Mittelschwaebische Nachrichten
Wo faires Wirtschaften ein Zeichen gegen die Mafia setzt
Reise Krumbacher Gruppe in Sizilien. Begegnung mit Palermos Bürgermeister und viele Anregungen für die Arbeit im Weltladen
Krumbach/Palermo Das ist – der Süden. Strahlend blauer Himmel, die Luft streichelt die Haut, ein wahres Schauspiel der Farben in den engen Straßen, Rot, Gelb, Grün, dazwischen immer wieder Gesang und die lauten Rufe der Händler. Marktstimmung in Palermo, Hauptstadt Siziliens. Mittendrin eine Reisegruppe aus Krumbach. Und dann steht er unvermittelt vor ihnen. Leoluca Orlando, Bürgermeister der Stadt, auf Sizilien so etwas wie eine Legende. Der Kampf gegen die Mafia hat sein Leben geprägt. Und manche sagen, dass es einem Wunder gleiche, dass er diesen Kampf bis heute überlebt hat. Bekannt ist Orlando auch durch seine „Charta von Palermo“, auf deren Basis er unter anderem ein Aufnahmesystem für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgebaut hat.
Der Krumbacher Reisegruppe (neun Personen) gehören etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Weltladens an. Fairer Handel - diese Thematik möchte sie während der Reise vertiefen. Ein großer Höhepunkt ist die zufällige Begegnung mit Orlando mitten auf dem Markt. Der Bürgermeister hört deutsche Worte. Er hat in Heidelberg Jura studiert, spricht die Gruppe auf Deutsch an.
„Er wollte wissen, wo wir herkommen und hat dann auch von seiner Begegnung mit Claudia Roth erzählt“, berichtet Reiseleiterin Ange- lika Hosser. Und dann: „Warten Sie, warten Sie, ich habe noch etwas im Kofferraum“. Orlando bringt eine deutsche Ausgabe der „Charta von Palermo“. Sie steht für die neue Zuversicht, die die Stadt in den letzten Jahren erfasst hat (Orlando, Jahrgang 1947, war von 1985 bis 2000 Bürgermeister, er ist es wieder seit 2012).
Zu einem weiteren großen Erlebnis der Reise, auch mit Blick auf die Arbeit des Krumbacher Weltladens, wird der Besuch bei einer Niederlassung von „Libera Terra“(zu Deutsch: „Freies Land“). „Libera Terra“ist eng mit dem Kampf gegen die Mafia verbunden, wie Angelika Hosser erläutert. „Libera Terra“, das steht für Lebensmittel, die auf ehemaligem, enteigneten Mafialand angebaut und hergestellt werden.
Auf Initiative des katholischen Priesters Don Luigi Ciotto wurden seit dem Jahr 2001 auf Sizilien und in anderen Bereichen Italiens zahlreiche Kooperativen gegründet. Der Kooperativenverband „Libera Terra“ist in Sizilien, Apulien, Kalabrien und Kampanien aktiv. Ziel ist es auch, dort jungen Menschen im Rahmen einer Beschäftigung eine Perspektive abseits der Machenschaften der Mafia und ihrer Ableger zu bieten.
Wichtig sind dabei Standards wie „faire Bezahlung“und die Integration behinderter Menschen. Der deutschen Gruppe wurden die Prinzipien des Projekts umfassend vorgestellt – und die sehr gut Italienisch sprechende Angelika Hosser hatte dabei reichlich zu übersetzen. Die Gruppe nimmt aus diesem ungewöhnlichen Urlaub so manche Anregung für die Arbeit im Krumbacher Weltladen mit nach Hause.