Mittelschwaebische Nachrichten
Können Anleger dem US-Markt trauen?
Mein Eindruck ist, dass vielen deutschen Anlegern bei USAktien zuerst der US-Präsident Trump in den Sinn kommt. Aber sollten sie deshalb die Finger von US-Aktien lassen? Der Vertrauensverlust in die US-Politik stört Amerika selbst weniger als die Rest-Welt. Die Wall Street scheint auf dem politischen Auge blind zu sein. Warum sollte sonst der USAktienmarkt das Polit-Chaos mit so vielen Rekordständen belohnen? Aber wenn die Sehkraft wieder zunimmt? Kommt dann die Erkenntnis, dass die Aktienhausse auf Sand gebaut ist? Stehen Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq vor einem Kurseinbruch oder einem Crash?
In puncto Regierung sollte man den Washingtoner Polit-Apparat nicht unterschätzen. Trumps Ministerriege und die Stabsstellen sind die ersten Offiziere der USS America. Sie sind in der Lage, selbst einen Captain „Donald“Ahab vom Kurs einer sinnlosen Verfolgung von Moby Dick abzubringen.
Diese smart guys setzen auf ökonomische Vernunft. Sie wollen eine Unternehmenssteuersenkung und eine geringe pauschale Einmalsteuer auf nach Amerika zurückgeführte Auslandsgewinne von US-Konzernen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Steuersenkungsbedingte Rückführungen von vielen Billionen schwer gehaltenem Kapital der US-Konzerne aus dem Ausland würden dann einen amerikanischen Investitionsboom lostreten und verbesserten den US-Arbeitsmarkt auch qualitativ.
Steuerlich bedingt sind steigende Gewinne der US-Aktiengesellschaften zu erwarten, die damit ihre aktuell sportliche Bewertung entspannen. Die Stimmung in der amerikanischen Industrie als Frühindikator ist bereits vielversprechend.
Allein wegen Trump – gewissermaßen als Persona non grata – sollten sich deutsche Anleger nicht vom US-Aktien-Markt abwenden. Moralund Renditefragen sind strikt voneinander zu trennen.