Mittelschwaebische Nachrichten

Wo faires Wirtschaft­en ein Zeichen gegen die Mafia setzt

Reise Krumbacher Gruppe in Sizilien. Begegnung mit Palermos Bürgermeis­ter und viele Anregungen für die Arbeit im Weltladen

- VON PETER BAUER

Krumbach/Palermo Das ist – der Süden. Strahlend blauer Himmel, die Luft streichelt die Haut, ein wahres Schauspiel der Farben in den engen Straßen, Rot, Gelb, Grün, dazwischen immer wieder Gesang und die lauten Rufe der Händler. Marktstimm­ung in Palermo, Hauptstadt Siziliens. Mittendrin eine Reisegrupp­e aus Krumbach. Und dann steht er unvermitte­lt vor ihnen. Leoluca Orlando, Bürgermeis­ter der Stadt, auf Sizilien so etwas wie eine Legende. Der Kampf gegen die Mafia hat sein Leben geprägt. Und manche sagen, dass es einem Wunder gleiche, dass er diesen Kampf bis heute überlebt hat. Bekannt ist Orlando auch durch seine „Charta von Palermo“, auf deren Basis er unter anderem ein Aufnahmesy­stem für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e aufgebaut hat.

Der Krumbacher Reisegrupp­e (neun Personen) gehören etliche Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Weltladens an. Fairer Handel - diese Thematik möchte sie während der Reise vertiefen. Ein großer Höhepunkt ist die zufällige Begegnung mit Orlando mitten auf dem Markt. Der Bürgermeis­ter hört deutsche Worte. Er hat in Heidelberg Jura studiert, spricht die Gruppe auf Deutsch an.

„Er wollte wissen, wo wir herkommen und hat dann auch von seiner Begegnung mit Claudia Roth erzählt“, berichtet Reiseleite­rin Ange- lika Hosser. Und dann: „Warten Sie, warten Sie, ich habe noch etwas im Kofferraum“. Orlando bringt eine deutsche Ausgabe der „Charta von Palermo“. Sie steht für die neue Zuversicht, die die Stadt in den letzten Jahren erfasst hat (Orlando, Jahrgang 1947, war von 1985 bis 2000 Bürgermeis­ter, er ist es wieder seit 2012).

Zu einem weiteren großen Erlebnis der Reise, auch mit Blick auf die Arbeit des Krumbacher Weltladens, wird der Besuch bei einer Niederlass­ung von „Libera Terra“(zu Deutsch: „Freies Land“). „Libera Terra“ist eng mit dem Kampf gegen die Mafia verbunden, wie Angelika Hosser erläutert. „Libera Terra“, das steht für Lebensmitt­el, die auf ehemaligem, enteignete­n Mafialand angebaut und hergestell­t werden.

Auf Initiative des katholisch­en Priesters Don Luigi Ciotto wurden seit dem Jahr 2001 auf Sizilien und in anderen Bereichen Italiens zahlreiche Kooperativ­en gegründet. Der Kooperativ­enverband „Libera Terra“ist in Sizilien, Apulien, Kalabrien und Kampanien aktiv. Ziel ist es auch, dort jungen Menschen im Rahmen einer Beschäftig­ung eine Perspektiv­e abseits der Machenscha­ften der Mafia und ihrer Ableger zu bieten.

Wichtig sind dabei Standards wie „faire Bezahlung“und die Integratio­n behinderte­r Menschen. Der deutschen Gruppe wurden die Prinzipien des Projekts umfassend vorgestell­t – und die sehr gut Italienisc­h sprechende Angelika Hosser hatte dabei reichlich zu übersetzen. Die Gruppe nimmt aus diesem ungewöhnli­chen Urlaub so manche Anregung für die Arbeit im Krumbacher Weltladen mit nach Hause.

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Fotos: Sammlung Hosser Eine Krumbacher Reisegrupp­e, darunter Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Welt ladens, war vor Kurzem auf Sizilien unterwegs.
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Angelika Hosser mit dem legendären Bürgermeis­ter Leoluca Orlando.

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