahreskreis. Der gemischte Günztal-Senioren-Chor umrahmt die alljährlichen Maiandachten und unterstützt das gemeinsame Singen von Marienliedern. Beim Fasnachtsnachmittag im Vereinsheim Bleichen wird die Seniorenband zur Tanzband. Zum Faschingsball geht man natürlich zum Motto entsprechend („Senioren auf der Alm“, „Die Senioren auf der Reeperbahn“) verkleidet hin, betont Vorstandsstellvertreterin Peter. Sie bringt zusammen mit Anni Mayer und Irmgard Jehle immer wieder mit nachdenklichen und humorvollen Gedichten und manchmal auch mit Witzen Stimmung in die Runde. Zur Weihnachtsfeier, die regelmäßig im Gasthof Adler in Oberwiesenbach stattfindet, kommt der Nikolaus in der Person von Philipp Dreher, während Berta Peter mit der Rupprechtsrute bestraft oder mit Geschenken, regelmäßig gestiflen tet von der Deisenhauser Firma Tahedl, belohnt. Zu dieser Feier kommen bis zu 180 Personen des insgesamt 220 Mitglieder zählenden Seniorenclubs.
Zwischendurch werden auch Referenten mal zu ernsten, mal zu humorvollen Themen eingeladen. Ein fester Bestandteil des Vereinslebens sind die Geburtstagsehrungen. Jedem Jubilar, der älter als 70 ist, wird mit einer Süßigkeit Aufmerksamkeit geschenkt, bei den über 90-Jährigen kommt eine Flasche Sekt dazu. Finanziert wird alles mit einem schon über viele Jahre geltenden Acht-Euro-Mitgliedsbeitrag. Bevor im Juni die bis September dauernde Sommerpause eintritt, macht sich die Seniorenrunde auf zu einer Ausflugsfahrt. Auf der Insel Mainau waren sie schon, am Brombachsee und in Bad Waldsee fuhr man mit dem Mostzügle.
Zur Jubiläumsfeier am Donnerstagnachmittag erwarten die Seniorinnen und Senioren viele Ehrengäste. Diese werden herzlich in die Mitte genommen und dürfen miterleben, was die Senioren seit vier Jahrzehnten in Kameradschaft und Freundschaft zusammenschweißt: humorvolle Gedichte und „Gschichtla“, musikalische Beiträge von Band und Gesangsgruppen und natürlich darf nicht fehlen, das gemeinsame Singen aus dem „Clubliederbuch“.