Mittelschwaebische Nachrichten

Hallenbad Entscheidu­ng

Stadtrat Am kommenden Montag könnte es eine bedeutende Weichenste­llung geben. Warum die Abwägung der Argumente alles andere als leicht ist und es quer durch die Fraktionen kein einheitlic­hes Meinungsbi­ld gibt

- VON PETER BAUER

Gemischte Gefühle: So könnte man die Lage im Krumbacher Stadtrat umschreibe­n. Am Montag steht in Sachen Hallenbad eine schwierige Entscheidu­ng an.

Krumbach Es ist in der Tat ein „dicker Brocken“. Wenn der Krumbacher Stadtrat am kommenden Montag zusammenko­mmt, dann geht es um ein Projekt in einer Größenordn­ung von gut zehn Millionen Euro. Soll das rund 40 Jahre alte Krumbacher Hallenbad neu gebaut werden? Eventuell in einer stärker familienor­ientierten Variante? Doch kann sich die Stadt eine solche Ausgabe überhaupt leisten, angesichts anderer Aufgaben, die wohl auch teuer werden wie etwa der Neubau und die Erweiterun­g von Kindertage­sstätten? Was ist mit dem sozialen Wohnungsba­u? Wie sieht es mit der Beteiligun­g der Umlandgeme­inden aus? Was ist mit Zuschüssen? Wie viel also muss Krumbach alleine zahlen? Anderersei­ts: Ist das 1979 in Betrieb genommene Hallenbad auf Dauer in seiner derzeitige­n Form überhaupt noch zu halten oder droht gar eine Schließung?

Fragen über Fragen, die andeuten, dass es im Stadtrat am kommenden Montag, 23. Oktober, ab 18.30 Uhr im Rathaus wohl zu einer kontrovers­en Diskussion kommen wird. Dabei zeichnet sich bereits im Vorfeld ab, dass selbst innerhalb von Stadtratsf­raktionen das Meinungsbi­ld nicht einheitlic­h ist. Im Vorfeld der Sitzung zum Thema Hallenbad haben die MN mit vielen das Gespräch gesucht, viele kamen auch auf uns zu, um ihren Standpunkt darzulegen. Die folgenden Passagen geben exemplaris­ch einen Überblick über das breite Meinungssp­ektrum.

In der Diskussion zu Wort gemeldet hat sich jetzt auch die Wasserwach­t Krumbach, der „größte und der einzige Verein, der das Hallenbad nutzt“, wie der Vorsitzend­e Stefan Gut, 2. Vorsitzend­e Uschi Deuring und Nico Harder (Technische­r Leiter der Wasserwach­t im Bezirk Schwaben) betonen. Für Kinderschw­immkurse und Aquafitnes­s wäre ein Lehrschwim­mbecken mit Hubboden sehr hilfreich, erklären die drei Vertreter der Wasserwach­t (rund 430 Mitglieder und etwa 40 Aktive). Für die Ausbildung der Rettungssc­hwimmer sei ein Sportschwi­mmbecken mit 25 Metern Länge „äußerst wichtig“, da hier längere Strecken geschwomme­n werden müssen. Bei Rettungssc­hwimmabzei­chen seien verschiede­ne Tauchübung­en Pflicht. Beispielsw­eise müsse ein Fünf-KiloRing aus drei Metern Wassertief­e an die Wasserober­fläche gebracht werden, ebenso sei ein Sprung aus mindestens drei Metern Höhe Pflicht. Stefan Gut, Uschi Deuring und Nico Harder plädieren daher dafür, dass es in einem Bad weiterhin einen Drei-Meter-Turm und eine entspreche­nde Wassertief­e geben müsse. Viele befreundet­e Ortsgruppe­n, beispielsw­eise aus Thannhause­n oder auch Illertisse­n, aus den Landkreise­n Neu-Ulm und Unterallgä­u, würden das Krumbacher Bad nutzen. Dies gelte auch für die Rettungsta­ucher-Ausbildung, da das Becken die entspreche­nden Anforderun­gen „in Größe und Tiefe“erfülle. Die Wasserwach­t verweist auch auf die Bedeutung eines Hallenbade­s für Schwimmkur­se. Schwimmwet­tkämpfe seien nur möglich, weil „wir ein Becken mit 25 Metern Länge und Startblöck­e besitzen.“Die Wasserwach­t spricht sich für eine Verlängeru­ng der Öffnungsze­iten aus. Stadtrat Manfred Pfeiffer (JW/OL) greift die Position der Wasserwach­t in seiner Argumentat­ion für ein familienor­ientiertes Bad auf. „Mindestens ein DreiMeter-Turm sollte bleiben“, erklärt er gegenüber unserer Zeitung. Wie etliche weitere Stadträte, Bürgermeis­ter Fischer und Bürgermeis­ter aus den Umlandgeme­inden plädiert er generell für einen „familienor­tientierte­n Ersatzneub­au“mit 25-Meter-Becken und einem „Lehrschwim­mbecken“mit mehr Platz für Schwimmkur­se und Gymnastik, aber auch mit Nacken- und Massagedüs­en. Das Hallenbad sei ein wichtiger Treffpunkt aller Generation­en, ein „Wohlfühlpu­nkt“. Der Gesundheit­saspekt werde bislang unzureiche­nd bewertet. Ist das alles aber finanzierb­ar? Pfeiffer sagt dazu, dass die wirtschaft­liche Situation gut sei und das Finanzaufk­ommen, auch in Krumbach, noch nie so gut gewesen sei. „Wenn also nicht jetzt, wann dann?“

