Mittelschwaebische Nachrichten
Luther und das Bier
Luther war ein Bierkenner. Doch er kannte auch die Schattenseiten des Getränks
Krumbach Die Klöster haben von jeher Bier gebraut. Man benötigte es zum Eigenbedarf, aber es war auch eine Einnahmequelle, deshalb verfügten nicht nur Männerklöster über eine eigene Brauerei, sondern auch Frauenklöster. Bis in die jüngste Zeit gab es bei den Ursberger Schwestern der St. Josefs Kongregation eine Braumeisterin, die für das Ursberger Klosterbier zuständig war. Als Martin Luther 1525 vom sächsischen Kurfürsten zu seiner Hochzeit mit der ehemaligen Klosterfrau Katharina von Bora das Klostergebäude der Augustinereremiten in Wittenberg als Wohnung geschenkt erhielt, war mit dem ehemaligen Klostergebäude auch das Braurecht verbunden. Katharina von Bora hatte im Kloster nicht nur Latein gelernt, sondern wusste auch Bescheid, wie man ein gutes Bier braut.
Martin Luther schätzte die Braukunst seiner Frau. Mehr als einmal betonte er: „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken“. Das Bier war zu dieser Zeit ohne Zweifel gesünder als das Wasser aus dem Brunnen, denn das Bier war ein keimfreies Getränk. So viel Bier wie im Hause Luther getrunken wurde, konnte Katharina von Bora beim besten Willen nicht brauen, deshalb musste von anderen Brauereien Bier gekauft werden. Man weiß, dass im Haushalt Luthers jährlich 300 Gulden für Fleisch, 200 Gulden für Bier und 50 Gulden für Brot ausgegeben wurden. Das Bier im Hause Luthers war ein Dünnbier, das etwa halb so stark war wie das normale Bier. Dieses Bier konnte auch von Kindern getrunken werden.
Der Haushalt Luthers war sehr groß. Neben den sechs eigenen Kindern, die hier aufwuchsen, lebte noch Professor Philipp Melanchthon als Dauergast im Haus, außerdem vermietete man die ehemaligen Klosterzellen an Studenten der Universität Wittenberg, die einen großen Zulauf dank Luther hatte. Man rechnet damit, dass sich täglich mit Knechten und Mägden etwa 40 Personen zu den Mahlzeiten, die Martin Luther präsidierte, um den Tisch versammelten. Natürlich gab es auch einen Weinkeller, denn Wein wurde für die Feier des Gottesdienstes benötigt. Da den Gläubigen auch der Kelch beim Abendmahl gereicht wurde, bestand ein größerer Bedarf an Wein.
Aber selbst bei Festen wurde bei Luthers kein Wein aufgetischt, sondern da gab es Einbecker Bier aus dem Herzogtum Braunschweig. Das Einbecker Bier war ein hochprozentiges Starkbier. Dieses Bier begleitete Luther zum Wormser Reichstag und nach Leipzig, als er mit Johannes Eck diskutierte. Luther war ein Bierkenner.
Das Bier, das er mancherorts zu trinken bekam, erhielt schlechte Noten, wie man in seinen Briefen, die er nach Hause schrieb, lesen kann. So schrieb er 1534 aus Dessau: „Gestern musst ich daran denken, dass ich ein sehr gutes Bier daheim habe und dazu eine schöne Frau (oder sollte ich sagen Herren). Und du tätest wohl, dass du mir den ganzen Keller meines Weins herüberschicktest, und eine Flasche deines Biers“.
Freilich bei allem Lob des Biers durch Martin Luther vergaß er nicht zu warnen: „Bier macht die Menschen toll und töricht, sodass sie sich hauen, stechen und ermorden. Aber das ist nicht die Schuld des Bieres, wenn du ein Bierschlauch und Trunkenbold bist“. Daran hat sich bis heute nichts geändert.