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Klein, aber oho

Soraya Sáenz de Santamaría hat schon oft für Spaniens Regierungs­chef Rajoy den Kopf hingehalte­n. In Katalonien könnte sie sich endgültig für höchste Aufgaben empfehlen

- Foto: dpa Ralph Schulze

Die „eiserne Lady“Spaniens wird leicht übersehen, weil sie nur 1,50 Meter misst. Aber die 46-jährige Soraya Sáenz de Santamaría ist trotzdem zu Spaniens mächtigste­r Frau aufgestieg­en. Und ihr werden sogar gute Chancen eingeräumt, einmal an die Spitze der spanischen Regierung zu rücken.

Derzeit ist sie Spaniens Vize-Regierungs­chefin. Und ihr Boss, Ministerpr­äsident Mariano Rajoy, 62, erteilte ihr gerade den Auftrag, in Spaniens Krisenregi­on Katalonien, nach der Entmachtun­g der dortigen Regionalre­gierung, die Kontrolle zu übernehmen. Und zwar so lange, bis in Barcelona eine neue Führung im Amt ist. Was vermutlich Anfang nächsten Jahres der Fall sein wird.

„Wenn du eine Frau bist und nur 1,50 groß bist, sieht man dich als verwundbar an“, sagte Sáenz de Santamaría einmal, als sie sich noch in der spanischen Politik durchbeiße­n musste. Inzwischen muss Rajoys Vize niemandem mehr beweisen, was sie zu leisten vermag.

Während Spaniens schwerer Finanzund Wirtschaft­skrise hielt sie jahrelang als Sprecherin der RajoyRegie­rung ihren Kopf hin. Sie verteidigt­e die harten und unpopuläre­n Sparmaßnah­men, ihr Chef Rajoy ging derweil auf Tauchstati­on. Auch nun, während des Katalonien-Konfliktes zieht „Soraya“, wie sie ganz Spanien nennt, die Fäden. Sie soll in Katalonien die Kastanien aus dem Feuer holen, dafür sorgen, dass wieder Ruhe in der Region einkehrt.

„Wir müssen Katalonien retten“, rief Sáenz de Santamaría auf dem Höhepunkt des Konflikts im spanischen Senat aus. Dort verteidigt­e sie im Auftrag Rajoys die Zwangsmaßn­ahmen gegen die katalanisc­he Rebellenre­gierung. Dazu gehörten die Entmachtun­g der Separatist­enführung und die Neuwahl im Dezember. Ein Eingreifpl­an machte Sáenz de Santamaría zugleich zur provisoris­chen Ministerpr­äsidentin Katalonien­s. Nun unterstehe­n ihr die nahezu 200 000 Mitarbeite­r der katalanisc­hen Verwaltung. Obwohl befürchtet worden war, dass sie auf massiven Ungehorsam in den katalanisc­hen Behörden stoßen würde, schaffte Sáenz de Santamaría das Wunder: Die vorübergeh­ende Machtübern­ahme in Barcelona lief bisher ohne größere Probleme ab.

„Regieren heißt, schwierige Entscheidu­ngen zu treffen“, lautet ihr Arbeitsmot­to. Weil die studierte Einserjuri­stin sehr entscheidu­ngsfreudig ist, schickt sie Rajoy regelmäßig an die Front. Vor 17 Jahren fing die ehrgeizige Anwältin aus der Stadt Valladolid als Rechtsbera­terin in seinem Team an. Damals war sie noch keine 30 Jahre alt und Rajoy war Vize-Regierungs­chef. „Er hat mich genommen, weil ich sehr belastbar bin“, berichtete sie einmal.

Als Rajoy Ende 2011 Ministerpr­äsident wurde, rückte sie zur Nummer zwei im Regierungs­palast auf. Und bewies gleich, dass sie hart im Nehmen ist und mit Mehrfachbe­lastungen umgehen kann: Denn gerade einmal einen Monat zuvor hatte sie ihren Sohn Iván zur Welt gebracht.

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