Mittelschwaebische Nachrichten
Das Gesicht der Sicherheit
Es war ein nicht ganz einfacher „Einstand“für Manfred Koller, damals, 1978. Zudem noch politisch brisant. Die Bürger des kleinen unterfränkischen Dorfes Ermershausen hatten ihr Rathaus verbarrikadiert, sie wollten sich mit der Gebietsreform und der politischen Eingliederung ihres Dorfes in eine Nachbargemeinde nicht abfinden. Der 21-jährige Manfred Koller ist als Bereitschaftspolizist vor Ort. Am Ende glätten sich glücklicherweise die Wogen.
Für den jungen Manfred Koller, gerade einmal rund ein Jahr bei der Polizei, ist dies alles noch neu. Doch vermutlich spürt er in dieser heiklen Lage, auf was es im Polizeidienst neben fachlicher Kompetenz maßgeblich ankommt: auf Fingerspitzengefühl und Nervenstärke. Aber eben auch auf ein Gespür für die Befindlichkeiten einer Region. All das sollte Koller, der jetzt als Leiter der Krumbacher Polizeiinspektion in den Ruhestand verabschiedet wurde, über Jahrzehnte hinweg in hohem Maße auszeichnen.
Koller, der von 2010 bis 2017 an der Spitze der PI stand, verbindet auch persönlich eine besondere Beziehung zu Mittelschwaben. Bereits 1980 wurde der 1956 in Gablingen geborene Koller nach Krumbach versetzt, er war etliche Jahre Polizist bei der Inspektion, ab 1996 Leiter der Einsatzzentrale der damaligen Polizeidirektion. 2010 dann der Höhepunkt seiner Laufbahn: die Ernennung zum Leiter der Inspektion. Die Beförderung Kollers stand in der Tradition früherer Personalentscheidungen. Seine Vorgängerin Renate Witt kommt aus Münsterhausen, ihr Vorgänger Eduard Kastner aus Thannhausen. Sicherheit hatte und hat auf diese Weise in der Region gewissermaßen ein Gesicht. Kollers Nachfolger Hans Willbold wird wohl nur ein halbes Jahr in Krumbach bleiben. Aber der gebürtige Weißenhorner ließ bei seiner Antrittsrede durchblicken, dass ihn mit Mittelschwaben eine besondere Beziehung verbindet. Gespräche bei der Polizei in Krumbach haben ihn vor mehr als zehn Jahren bewogen, in den Polizeidienst einzutreten. In nur kurzer Zeit hat Willbold, Jahrgang 1985, immer wieder mit bemerkenswerten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Krumbach könnte die Station eines weiteren raschen Aufstiegs sein.
Sicherlich auch eine gute Basis. Nach wechselvollen Jahren im Zuge der Polizeireform vor über zehn Jahren hat die Inspektion in ein ruhiges Fahrwasser hineingefunden. Sie wurde um weitere Aufgabenfelder (beispielsweise Datenerfassung und Bildauswertung) ergänzt, derzeit laufen die Arbeiten am Erweiterungsbau. Mit 63 bis 69 Prozent ist die Aufklärungsquote im Bereich der Krumbacher Polizeiinspektion hoch. In den vergangenen Jahren wurden sowohl in Krumbach als auch in Thannhausen zwei Sicherheitswachten erfolgreich eingerichtet. Leichter geworden ist die Arbeit für die Polizei nicht. Bereits bei seinem Dienstantritt 2010 als Inspektionschef sprach Manfred Koller ausführlich über den „Werteverfall“und die Gewaltbereitschaft der Menschen. Der Arbeitsalltag der Polizei bleibt angespannt. Doch die Polizei hat sich gut auf die Lage eingestellt. Nach wie vor lässt es sich bei uns insgesamt sehr sicher leben. Dafür steht nicht zuletzt die Lebensleistung von Manfred Koller.