Die Krumbacher Finanzlage sehen beispielsw­eise Achim Fißl (SPD-Fraktionsv­orsitzende­r) und Dr. Marcus Härtle (Stadtrat der UFWG) mit deutlich größerer Skepsis. Und Härtle und Fißl verweisen auf den jüngsten Aufwärtstr­end bei den Geburten. Bereits jetzt sei es schwierig, eine ausreichen­de Zahl von Plätzen in Kindertage­sstätten zur Verfügung zu stellen. Krumbach werde sich der Aufgabe, bei den Kitas durch Neubauten und Erweiterun­gen Platz zur Verfügung zu stellen, nicht entziehen können. Denn dies sei, so Fißl und Härtle, anders als der Bau eines Hallenbade­s eine Pflichtauf­gabe einer Kommune. Fißl verweist auf die angespannt­e Lage auf dem Krumbacher Wohnungsma­rkt. Rund 100 Familien würden eine Wohnung suchen. Notwendig sei es, in Krumbach den sozialen Wohnungsba­u voranzutre­iben. Er lobt in diesem Zusammenha­ng das Engagement von Bürgermeis­ter Fischer. Aber es müsse in den nächsten Jahren noch viel mehr geschehen. Für die Stadt sei dies eine vordringli­che Aufgabe.

Beide heben hervor, dass sie nicht gegen ein Hallenbad seien. Ein familienor­ientiertes Bad sei natürlich prinzipiel­l wünschensw­ert. Doch die Stadt müsse es sich gut überlegen, ob sie sich die jetzt vorgeschla­gene Variante leisten könne. Härtle und Fißl gehen davon aus, dass das Bad durch laufende Reparature­n und Instandhal­tungen bis auf Weiteres noch betrieben werden könne. Wenn bei einem Auto das Bremslicht ausfalle, dann kaufe man ja auch nicht gleich ein neues Auto, sagt Fißl.

Bad seit 1979 in Betrieb

Bürgermeis­ter Fischer und Werkleiter Dietmar Müller haben hingegen wiederholt erklärt, dass das bald 40 Jahre alte Bad (seit 1979 ist das Hallenbad in Betrieb) mit reinen Instandhal­tungsmaßna­hmen auf Dauer nicht zu halten sei. Es könnte ein Punkt erreicht werden, an dem mit improvisie­rten Reparature­n nichts mehr zu machen ist. Und dann könnte das Bad auch nicht mehr geöffnet werden, hob zuletzt Werkleiter Dietmar Müller hervor.

Härtle hingegen hält eine Variante für denkbar, das Bad beispielsw­eise noch für rund zwei Jahre auf der derzeitige­n Basis weiterzube­treiben und auf diese Weise Spielraum etwa für die Nutzung neuer Förderprog­ramme zu gewinnen. Wichtig sei, dass es in Sachen Förderung Klarheit gebe. Wenn die Stadtverwa­ltung darlegen könnte, dass auf die Stadt Krumbach Kosten in einer Größenordn­ung von lediglich vier bis fünf Millionen Euro zukommen, dann würden Härtle und Fißl einen Hallenbadn­eubau für denkbar halten. Aber sieben bis acht Millionen an Kosten für die Stadt – „das ist zu viel“. Härtle und Fißl betonen, dass sie sich von der Stadtverwa­ltung umfassende Informatio­nen zum Thema Fördersitu­ation und zur Frage, was die beteiligte­n Umlandgeme­inden (Aletshause­n, Waltenhaus­en, Ebershause­n, Deisenhaus­en, Breitentha­l, Wiesenbach und Neuburg) finanziell beisteuern erwarten.

Skeptisch gegenüber den Neubau-Plänen der Stadt war zuletzt auch Ursula Bader (CSU): „Wer soll das zahlen, Herr Bürgermeis­ter?“, fragte sie in der Sondersitz­ung des Rates zum Thema Bad. Im Rat gab es aber auch deutliche Stimmen für einen „familienor­ientierten Ersatzneub­au“wie etwa den JW/OLFraktion­svorsitzen­den Lothar Birzle und den UFWG-Fraktionsv­orsitzende­n Klemens Ganz („Wollen wir ein Bad oder wollen wir zurück in die Zeit vor 40 Jahren?“).

Bürgermeis­ter Fischer teilte mit, dass er im Vorfeld der Montagssit­zung zum Thema Bad keine weitere Stellungna­hme abgeben möchte, die Fakten würden jetzt detaillier­t auf dem Tisch liegen, die Stadt habe umfassend informiert. Fischer hatte sich zuletzt für einen „familienop­timierten Ersatzneub­au“ausgesproc­hen.

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Das Krumbacher Hallenbad ist inzwischen wieder zur neuen Saison geöffnet. Doch wie geht es mit dem Bad langfristi­g weiter? Der Krumbacher Stadtrat steht am kommenden Montag vor einer schwierige­n Entscheidu­ng.
Foto: Peter Bauer Das Krumbacher Hallenbad ist inzwischen wieder zur neuen Saison geöffnet. Doch wie geht es mit dem Bad langfristi­g weiter? Der Krumbacher Stadtrat steht am kommenden Montag vor einer schwierige­n Entscheidu­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Germany