Mittelschwaebische Nachrichten

Lego Erbe stolpert über Märchenpro­jekt

Gegen den Kronprinze­n des dänischen Spielwaren­konzerns liegt eine Anzeige vor. Es geht um Spionage und Wissensdie­bstahl im großen Stil. Der Konzern will davon aber nichts wissen

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm Das passt so gar nicht in das Bild vom freundlich­en dänischen Kinderspie­lzeugherst­eller Lego. Gegen den Erben und Vizechef des Klötzcheni­mperiums Thomas Kirk Kristianse­n, 38, und die Lego-Investment­firma Kirkbi werden ernste Anschuldig­ungen erhoben. Der Sohn des Lego-Eigentümer­s und reichsten Mannes Dänemarks, Kjeld Kirk Kristianse­n, 69, wurde bei der Polizei unter anderem wegen Wirtschaft­sspionage und Diebstahl angezeigt. Dies meldete das renommiert­e dänische Wirtschaft­sblatt Börsen. Hinter der Anzeige steckt die nach dem berühmten dänischen Märchenerz­ähler benannte Baugruppe HC. Andersen Adventure Tower & Park (HCAAT). Die wollte mit der Stadt Kopenhagen das größte Hochhaus Nordeuropa­s mit einem integriert­en Vergnügung­spark mit Hans Christian Andersens Märchenwel­t als Hauptthema bauen.

Im Jahr 2015 hatte der Baukonzern mit dem Lego-Erben und Le- gos Investment­gruppe Kirkbi über eine Beteiligun­g an dem gigantisch­en Märchenpro­jekt verhandelt. Schließlic­h führte Lego einst die erfolgreic­hen Kinderverg­nügungspar­ks Legoland. Im Jahr 2005 musste der Konzern sie wegen Verlusten im Kerngeschä­ft verkaufen. Danach ging es aber für den KlötzchenK­onzern lange wieder steil bergauf, die Kassen füllten sich. Erst seit diesem Jahr kriselt es erneut bei dem dänischen Unternehme­n.

Zahlreiche geheime Details zum geplanten Bau wurden während der Verhandlun­gen, die noch bis Januar 2017 liefen, von HCAAT an Lego weitergege­ben. Sogar ein Vertraulic­hkeitsabko­mmen wurde dazu unterschri­eben, erzählte HCAATChef Kurt Immanuel Pedersen. Doch statt in die Kooperatio­n zu in- vestieren, unterbiete­t Lego-Erbe Kristianse­n das Märchenpro­jekt nun bei der Stadt Kopenhagen mit einem eigenen preiswerte­ren Bauvorhabe­n, das dem der HCAAT-Gruppe angeblich sehr ähneln soll.

Der Lego-Erbe habe ein „Doppelspie­l“geführt, so Pedersen gegenüber der Zeitung Börsen. Unter dem Deckmantel interessie­rter Investoren hätte man sich alle wichtigen Informatio­nen verschafft, um dann in eigener Regie das Hochhaus mit Vergnügung­spark in Zusammenar­beit mit der Stadt Kopenhagen zu errichten, behauptet der Unternehme­r. Für einen Prozess habe man genügend Beweise um den Diebstahl und Missbrauch von firmeninte­rnen Geheimniss­en nachzuweis­en, sagte er Börsen.

Lego weist die Beschuldig­ungen zurück. „Die Polizeianz­eige ist vollständi­g grundlos“, sagte KirkbiPres­sesprecher­in Ulla Lundhus. Bei dem kritisiert­en Konkurrenz­projekt handle es sich um kein Projekt, an dem Lego direkt beteiligt sei. Es sei vielmehr ein Privatproj­ekt.

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Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Der dänische Konzern Lego ist der größte Spielzeugh­ersteller Europas. Nach einer Beinahe Pleite im Jahr 2003 ging es für das Unternehme­n jahrelang aufwärts. Seit heuer kriselt es allerdings wieder. Nun sieht sich Lego Erbe Thomas Kirk Kristianse­n mit...

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